78.) " Intermission - dunkle Geheimnisse "

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Ich wartete auf einem hohen Baum und grinste, als ich sah, dass die anderen Vampire das Haus verließen und nur noch diese kleine Schlampe und ihren räudigen Köter zurückließen. Angestrengt starrte ich auf den kleinen roten Punkt der Minikamera, die ich direkt unter dem Fenster angebracht hatte, wie es mein Meister befohlen hatte. Angewidert verzog ich das Gesicht, als ich die ekelhaften Geräusche hörte, die die beiden da produzierten. Ich versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken und wartete, bis endlich Stille herrschte, bis ich mich mit Hilfe meiner Fähigkeit schnell unter das Fenster, und dann bis vor das Haus meines Meisters transportierte.

Ich machte mir nicht die Mühe, anzuklopfen oder zu klingeln, sondern ging einfach durch die Hintertür hinein und direkt die Stufen hinunter in die Räume, die er für sich hatte herrichten lassen. Ich fand ihn an seinem Schreibtisch, über seinem Laptop brütend, auf dem immer wieder die gleichen Fotos von ihr abgespielt wurden. Schneidende Eifersucht machte sich in mir breit, als ich das sah und mir wünschte, dass er mich mit solchen Augen betrachten sollte. Anstatt mich immer nur gefügig zu machen, wie er es wollte und mich zu benutzen wie einen Gebrauchsgegenstand. Ich verfluchte seine Gabe, die so viel stärker war als die meine. Egal, wie weit ich mich von ihm entfernen würde, solange er es nicht so wollte, müsste ich immer wieder zu ihm zurück.

„Huanita.", begrüßte er mich mit heiserer Stimme und ich versuchte, mir meine Abneigung nicht anmerken zu lassen, als ich sah, dass er seine Hand zwischen den Beinen hatte.

„Ich den Befehl ausgeführt.", sagte ich leise und hielt ihm die kleine Kamera hin. Als er sie nicht nahm, trat ich ein paar Schritte näher und legte sie auf seinen Schreibtisch.

„Du HAST den Befehl ausgeführt, lern endlich sprechen wie ein normaler Mensch.", murrte er und zog ein kleines Kabel aus dem Laptop, dessen Ende er in die Kamera steckte. Der Film startete automatisch und er stieß ein animalisches Grunzen aus, als er ihn bis zuletzt durchlaufen ließ und ihn dann erneut startete.

„Komm her.", verlangte er und ich wehrte mich mit aller Kraft gegen meine Beine, die mich immer weiter zu ihm bewegten. Er starrte direkt in meine Augen und legte dann seine Hand auf meine Schulter, stieß mich auf die Knie.

„Verschaff' mir doch ein bisschen Erleichterung, meine Liebe.", sagte er und ich starrte ihn Fassungslos an, als er weiterhin auf den Bildschirm starrte und das Bild so justierte, dass er nur sie sah. Ich kämpfte so lange dagegen an, bis ich einen scharfen, stechenden Schmerz in meinem Kopf fühlte und mich gezwungenermaßen über ihn beugte.

Er grunzte wieder und keuchte ihren Namen, während er mich zu immer schrecklicheren Dingen zwang. Ich hasste ihn dafür und doch konnte ich nicht aufhören, ihn zu lieben. Aber ich wusste auch, dass das nicht mehr der Einfühlsame junge Mann war, den ich in meiner Heimat getroffen hatte. Die Macht, die ihm das Gift eingeflößt hatte, hatte ihm all das genommen, was ich in so kurzer Zeit an ihm lieben gelernt hatte. Ich hatte ihn verändert, es hätte alles so gut werden können, wenn er sie nicht getroffen hätte.

„Sieh nur, was er ihr antut, dieser Straßenköter.", keuchte er und strich über mein Haar. Es fühlte sich genauso an wie früher, und wenn ich hätte weinen können, hätte ich es längst getan.

„Sie will ihn doch gar nicht, sie bemitleidet ihn nur.", murrte er und ich erinnerte mich noch gut daran, wie aufgebracht er nach Hause gekommen war, als er die beiden in der Schule beobachtet hatte. Er hatte geschrieen, seinen Ärger mal wieder an mir ausgelassen und behauptet, dieser Hund würde sie benutzen. Ich hätte fast gelacht, als er gesagt hatte, dass sie das nicht verdient hatte, denn das war doch genau das gleiche, was er mir Tag für Tag antat. Und hatte ich es etwa verdient? Nun, vielleicht, ja.

Biss - die nächste GenerationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt