45.) " Scherben"

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(Jakes Sicht)

Ich lag die ganze Nacht wach und beobachtete Nessie beim schlafen, als sie endlich ruhig war.

Nach ihrem Zusammenbruch hatte ich sie aus dem Badezimmer tragen müssen und hatte sie nicht einmal dazu bringen können, sich etwas anzuziehen. Sie lag immer noch nur mit einem Handtuch umwickelt auf meiner Brust.

Eine Hand klammerte sie neben meinem Kopf in das Kissen, die andere in die Decke, die ich ihr über die Schultern gelegt hatte, damit sie wenigstens nicht fror.

Gegen Mitternacht, als ich selbst kurz eingenickt war, hörte ich leise Schritte auf dem Boden und riss die Augen auf. Noch immer war ich in Angriffshaltung, obwohl ich wusste, dass Nahuel längst weg war. Aber ich konnte einfach nicht anders, bis ich nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, dass es Nessie besser ging.

„Ich bin's nur. Wie geht es ihr?", fragte Bella flüsternd und ich sah die kleine Sorgenfalte zwischen ihren Augenbrauen trotz des kargen Lichts.

„Besser glaub ich. Sie schläft endlich ruhig.", antwortete ich ebenfalls flüsternd. Es hatte sehr lange gedauert, bis sich ihr Atem komplett beruhigt hatte und sie aufgehört hatte, zu zittern.

Vorsichtig zog ich die Decke ein Stück höher und sah Bella an. Sie kam langsam auf uns zu und strich Nessie kurz über den Kopf.

„Schlaft euch aus, Carlisle wird morgen noch einmal nach ihr sehen.", flüsterte sie und wandte sich zum gehen.

„Bells.", hauchte ich, als sie die Tür öffnete und sie drehte den Kopf in meine Richtung.

„Mach dir nicht zu viele Sorgen. Es wird ihr schon wieder besser gehen.", flüsterte ich und lächelte sie aufmunternd an. Sie nickte und erwiderte mein Lächeln kurz, dann war sie verschwunden.

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(Renesmees Sicht)

Als mein Verstand am Morgen wieder klar wurde, blieb ich einfach still liegen und lauschte Jakes Herzschlag. Ich öffnete auch meine Augen nicht, denn ich wusste nicht, ob ich dafür schon bereit war.

Zwar fühlte ich mich nicht mehr so fürchterlich, wie noch gestern Abend, doch ich konnte nicht sicher sein, dass nicht gleich wieder ein solcher Ausbruch passierte. Ich wusste immer noch nicht, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Ich erinnerte mich nur noch, dass ich in den Spiegel gesehen hatte; den kleinen Handspiegel - ich wusste nicht mehr, woher und wozu ich den hatte - und plötzlich schien alles über mir einzubrechen. Mein Kopf schien zu platzen und das letzte, woran ich mich erinnerte, waren jede Menge Scherben und Jake, der mich in seine Arme zog.

Ich wusste, dass Jake wusste, dass ich wach war, denn sein Griff verstärkte sich um mich. Er sagte nichts und ich war ihm sehr dankbar dafür, dass er mir Zeit gab.

Der Klang seines Herzens hatte diesmal nichts Verlockendes, nichts Schmackhaftes an sich, er war einfach nur beruhigend.

Schließlich öffnete ich meine Augen und sah meine Hand, die auf Jakes Brust lag. Ich hob den Blick nicht, sah mich nicht um, sondern wartete meine eigene Reaktion ab.

Glücklicherweise passierte nichts.

Langsam hob ich den Blick und sah in Jakes liebevolle Augen. Er strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und betrachtete mich abwartend.

„Wie geht es dir?", fragte er schließlich und ich lächelte leicht.

„Besser.", sagte ich leise und seufzte dann. Kurz ließ ich meinen Blick wieder sinken, dann hob ich ihn wieder und sah Jake an.

Biss - die nächste GenerationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt