Biss - die nächste Generation

51.) " Geheimnisse und kleine Unfälle "

(Renesmees Sicht)

Die ganze Choreografie verlief ohne Zwischenfälle und die Mannschaft feuerte nun einmal uns mit Pfiffen und Rufen an. Die Musik dröhnte über den Platz und ich war mir der anderen Schüler deutlich bewusst, die sich neugierig vor dem Zaun eingefunden hatten. Sie jubelten begeistert mit und aus dem Augenwinkel erkannte ich sogar einige Handykameras, die sich auf uns richteten. Zweifelsohne würden diese Videos ihren Weg auf unsere selten aktualisierte Schulhomepage finden.

Das Ende des Songs nahte heran und es war schließlich Zeit für Chris und Ryan, die stärksten unseres Teams, mich in die Luft zu befördern. Ich hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache, doch ich tat es als einfache Aufregung ab.

Die Mädchen neben mir landeten sicher auf den Händen ihrer Partner und riefen den Schlachtruf der Schule.

„Auf geht's!", murmelte Ryan und ich konnte ihn nur aufgrund meiner guten Ohren über die dröhnende Musik hinweg hören. Sie fassten mich gemeinsam mit jeweils einer Hand an der Hüfte und am Knie und warfen mich in die Luft. Ich half ihnen etwas, in dem ich leicht absprang, als sie losließen. Es schien wirklich alles perfekt zu laufen und ich war überrascht, da sie es jeder einzeln im Training versucht hatten und es natürlich misslungen war.

Ich landete sicher auf den Händen der beiden und streckte die Arme aus, wie die anderen es taten. Die Menge tobte natürlich und ich erkannte ein breites Grinsen auf Jakes Gesicht, dass leider nur eine Sekunde hielt. Dann nämlich konnte Ryan mich nicht mehr halten und seine Hand rutschte unter meinem Schuh weg. Ich schwankte und fiel schließlich mit diversen Teammitgliedern zu Boden, denn für die Figur hatten wir uns an den Händen gehalten. Wir verursachten einen schrecklichen Lärm, der noch lauter zu werden schien, als die Musik mitten im größten Chaos endete.

Ich sah, wie die Sitze vor uns immer näher kamen und verschränkte instinktiv die Arme vor dem Kopf. Wieder folgte lautes Poltern und Etwas schlug gegen meinen Hinterkopf und meine Arme.

„Nessie!", hörte ich Jakes verzweifelte Stimme rufen und dann ertönten auch schon die Schritte der Spieler auf den Stufen.

„Nessie!" Jakes Stimme klang nun näher und ich öffnete die Augen, um mich zu orientieren. In meinem Kopf drehte sich alles und ich lag in einer merkwürdigen Position zwischen zwei Sitzreihen auf dem Boden.
„Einen Krankenwagen!", schrie jemand und ich rappelte mich auf, um ihnen zu versichern, dass es mir gut ging. Denn auch, wenn mir von dem Schlag gegen den Kopf etwas schwindelig war, war ich mir sicher, dass ich keine Verletzungen hatte. Soweit ich es beurteilen konnte, hatte ich mir nichts gebrochen, was bei meinen Knochen ja auch ein recht schwieriges Unterfangen war. Ich spürte Jakes Hände an mir, als er mich auf die Beine zog.

„Alles okay?", fragte er und seine Stimme klang gepresst. Ich sah ihn an und er starrte auf meine Schulter, an der etwas Warmes herunterlief. Es war mein Blut, wie ich feststellte. Es lief in einem kleinen Rinnsal meinen Hals hinab auf meine Schulter und befleckte die orangerote Uniform.

„Oh Gott ...", entwich mir, als es immer mehr zu werden schien und Jake sein Shirt auszog. Er drückte es an meinen Hinterkopf und ich zuckte vor Schmerzen zusammen. Vor dem Zaun des Platzes herrschte wildes Durcheinander, Mädchen schrien und kurz darauf ertönten mehrere Sirenen. Jake hob mich auf seine Arme und ich drückte mit einer Hand sein T-Shirt an meinen Kopf, mit der anderen hielt ich an seiner Schulter fest.

„Nessie, meine Güte!", rief Megan, die ganz blass geworden war, und lief neben Jake her.

„Mach dir keine Sorgen, das ist nicht so schlimm, wie es aussieht.", versicherte ich ihr und konnte doch nicht verhindern, dass meine Stimme etwas zittrig klang. Der Geruch meines eigenen Blutes machte mich immer sehr nervös.