15.) ein Ausflug mit Folgen

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Renesmees Sicht

Wir schwiegen eine Weile, jeder folgte seinen eigenen Gedanken und ich war mir sicher, dass seine etwas zuversichtlicher waren, als meine. Schließlich drückte er mich fester an sich und küsste mich auf die Stirn.
„Mach dir einfach nicht so viele Sorgen, es wird schon alles gut gehen.", sagte er und küsste mich wieder sanft.
„Hm ...", machte ich nur.
„Wir üben einfach jeden Tag ein bisschen und dann sehen wir ja, ob es dir schwerer fällt oder nicht.", sagte er. Ich riss die Augen auf.
„Jeden Tag?! Jake, das ist gefährlich!", rief ich und wand mich aus seinen Armen, denn so schockiert, wie ich üher seine Idee war, konnte ich einfach nicht mehr so ruhig mit ihm kuscheln.
„Nessie, ich will, dass es dir besser geht und du keine Angst mehr haben musst. Und niemand hat gesagt, dass es leicht werden würde."
„Aber Jake, was wenn ich mich nicht mehr beherrschen kann, was wenn-"
„Jetzt hör doch mal auf!", unterbrach er mich und nahm mein Gesicht in die Hände. „Mach dir nicht so viele Gedanken, Nessie. Das ist doch das größte Problem bei der Sache. Wenn du ständig das Schlimmste erwartest, wird es auch passieren. Du verunsicherst dich damit selbst. Lass dich einfach einmal fallen und vertrau dir selbst. Ich weiß, dass du stark bist und mich nicht verletzen wirst. Und selbst wenn - ich heile schneller als jeder andere.", redete er auf mich ein und lächelte schließlich zuversichtlich.
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, denn er hatte eigentlich vollkommen Recht. Also nickte ich nur und seufzte leise, als ich mich wieder in seine Arme schmiegte.

„Also, morgen früh geht es weiter.", sagte er und bemühte sich um einen autoritären Ton. Es funktionierte nicht wirklich, ich lachte.
„Gut.", kicherte ich.
Dann schweiften meine Gedanken zum morgigen Tag und mir fiel auf, dass wir dann ganz allein sein würden. Es war Montag, also gingen alle in die Schule oder zur Arbeit. Alle bis auf uns beide. Ich wurde puterrot und Jake sah mich skeptisch an.
Aus dem Augenwinkel sah ich deutlich, wie seine Augenbrauen sich zusammenzogen und er angestrengt nachdachte, was meine Reaktion wohl auslösen konnte. Ich zählte im Geiste bis drei, dann wurden seine Augen plötzlich größer und ich meinte zu erkennen, wie er unter seiner dunklen Haut rot wurde. Er räusperte sich leise und ich sah auf unsere verschränkten Hände.
„Was ... hältst du davon, wenn wir morgen einen kleinen Ausflug machen?", fragte er schließlich nach langer Stille und ich schmunzelte etwas, denn er wollte wirklich unsere neue Freiheit so strapazieren und gleich mit mir nach draußen gehen.
„Wohin denn?", fragte ich neugierig.
„Das verrate ich nicht. Willst du oder nicht?", hakte er nach und ich schürzte die Lippen. Er wusste genau, wie neugierig ich war und nutzte das auch gerne mal für seine Zwecke aus.
„Natürlich will ich.", murmelte ich, denn ich kam so selten aus dem Haus, dass ich mich riesig über sein Angebot freute.
Dann sahen wir wieder schweigend fern und ich zeichnete geistesabwesend Muster auf Jacobs nackten Oberkörper. Sein zufriedenes Seufzen war das letzte, was ich hörte, bevor ich in einen traumlosen Schlaf glitt.

Ich erwachte am Morgen noch vor Jake und beobachtete ihn eine Weile lächelnd beim schlafen. Er sah sehr zufrieden aus und als ich meinen Kopf hob, um ihn zu küssen, drückte er mich enger an sich und murmelte etwas Unverständliches. Ich kicherte leise und legte meinen Kopf wieder auf seine Brust.

Ruhig lauschte ich gleichermaßen auf seinen Herzschlag, als auch auf die Geräusche im Haus. Meine Familie war natürlich schon auf den Beinen, sie bereiteten sich gerade auf die Schule vor. Über uns hörte ich, wie meine Oma Esme ihre Unterlagen ordnete - sie war die Sekretärin meines Opas, der gerade damit beschäftigt war, seine Tasche für den Tag im Krankenhaus zu packen. Damit sie immer hier bei uns hatte bleiben und mich am Nachmittag noch unterrichten konnte, hatte sie einen Job angenommen, bei dem sie auch von Zuhause aus problemlos arbeiten konnte. Zwar war das in dem Krankenhaus, in dem Carlisle arbeitete, nicht üblich gewesen, doch da er kein Problem damit hatte, dass Esme und er sich über den Computer verständigten, hatten seine Vorgesetzten es wohl auch nicht.
Unter uns im Erdgeschoss lief der Fernseher, doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte niemanden hören, der davor saß. Dann hörte ich meinen Vater in der Küche. Wahrscheinlich bereitete er ein Frühstück für uns vor, das tat er oft. Nach etwas genauerem lauschen hörte ich auch meine Mutter, die ihm Gesellschaft leistete.
Wenig später war das Haus still, alle hatten sich auf den Weg zu Arbeit oder Schule gemacht.

Biss - die nächste GenerationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt