8.) Sweet Dreams

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Renesmees Sicht

Nur kurz war alles um mich schwarz, zumindest kam es mir kurz vor, bis immer neue Farben vor mir auftauchten, die sich langsam zu einem Bild zusammenfügten.
Ich wanderte durch die Wüste, um mich herum nur Unmengen von Sand, über mir die unerbittliche Sonne. Eigentlich hätte ich durstig oder hungrig sein müssen, aber ich fühlte mich pudelwohl, obwohl ich bestimmt schon stundenlang lief. Der Sand hätte glühend heiß sein müssen unter meinen nackten Füßen, aber er hatte genau die richtige Temperatur; wie lauwarmes Badewasser.

Ich sah mich um und entdeckte in der Ferne einen kleinen grünen Punkt am Horizont.
Eine Oase!
Immer schneller bewegten sich meine Füße, bis ich schließlich über den Sand zu fliegen schien. Immer klarer erkannte ich Bäume, Sträucher und Wasser. Dann landete ich nach einem weiteren großen Satz auf weichem, hellgrünem Gras. Vor mir, in einer kleinen Senke, glitzerte ein türkiser See. Staunend ging ich auf das Wasser zu, dass unnatürlich tief zu sein schien.

Plötzlich hörte ich, wie jemand meinen Namen murmelte und drehte mich um. Hinter mir auf der Wiese lag Jake im Gras, die Arme lässig hinter dem Kopf verschränkt. Er lächelte das schönste Lächeln, das ich jemals gesehen hatte und winkte mich mit einer Hand zu sich. Wie in Trance bewegte ich mich auf ihn zu und setzte mich schließlich neben ihn ins Gras.
Auch das fühlte sich nicht so an, wie es sollte, wie auch schon der Sand zuvor. Ich erwartete, dass der Boden hart und etwas feucht wäre, doch er war weich, wie eine Daunendecke.

>>Nessie ...<<, flüsterte Jake.
Mir stockte der Atem, als er seine Hand an mein Gesicht legte und mich zu sich herunter zog. Ganz wie von selbst legten sich meine Lippen auf die seinen. Wir küssten uns stürmisch und als er wieder von mir abließ, bemerkte ich, dass er kaum etwas trug, außer einem paar abgeschnittener Jeans. Ich konnte nicht widerstehen, ich musste seine dunkle Haut einfach berühren. Er legte den Kopf zurück auf das Gras und ein merkwürdiges Schnurren ertönte aus seiner Kehle. Tiefer, als das einer Katze, aber mit genauso zufriedenem Klang.
„Jake ...", sagte ich, dann legte ich meine Lippen an seine Kehle und küsste ihn.

Es schienen schon Stunden vergangen zu sein und ich liebkoste ihn immer wilder. Mein Atem beschleunigte sich und mein Herz hämmerte so laut gegen meinen Brustkorb, dass ich seine flüsternde Stimme kaum noch hören konnte.
>>Nessie, ich Liebe dich ...<<, hauchte er immer wieder.
Ich bedeckte seinen ganzen Oberkörper mit küssen und schließlich landeten meine Hände am Bund seiner Hose. Ohne zu zögern öffnete ich sie und -

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Ich schreckte aus dem Schlaf. Keuchend versuchte ich mich zu orientieren. Meine Augen hatten sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt und ich realisierte, dass ich wieder Zuhause in meinem Zimmer war. Der schnelle Ortswechsel hatte mich etwas verwirrt, aber ich erinnerte mich schnell wieder daran, dass ich im Fluhzeug eingeschlafen war.
Ich wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht, als ich mich aufgesetzt hatte und atmete tief durch.
>>Ein Traum, nur ein Traum ...<<, sagte ich mir in Gedanken.
Dann stand ich auf und öffnete ein Fenster, damit die frische Luft auch den letzten Rest Müdigkeit aus meinem Körper verscheuchte, bevor ich auf die Uhr sah.
„Vier Uhr Morgens ...", murmelte ich verwirrt. Ich war mir nicht mehr sicher, welcher Tag überhaupt war.

Wo war Jake? All meine Gedanken kreisten um ihn, besonders nach diesem Traum. Ich hastete zur Tür, doch mit der Hand an der Klinke blieb ich stehen und sah an mir herunter. In ausgebeulten Jeans und einem vom schlafen zerknitterten T-Shirt konnte ich ihm nicht gegenübertreten.

Natürlich wusste ich, dass in diesem Haus niemand schlief außer Jacob und mir, und dass es daher ziemlich schwer werden würde, unbemerkt in sein Zimmer zu kommen. Aber zu meinem Glück schien es, als wäre gerade auch niemand außer uns beiden im Haus. Wahrscheinlich waren sie jagen.
Als ich meinen übergroßen Kleiderschrank - ein Geschenk von Tante Alice - nach etwas geeignetem durchforstete, bemerkte ich, dass ich selbst ganz schön durstig war.
Blut oder Wasser, war die große Frage.
Ich entschied mich schließlich für Blut, ich musste so oder so noch ein wenig frische Luft schnappen. Durch das lange Schlafen war ich völlig aufgedreht und sauste im Zimmer umher.
Aus Gewohnheit griff ich nach einem türkisen Hausanzug, den ich immer gerne zum jagen trug. Dann starrte ich die Kleidungsstücke an und warf sie schnell wieder in irgendeine Ecke. Die Farbe brachte detaillierte Erinnerungen meines verrückten Traumes mit sich und wieder wurde ich rot.

Letztendlich fand ich doch noch etwas zum anziehen; eine schwarze Stoffhose und ein einfaches T-Shirt. Ich schlüpfte in meine Turnschuhe und nahm dann den kürzesten Weg aus dem Fenster. Kaum war ich ein paar Kilometer in den Wald gelaufen, der sich hinter unserem neuen Haus erstreckte, roch ich auch schon ein paar Hirsche, die in der Nähe grasten.
Ich beschleunigte mein Tempo und stürzte mich auf den größten von ihnen. Gierig trank ich ihn bis auf den letzten Tropfen leer, dann ließ ich ihn einfach fallen und spazierte zum Haus zurück.
Und ich behielt Recht - unser Haus war bis auf mein Zimmer und die Küche stockdunkel. Auch das Haus von Tante Rose und Onkel Emmett, an dem ich auf dem Rückweg vorbeilief, war dunkel. Es sollte wohl ein längerer Ausflug werden.

Da also niemand da zu sein schien, betrat ich das Haus wieder durch die Haustür, machte mir aber nicht die Mühe, das Licht anzuschalten. Ich streifte meine Schuhe ab und trug sie die Treppe hinauf, um nicht unnötigen Lärm zu verursachen. Zwar hörte ich Jake in seinem Zimmer selig schnarchen, aber ich wollte trotzdem lieber auf Nummer sicher gehen. Als ich mir im Badezimmer Hände und Gesicht gewaschen, meine zerzausten Haare gekämmt und in einen einigermaßen annehmbaren Zopf gebunden hatte, schlich ich auf Socken zurück zu Jakes Zimmer.

An der Tür verharrte ich, unschlüssig, was ich jetzt tun wollte.
Nachdem ich eine ganze Minute grübelnd herumgestanden hatte, beschloss ich, einfach dasselbe wie im Flugzeug zu tun und meinem Instinkt die Leitung zu überlassen.

Leise öffnete ich die Tür, nur einen Spalt breit und schlüpfte in sein Zimmer. Dann lehnte ich mich an die geschlossene Tür und sah mich um. Überall lagen Kleidungsstücke verstreut und sein Koffer lag ungeöffnet Mitten im Raum. Ich musste lächeln; typisch Jake.
Dann jedoch stutzte ich. Sein Bett war leer, die Decke noch, wie am Tag unserer Abreise, aufgeschlagen.
Ich durchquerte das Zimmer und berührte die Decke. Kalt.
„Huh ...", machte ich.
Bereit, wieder zu gehen, wandte ich mich um und erschrak dann furchtbar über die große Gestalt direkt vor mir. Mit einem lauten Schrei machte ich einen Satz zum Fenster.
„Wow. Entschuldige ...", murmelte Jake.
Ich entspannte mich wieder und sah beschämt zu Boden, was sollte ich denn sagen?
„Ähm ....", war alles, was ich herausbekam.
Wenigstens konnte ich ihn diesmal ansehen. Er lächelte und kam auf mich zu.
„Komm mal her.", sagte er und umarmte mich. Zögerlich kuschelte ich mich an seine nackte Brust und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.

Plötzlich spürte ich etwas Eiskaltes in meinem Nacken und schrie überrascht auf.
„Igitt, Jake, was ist das, mach das weg!!", quiekte ich und sprang auf und ab als das Zeug langsam in mein T-Shirt lief.
Jacob kicherte nur.
„Sorry, das war mein Eis und jetzt hör doch mal auf zu hüpfen. Dreh dich um, ich wisch es weg.", sagte er ruhig.
Schnell drehte ich ihm den Rücken zu und wartete.
In diesem Moment wurde mir klar, ob er das geplant hatte oder nicht, ich war diesem Eis dankbar, denn es hatte die angespannte Stimmung zwischen uns weggefegt.
Als er dann seine Hände auf meine Schultern legte, wurde ich nervös.
„W-was ist denn nun? Mach schon, das ist echt eklig!", beschwerte ich mich, doch durch seine Berührung war meine Stimme nicht ganz so resolut, wie sie klingen sollte.
Dann breitete sich auf meinem ganzen Körper eine Gänsehaut aus, als ich erst seine Lippen und dann seine Zunge in meinem Nacken spürte.
„.... Jake .....?", fiepste ich heiser und wurde puterrot.
„Ich hab gesagt, ich wische es weg, ich habe nicht gesagt, wie.", kicherte er, umarmte mich und sah mich über meine Schulter hinweg an.
„Das war übrigens nicht geplant, falls du das denkst.", hauchte er.
Da mir nichts weiter einfiel, was ich sagen konnte, und ich mich etwas überhitzt fühlte, zog ich seine Hand höher und kostete von seinem Eis.
„Lecker ...", murmelte ich verlegen.
„Du auch ...", antwortete er flüsternd und drückte seine Lippen auf meine Schulter.
Ich schluckte geräuschvoll, als mich erneut eine Gänsehaut überzog. Dann nahm ich ihm einfach sein Eis weg und drehte mich um.
„Jake, ich ...", begann ich leise, wurde aber dann von seinem liebevollen Blick zum schweigen gebracht. Erst, als das Eis schmolz und über meine Hand lief, konnte ich wieder wegsehen. Hilflos starrte ich auf die Linien, die die Flüssigkeit auf meine Haut malte.

Ich sah erschrocken auf, als er mir das Eis plötzlich aus den Händen riss und hinter sich warf.
„Du kannst doch nicht immer alles durch die Gegend werfen ...", murmelte ich, als er seine heißen Arme um mich legte.

Biss - die nächste GenerationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt