007 // 11. November - VII

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Ich lasse meinen Blick schweifen. Das Wohnzimmer ist sehr geräumig, hat eine tolle Fensterfront und davor eine eingezogene zweite Ebene. Auf der rechten Seite erstreckt sich ein großes dunkelbraunes Bücherregal, das bestimmt an die fünfhundert Bücher beinhaltet. Daneben steht eine sehr raumeinnehmende Ledercouch aus dunklem Leder, auf der viele Kissen und einige Kuscheldecken liegen, davor ist ein massiver Holztisch mit Glasplatte und einer ausgearbeiteten Baumwurzel als Sockel platziert. Auf und neben dem ebenfalls massiven TV-Board gibt es ein wahres Media-Center mit einem großen, sehr flachen TV, einem Verstärker und ein Soundsystem mit kleineren Boxen, die auf verschiedene Orte im Raum verteilt sind. Überall an der Wand verteilt hängen einige geschmackvolle Gemälde und Wandregale, auf denen Bilder stehen, die Henry an verschiedenen Dreh- und Urlaubsorten, mit Freunden und Familienmitgliedern zeigen. Mein Blick fällt auf ein Foto vom verstorbenen Meat, der seiner Exfreundin Natalie gehörte. Henry hatte die weiße Bulldogge sehr gern gehabt, weshalb Natalie und Henry sich Baggins ausgesucht hatten. Nach der Trennung war der Welpe bei Henry geblieben, weil Baggins eine sehr enge Verbindung zu Kal aufgebaut hatte. Ich sehe Henry als kleinen, etwas pausbackigen Jungen und freue mich, als mein Blick auf das Bild vom Warwick Castle fällt, das ich geschossen hatte. Neugierig nehme ich auch den Rest des Zimmers in Augenschein. Zur zweiten Ebene gelangt man über einen kleinen Aufstieg. Oben kann man gemütliche Ohrensessel und einen Holztisch sehen. Draußen befindet sich ein weitläufiger, gepflegter Garten. Hinter der Terrasse erstreckt sich ein Pool mit angrenzendem Whirlpool, in den ich mich gerne sinken lassen würde.
"Du hast es total schön hier!" gebe ich ehrlich zu und stelle mich begeistert vor das Bücherregal. Henry stellt Musik über das Soundsystem an. Sie scheint durch das ganze Zimmer zu wabern.

"Vielen Dank, ich fühle mich hier auch wirklich wohl. Besonders aber, wenn ich Gäste habe." Er lächelt mich an, ich erwidere das Lächeln und stöbere, das Weinglas in der Hand und zwischendurch daran nippend, durch die Bücher. Ich entdecke Bände, die ich selbst gerne mag, aber auch unbekannte Literatur, die so spannend aussieht, dass ich mir die Titel und Autoren einzuprägen versuche. "Du kannst dir gerne Bücher ausleihen, die dich interessieren", bietet er an, als er sich hinsetzt.

"Oh, danke. Das wäre toll!", gebe ich zurück und gehe ebenfalls zur Couch. Das bequem aussehende Möbel verfügt über zwei Schenkel, die in den Raum reichen, er sitzt mittig, vor dem Sofatisch. Die Beine hat er leicht gespreizt und sieht tiefenentspannt aus, als er einen Arm auf die Sofalehne legt. Ich gehe um den Tisch herum und setze mich in die Ecke. Diesen Platz liebe ich an Sofas am meisten, weil man sich richtig in die Kissen fallen lassen und in beide Richtungen die Beine ausstrecken kann. Um nicht seitlich zu ihm zu sitzen, richte ich mich ihm zugewandt aus und ziehe ein Bein unter meinen Po, das andere lasse ich vom Sofa baumeln. Wir fangen ein unverfängliches Gespräch an, allerdings schläft mir relativ schnell das Bein ein. Ich wechsle meine Position, schnaufe und bewege wippend beide Füße. Henry lacht leise in sein Glas hinein. Ich merke langsam den schweren Wein, der sich mit jedem Herzschlag in meinen Gliedmaßen niederlässt und würde mich am liebsten hinlegen. Er bemerkt mein Hadern. "Du kannst deine Füße gerne bei mir ablegen. Deine dicken Flauschsocken sollten ja jeglichen Schweiß auffangen." Wir lachen, ich drohe ihm mit dem Finger, während ich einen weiteren Schluck aus dem Glas nehme und meine Beine langmache.
Wir nehmen unser Gespräch wieder auf und er schaut immer wieder amüsiert auf meine Socken. "Ich kann sie auch ausziehen", biete ich an und er antwortet schelmisch - "Lieber nicht!" Ich gebe ihm mit der Ferse einen kleiner Stupser und er hebt beschwichtigend die Hände. "Alles gut, alles gut! Wir wollen ja nicht, dass du frierst. Möchtest du auch noch eine Decke?", neckt er mich.

„Ich nehme deine beheizbare Rheumadecke, bitte", gebe ich zurück und ziehe einen Mundwinkel hoch. "Nicht jeder kann so wetterunempfindlich und abgehärtet wie ihr Briten sein! Wenn ich an die Frauen hier denke... fünfzehn Grad draußen und kurze Hose, brrr..."

Henry schnauft. "Aber du kommst doch von der Küste?", hakt er provozierend nach.

"Ja ja, aber die Füße sind halt trotzdem kalt!"

Er kneift mich in den großen Zeh. "Flauschig sind sie ja. Ich verstehe es, ich gebe nach."

"So lobe ich mir das."

"Möchtest du noch Wein?", erkundigt er sich und wechselt damit einigermaßen ungalant das Thema.

"Da sage ich nicht Nein. Der ist einfach zu fantastisch." Ich ziehe meine Füße zurück und sehe ihm schmachtend hinterher, als er das Zimmer verlässt. Ich lasse den Raum noch einmal auf mich wirken und fühle mich total wohl. Ich schließe die Augen, lausche The Maker von Harrison und Notelle. Mein Kopf wippt leicht zu den durchdringenden Bässen und der melodischen Melodie mit. Henry kehrt zurück, die Weingläser - sehr gut gefüllt - in den Händen. Er reicht mir meines und geht um den Tisch herum, um wieder Platz zu nehmen. In dem Moment, als er sich setzen will, strecke ich schon meine Beine aus und trete versehentlich gegen das Glas, dessen Inhalt sich zu mindestens der Hälfte auf seinem hellen Sweatshirt verteilt. Ich halte den Atem an. "Oh je, verzeih, bitte. Da war ich zu schnell..." Meine Stimme senkt sich verlegen. „Gib mir den Pulli jedenfalls mit, ich lasse ihn reinigen." Er schaut an sich hinunter, stellt das Glas mit dem restlichen Wein auf den Tisch.

"Ach, mach dir keine Gedanken. Das war bloß schlechtes Timing. Ich ziehe mir eben was Trockenes an." Henry erhebt sich. „Dann bitte nicht noch einmal treten."

"Tut mir wirklich leid! Ich gelobe Besserung."

Als er aus dem Raum geht, könnte ich echt zwischen den Kissen versinken und nicht wieder auftauchen. Das ist wieder typisch mit meiner unangekündigt aufflammenden und unbeholfenen Tollpatschigkeit. Henry geht Stufen nach oben. Ich würde mich im restlichen Haus so gerne umschauen, traue mich aber nicht, ihn darum zu bitten. Nach einigen Minuten kehrt er zurück. Henry trägt jetzt, passend zum Stoff der Hose, ein dunkelbraunes Leinenhemd mit Schnürung im Brustbereich.

"Auf dem sieht man die Flecken nicht so", scherzt er und ich lächle schief. "Ich war auch in der Küche und habe den Timer verlängert."

"Super, ich bin echt gespannt!" Ich blicke auf seine Brust und sehe einige dunkle Haare, seine Schlüsselbeine und einen ganz leichten Ansatz der Brustmuskulatur. Normalerweise mochte ich Brustbehaarung bei Männern nicht, aber ich hatte schon Fotos und Szenen von ihm ohne Oberteil gesehen und konnte dem Anblick so einiges abgewinnen. Henry nimmt meinen Blick wahr, schmunzelt spitzbübisch und kommt wieder zur Couch. Ich warte dieses Mal geduldig, bis er sich hingesetzt und sein Weinglas in die Hand genommen hat. Er nimmt einen Schluck und legt seine freie Hand auf den Fußrücken meines linken Fußes, der immer noch in der Kuschelsocke steckt. Henry bewegt sacht einen Daumen und streichelt meinen Fuß damit. Mich bringt diese - für unsere bisherigen Verhältnisse sehr intime - Berührung etwas aus der Fassung und ich huste kurz, als ich mich an meinem nächsten Schluck Wein verschlucke. Henry hält inne, schaut mich fragend an. "Alles gut", krächze ich, "zu hastig getrunken."
Er fährt mit der Bewegung seines Daumens fort, lässt sie in ein sanftes Kreisen übergehen, das sich leicht unter eines der weiten Beine meiner Stoffhose schiebt. Es zieht plötzlich in meinem Unterleib, ich bekomme an den Armen und im Nacken eine leichte Gänsehaut. So eine kleine Geste und mein Körper springt sofort an. Das liegt sicher am Wein, versuche ich mich selbst zu belügen. Henry lässt seinen Daumen weiter kreisen, über mein Sprunggelenk, über das die Socke bereits gerutscht ist und wieder ein Stück unter mein Hosenbein. Henry nimmt, als wäre rein gar nichts, wieder den Gesprächsfaden auf. "Wann hast du das nächste Mal Urlaub? Hast du schon Pläne?"

Ich überlege kurz. "Aktuell laufen noch die Vorbereitungen für die Standortführung. Aus Deutschland müssen noch Verträge kommen, die ganze IT und die Verwaltung müssen eingerichtet werden. Ich kann wohl in drei bis vier Wochen eine kleine Auszeit nehmen, wenn alles am Standort aufgebaut wird. Vielleicht fliege ich in die Heimat und danach noch ein paar Tage weg, ich dachte an einen Städtetrip nach Athen. Ich muss noch planen...ich weiß noch nicht genau... Einen größeren Urlaub werde ich wohl erst wieder nächstes Jahr machen können. Bis Ende des Jahres wird viel zu tun sein. Und du?"

„Eigentlich wollte ich dich fragen, ob..." Das Klingeln seines Handys unterbricht ihn. „Entschuldige, da muss ich rangehen."

„Klar", sage ich, beobachte ihn dabei, wie er den Raum verlässt und mir entgeht dabei nicht, dass seine Kiefer malmen.

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt