44.) Wut und Ohnmacht

102 4 2
                                    


(Jakes Sicht)

Nachdem ich Nessie mit Edward zusammen nach Hause gebracht hatte, blieb ich vor der Verandatür stehen. Alles in mir drängte mich nach drinnen, besonders jetzt, da sie verletzt war, doch ich hatte noch etwas zu erledigen.

„Mäßige dich.", hörte ich Edwards Worte als Antwort auf meine mordlüsternen Gedanken. Ich schnaubte nur und schüttelte mich.

>>Ich bin bald zurück.<<, dachte ich und er nickte. Er wusste, dass ich Nahuel schon nicht umbringen würde, auch, wenn ich es noch so gern wollte.


Ich rannte in den Wald und hatte bald die Spur von Zafrina und den anderen gefunden. Bis zur Landesgrenze im Süden folgte ich ihr und hatte sie dann endlich eingeholt. Sie hatten auf mich gewartet, nahm ich an, und ich rannte schneller.

Ich hatte eigentlich gedacht, ich hätte mich unter Kontrolle, wenn ich ihn sehen würde, doch dem war nicht so. Als ich ihn schon von weiten auf einer Lichtung stehen sah, packte mich blinde Wut und ich stürzte knurrend auf ihn zu. Sofort stand Zafrina vor mir und versperrte mir den Weg.

„Bist du gekommen, um dich zu Rächen?", fragte sie ernst und sah mir in die Augen. Schnaufend schüttelte ich den Kopf. Dann sah ich über sie hinweg zu Nahuel und ging ein Stück zurück in den Schutz der Bäume, um mich zurückzuverwandeln. Schnell zog ich meine Hose über und ging wieder zu ihnen.


Ich ging direkt auf Nahuel zu, der nicht die Absicht hatte, dich in irgendeiner Form zu verteidigen. Seine Augen sahen irgendwie trüb aus, als wäre er gar nicht hier, mit seinen Gedanken. Ich wollte gar nicht wissen, was genau gerade in seinem kranken Hirn vor sich ging, am liebsten hätte ich ihm jeden einzelnen Gedanken aus dem Kopf geprügelt.

Stattdessen packte ich ihn am Kragen seines Hemdes und zog ihn in die Luft.

„Wehe, du lässt dich hier noch ein einziges Mal blicken. Dann werde ich dich eigenhändig auseinander nehmen und anzünden, hast du verstanden?", knurrte ich und meine Hände zitterten, da ich mich vor lauter Wut am liebsten gleich wieder verwandelt hätte.

Für einen kurzen Moment leuchtete etwas in seinen Augen auf, dann nickte er nur stumm und ich ließ ihn fallen. Mit einem dumpfen Knall lag er auf dem Boden und kam mühsam wieder auf die Beine. Keiner aus seiner Familie half ihm dabei, aufzustehen, obwohl es ihm offensichtlich schwer zu fallen schien. Zafrina und die anderen kannte ich schon lange und wusste, dass sie wirklich nette und hilfsbereite Wesen waren, nicht zuletzt wegen ihrer Hilfe mit den Volturi. Dass sie einem aus ihrem Zirkel jetzt nicht einmal mehr auf die Füße halfen, ließ mich ahnen, dass mit Nahuel schon länger etwas im Argen lag, doch Mitleid hatte ich mit ihm nicht. Was auch immer in seiner Vergangenheit vorgefallen war, er hatte nicht das Recht, die Zukunft von mir und Nessie zu zerstören.


Ich verwandelte mich wieder hinter einem Baum und brachte sie dann noch bis zur Landesgrenze, denn ich wollte sicher gehen, dass sie auch wirklich weg waren. Nessie hätte sich sicher gefreut, wenn Zafrina da geblieben wäre, doch ich war froh, dass sie dafür sorgte, dass Nahuel wieder in den Regenwald kam, denn ihre körperliche Stärke hatte ich bei der einen oder anderen Jagd schon bestaunen können.

Als ich sie am Horizont verschwinden sah, rannte ich so schnell ich konnte nach Hause zurück. Es fühlte sich wirklich gut an, endlich meinen Instinkten zu folgen und zu Nessie zu gehen.

Biss - die nächste GenerationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt