55.) " keine Geheimnisse mehr "

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(Renesmees Sicht)

Es kam mir wie eine endlos lange Zeit vor, die wir so standen und ich versuchte, gegen die Panik zu kämpfen, die mich zu überrennen drohte. Wahrscheinlich war es nicht einmal eine Minute.

„Ich bin ja da. Ich liebe dich, Ness.", hauchte er und drückte einen süßen Kuss auf meine Lippen.

Ich nickte, denn ich glaubte nicht, dass ich in der Lage war, zu sprechen.

Vorsichtig hob er eine Hand und legte sie auf meinen Kopf.

„Er ist nicht hier, er wird nie mehr wieder kommen. Konzentrier' dich auf den Wald.", murmelte er und ich versuchte mit aller Kraft, zu tun, was er sagte. Meine Hände krampften sich in sein T-Shirt, als ich die ersten Geräusche in der Ferne wahrnahm. Es war eine mehr oder weniger bewusste Handlung, denn ich wollte ihm nicht versehentlich das volle Ausmaß meiner Angst schicken.

„Hör auf den Wind.", murmelte er, als ich mich wieder etwas entspannt hatte. Ich nickte unmerklich und lauschte dem Atem der Welt, die mich umgab. Dann spürte ich, wie ich immer ruhiger wurde und schließlich rang ich mich dazu durch, den Kopf etwas zu heben und in die Krone eines alten Baumes zu blicken, dessen Blätter sich im Wind wiegten.

Jakes Hand wanderte zu meiner Wange und strich sanft darüber. Ich legte meine Hand auf seine und bemühte mich um ein kleines Lächeln. Dann lehnte ich mich wieder gegen ihn und er schloss die Arme fest um mich.

„Ich hätte auf dich hören sollen. Es tut mir leid.", gestand ich und küsste ihn auf die Wunden, die ich ihm zugefügt hatte. Ein leichter Schauer lief über seine Arme und Schultern, doch er ließ mich nicht los.

„Sag's schon." Mit diesen Worten riss Jake mich aus meinen düsteren Erinnerungen an meinen letzten Jagdausflug, die mich ungehindert durchströmen konnten.

„Was?", fragte ich und sah verwirrt in sein verschmitzt grinsendes Gesicht.

„Dass ich Recht hatte und du Unrecht.", sagte er und grinste. Ich wurde puterrot und er lachte. Schließlich konnte ich nicht anders und musste mit ihm lachen.

Erleichterung breitete sich aus. Erleichterung und Dankbarkeit, da er es wieder einmal verstand, eine unangenehme Situation aufzulockern.

„Ja, gut du hattest Recht, großer Meister.", murmelte ich und kletterte auf seinen Rücken. Er schnaufte gespielt und verschränkte seine Arme hinter dem Rücken, damit er mich halten konnte.

„Und jetzt ab nach Hause, bevor ich noch ganz verrückt werde.", murmelte ich und verbarg das Gesicht an seiner Schulter. Er streichelte flüchtig über meinen Oberschenkel, der genau über seiner Hand war und versetzte mir damit eine Gänsehaut. Ich erinnerte mich an all das, was vor dem Biss war, als er losrannte, und wurde rot.

Plötzlich war ich froh, dass er mich nicht sehen konnte.

Doch es erinnerte mich auch an die weniger Schönen Dinge, die noch vor mir lagen. Ich musste mich dringend um meine Selbstbeherrschung kümmern und dann würde ich Megans Rat Folge leisten und mit Jake sprechen, wie ich es eigentlich schon vorhatte.

Und natürlich stand auch noch das Gespräch mit Rosalie aus.

Ein leises Keuchen entwich mir, als wir an unserem Haus ankamen und ich sah, wer gerade zurückkehrte. Wenn man vom Teufel spricht, könnte man sagen, denn Rosalie wollte gerade hinter Emmett durch die Tür gehen.

Jake ließ mich vorsichtig von seinem Rücken gleiten und ich sah meine Mutter auf mich zustürmen, die mich auch sogleich in ihre Arme schloss und so fest umarmte, dass mir die Luft ausblieb.

„Tut mir leid, Mom, ich wollte dir keine Sorgen machen.", entschuldigte ich mich und sie streichelte mir über das Haar, als sie tränenlos schluchzte.

Biss - die nächste GenerationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt