9.) kleine Notlügen

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Renesmees Sicht

Jake ... Meine Eltern werden bald wiederkommen ...", murmelte ich in sein Ohr, als er kurz aufhörte, mich zu küssen, damit er zu Atem kommen konnte.
„Hmm....", machte er nur und legte seine Lippen wieder auf meine.
Mit einem resignierten Seufzer schlang ich meine Arme wieder um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss. Nicht, dass es mir nicht auch Spaß gemacht hatte, doch ich wollte unter keinen Umständen herausfinden, was passieren würde, wenn meine Mutter uns so sah.
Es war verrückt - und irgendwie machte es mir auch ziemlich Angst - plötzlich solche Dinge mit ihm zu tun, aber ich konnte nicht anders. Es überkam mich einfach. Es war, als wären wir beide Magnete und wurden einfach voneinander angezogen.
Sein Nacken war schon ganz klebrig von dem Eis, dass ich dort verteilt hatte, doch es
kümmerte keinen von uns.

Es schienen schon Stunden vergangen zu sein, seit er das Eis durchs Zimmer geworfen, und mich in derselben Bewegung auf seine Kommode gehoben hatte. In meinem Magen flatterten tausende Schmetterlinge wild drauflos, sobald er meine Beine mit seinen Hüften auseinander geschoben und sich dazwischen gestellt hatte. Die Wärme seines Körpers erfüllte mich und ich konnte kaum noch an etwas anderes denken, außer an ihn.
Wenn er mich nicht gerade um den Verstand brachte mit seinen Küssen, machte ich mir Sorgen, denn meine Eltern könnten jeden Moment hier hereinplatzen. Wenn ich davon ausging, dass sie um Mitternacht aufbrachen, wie es für uns üblich war, dann würden sie bald wieder hier eintreffen. Und mal abgesehen davon, dass das ganze ziemlich peinlich wäre, hatte ich auch noch keine Ahnung, wie ich es meiner Mutter erklären sollte.
„Lass mich das machen ...", murmelte Jake als Antwort auf meine Gedanken, als er einen Kuss auf mein Schlüsselbein hauchte. Eine Gänsehaut fuhr über meine Arme und der Atem stockte mir.
Es war mir nicht wirklich bewusst, dass er meine Gedanken schon die ganze Zeit hören konnte. Überhaupt hatte ich sie ihm in letzter Zeit immer seltener hören lassen, ich konnte mir ja nie wirklich sicher sein, dass mir nicht doch einmal etwas Komisches rausrutschte.
Jetzt ballte ich meine Hände in seinem Nacken zu Fäusten. Er musste ja nicht alles wissen ...
Jake reagierte nur mit einem leisen Murren darauf, dann strich er mit seiner Zunge fordernd über meine Lippen. Ich wusste schon, was er wollte, doch ich ließ ihn noch etwas zappeln.
Sehr lange hielt ich seinem Bitten allerdings nicht stand und öffnete meinen Mund etwas.

Kaum hatten unsere Zungen ihr süßes Spiel begonnen, hörte ich das Klicken eines Schlüssels, der im Schloss gedreht wurde. Kurz darauf auch schon Schritte im Wohnzimmer.
Hastig drückte ich meine Hand wieder auf Jacobs Nacken und wiederholte die Geräusche für ihn. Er murrte nur wieder und zog mich enger an sich.
Ich seufzte leise. Einerseits wusste ich, dass es ziemlich unangenehm werden könnte, wenn uns hier jemand fand, andererseits wollte ich aber auch nicht aufhören. Allerdings wiederholte ich die Schritte auf der Treppe für Jake mit einem etwas panischen Unterton.
Als er endlich von mir abließ und dazu ansetzte, etwas zu sagen, war es auch schon zu spät.
„Was tut ihr denn da?!", hörte ich die geschockte Stimme meiner Mutter hinter mir.
Ich hörte unser beider Herzen einen Schlag aussetzen, dann, wie sie mit doppelter Geschwindigkeit weiterschlugen. Im Bruchteil einer Sekunde stand mein Entschluss fest.
Schnell knotete ich eine Strähne von Jakes Haaren in mein Armband, dann zog ich mit aller Kraft.
„Aaaaaau!!", beschwerte er sich.
„Mein ... Armband. Es hängt in Jacobs Haaren fest und ich krieg es einfach nicht ab.", log ich munter drauf los. Ich hörte Mom auf uns zu kommen, aber leider konnte ich nicht an Jake vorbeisehen. Vielleicht war das auch gut so, denn so konnte sie mich auch nicht sehen und ich war im Moment wahrscheinlich puterrot.
„Und wie kommt es da hin?", fragte sie skeptisch und zog vorsichtig an meinem Arm.
„A-also ....", stotterte ich und sah Jake hilflos an.
„Ach, du kennst mich doch Bells. Ich hab ein bisschen rumgeblödelt und schon war's passiert.", lachte Jake, doch er blickte mich wachsam an, vermutlich machte er sich dieselben Sorgen, wie ich.
„Hm ...", machte meine Mom nur und entwirrte meine Hand.
Als meine Hand wieder frei war, sprang ich von der Kommode und erschrak, als ich meine Mutter ansah. Sie hatte diesen Blick. Diesen ganz bestimmten Blick, der alles zu durchschauen schien und den sicher nur Mütter hatten. Ich schluckte geräuschvoll.
„Also ... ich geh dann mal in mein Zimmer.", sagte ich etwas zu schnell und ging zur Tür. Dort trat ich allerdings genau in die kleine Pfütze, die früher mal ein Eis war. Ich starrte darauf und durch die Hitze, die sich plötzlich in meinem Gesicht ausbreitete, schloss ich, dass ich noch ein paar Töne röter wurde.
Ohne einen weiteren Blick in den Raum oder sonst irgendwohin zu werfen stürzte ich in mein Zimmer. Sobald ich drinnen war, schlug die Tür zu und drehte den Schlüssel um. Zwar würde das niemanden in diesem Haushalt aufhalten, doch seitdem ich alt genug war, um zu wissen, was Privatsphäre in einem Haus voller Vampire mit übernatürlichen Sinnen zu haben, hatte ich diesen Schlüssel. Mit ihm konnte ich den anderen mitteilen, wann ich lieber meine Ruhe haben wollte, wie es jetzt der Fall war.

Biss - die nächste GenerationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt