30.) Der Morgen danach

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(Renesmees Sicht)

Wir waren noch bis in die frühen Morgenstunden auf gewesen und hatten getanzt, geredet, und mit unseren neuen Freunden gelacht. Erst gegen Mittag waren wir dann mit knurrenden Mägen aufgestanden und verschlafen in die Küche gegangen.
Dort erwartete uns schon mein Vater mit dem Mittagessen.
„Wir wollten doch eigentlich noch helfen.", murmelte ich, als ich durch die geöffnete Tür ins Wohnzimmer sah, das schon wieder blitzblank war.
„Du kennst doch Esme. Wenn auch nur ein Staubkorn zu sehen ist, wird sie es garantiert vernichten.", sagte mein Vater lächelnd, als wir uns an den Esstisch setzten.

„Man, hab ich Kopfschmerzen.", flüsterte Jake neben mir und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Ich sah ihn grinsend an, denn Mitleid hatte ich nach der Nacht nicht mehr mit ihm.
„Kein Wunder, so, wie du gestern noch getrunken hast.", bemerkte ich und dachte daran, wie er und die Jungs noch etwas zu viel Spaß hatten.
Ich hatte es ihm ja gleich gesagt, doch er musste ja mit Ian und Robert noch unbedingt eine ganze Flasche von irgendeinem übel riechenden Schnaps trinken. Und da er den Alkohol bei seiner Körpertemperatur natürlich schneller verbrannte, trank er auch etwas mehr als die beiden. Aber die gleiche Wirkung wie bei einem normalen Menschen hatte das Getränk natürlich trotzdem und so musste er jetzt unter dem Kater leiden
Er murrte und ich streichelte seinen Arm. Ein bisschen mitleid hatte ich nun doch mit ihm, aber das würde ich ihn niemals wissen lassen. Wer nicht hören will, muss fühlen, hieß es schließlich.

„Recht hast du.", sagte mein Vater und stellte uns das Essen auf den Tisch. Ich sah, wie Jake das Gesicht verzog und den Teller etwas beiseite schob, ohne den Kopf zu heben.
Ich seufzte und stand auf, um sein Essen in die Mikrowelle zu stellen.
„Dann isst du eben später. Vielleicht erst einmal ein Glas Wasser?", fragte ich und sah ihn nicken.
„Und das nächste Mal wirst du auf mich hören.", schalt ich ihn und er nickte wieder. Ich hörte meinen Dad lachen und drehte mich mit fragendem Blick zu ihm um. Er schüttelte nur grinsend den Kopf und verließ dann den Raum, denn er wollte sein Klavier heute stimmen, was etwas Zeit in Anspruch nehmen würde.

Verwundert sah ich ihm hinterher und warf dann eine Vitamintablette in das Wasser.
Langsam ging ich wieder zum Tisch und stellte das Glas vor Jakes Nase.
„Danke.", murmelte er und sah mich kurz an. Ich lächelte leicht und wandte mich dann dem Essen zu. Es gab Braten und es schmeckte mal wieder richtig gut, denn neben Esme hatte auch mein Vater über die letzten Jahre seine Kochkünste so perfektioniert, dass selbst ein Sternekoch im Fernsehen neidisch werden würde.

Nachdem er das ganze Glas in kleinen Schlucken geleert hatte, schien es Jake schon etwas besser zu gehen und er lehnte sich zurück.
„Na, freust du dich schon auf morgen?", fragte er leise und ich sah auf.

Morgen würde unser erster Schultag sein und ich wurde schon unruhig, wenn ich nur daran dachte. Wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass Jake mit mir kommen würde, hätte ich mich sicher jetzt schon unter meinem Bett versteckt.
Jake seufzte leise, als er meinen Gesichtsausdruck sah und streichelte meine Wange.
„Mach dir nicht so viele Sorgen. Hey, vielleicht kommen wir ja mit Meg und den anderen in eine Klasse, wär das nicht was?", sagte er fröhlich und ich lächelte.
„Hoffentlich.", bemerkte ich dann und schob das Gemüse auf meinem Teller hin und her.

Dann schweiften meine Gedanken wieder ab zu allem Möglichen. Ich würde den kleinen Bryan den ganzen Tag nicht sehen.
Plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich unseren neuen Freunden versprochen hatte, sie dürften ihn sehen, wenn er erstmal groß genug wäre. Hoffentlich würden sie auch, wie Jake und ich zuvor, glauben, es handele sich bei ihm um einen Hund. Denn wir sorgten schon für genug Aufsehen und die Tatsache, dass wir einen Wolf im Haus hielten, würde uns nur noch mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Ich seufzte und bemerkte Jakes fragenden Blick auf meinem Gesicht, reagierte aber nicht.

Biss - die nächste GenerationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt