039 // 10. Mai - III

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„Tut mir so leid!", rufe ich, als ich gerade aus dem Auto steige und den Knopf für die Verriegelung drücke. Ich schaue in beide Richtungen und laufe dann über die Straße. Mein Besuch steht schon unten am Treppenabsatz, Cherry, die neben ihm brav Sitz macht, beginnt sofort mit dem Schwanz zu wedeln.

„Hallo, Sonnenschein!", begrüßt er mich. „Kein Problem, ich habe nur fünf Minuten gewartet. Das Essen hat doch länger gebraucht, als erwartet." Mein Gast hebt den freien Arm und hält einen Beutel mit Takeaway-Schälchen darin hoch.

Ich tue die restlichen Schritte auf ihn zu, lege meine Hände auf seine breiten Schultern und gebe ihm ein Küsschen auf die Wange. Cherry, die kleine Prager Rattler-Hündin eines gut gebuchten Laufstegmodels, fiept ungeduldig. Elias korrigiert sie und sie verstummt sofort. Ich hocke mich hin und streichle ihr kleines Köpfchen, ihre Rute schlägt ein paar Mal auf den Boden auf.

„Mensch, du siehst echt..." - Elias sucht nach den richtigen Worten, um mir nicht zu nahe zu treten - „...aufregend aus."

„Danke, mein Lieber, ich bin aber froh, wenn ich die Schuhe ausziehen kann. Die sind noch gar nicht eingelaufen." Ich merke, dass sich am Hacken eine Blase bilden möchte. Ich steige vor Elias und Cherry die paar Stufen zur Haustür hinauf und schließe auf. Im Flur ist es angenehm kühl. Die Pfötchen von Cherry tapsen über den hell gefliesten Boden. Der Duft des indischen Essens schwebt in meine Nase und mein Magen knurrt. Elias lacht und ich öffne die Wohnungstür, die linker Hand liegt. Gegenüber wohnt die Eigentümerin des Mietshauses, die mich heute zum Glück nicht für ein Gespräch abfängt.

Ich höre, wie Anubis und Skadi intensiv in die Luft schnuppern. Sie haben Cherry schon längt gewittert. Die kleine Hündin wird nervös. Ich stelle meine Handtasche auf die kleine Bank, die Teil der Flurgarderobe ist und schlüpfe im nächsten Moment aus meinen Pumps.

„Ahh...", mache ich und wackle auf dem flauschigen Flurteppich mit meinen Zehen. Elias hängt seine Jeansjacke auf, leint Cherry ab und geht mit ihr zusammen in mein Wohnzimmer. Während er aufpasst, dass die Zusammenführung der Hunde reibungslos verläuft, gehe ich ins Bad und wasche mir gründlich die Hände. Als ich ebenfalls ins Wohnzimmer komme, denkt Cherry gerade, dass meine Wohnung ihr gehört und will auf meine Couch springen. Skadi blockiert ihr sofort den Weg. Fronten geklärt. Elias geht zur Tür, die in den Garten führt und öffnet sie. Alle drei Hunde laufen hinaus und beschnuppern eifrig alle Sträucher und Büsche.

„Gehen wir nach dem Essen noch eine Runde spazieren?", frage ich Elias, der sofort zustimmt und in Richtung Küche geht. „Super! Du kennst dich ja schon aus. Ich ziehe mich mal eben um."

„Alles klar!"

Im nächsten Moment höre ich, wie Elias Schubladen in meiner Küche aufzieht, Schranktüren öffnet und mit Besteck klappert.

Ich schließe die Schlafzimmertür hinter mir und fummle einen Moment an dem langen Reißverschluss meines Bleistiftrockes herum, ehe ich ihn auf den Boden gleiten lasse. Ich hebe ihn auf und werfe ihn in den Wäschekorb. Mit der anderen Hand greife ich im Vorbeigehen nach einer bequemen Satin-Hose mit weitem Bein.

Als ich ins Wohnzimmer zurückkehre, hat Elias schon die Hunde wieder aus dem Garten geholt und unser Essen in tiefe Teller gefüllt. Es stehen zwei Weingläser auf dem Tisch.

„Danke dir!", sage ich zu ihm und schenke ihm ein warmes Lächeln.

„Immer doch, Sonnenschein. Den Wein musst du allerdings holen, ich wollte mich nicht einfach bedienen."

Ich nicke und durchquere mein Wohnzimmer mit langen Schritten. Als ich vor dem Weinregal ankomme, ziehe ich ein paar Flaschen heraus, die nicht eingekühlt sind. Alles Rote. Ich schüttle, nur für mich selbst, den Kopf und gehe zu meinem Side-by-Side-Kühlschrank. Das Gefrierfach ist größtenteils mit Hundefutter belegt, aber das Kühlfach habe ich mit allerlei Leckereien für den menschlichen Gaumen bestückt. Ich blicke auf die verschiedenen Flaschen, die in der Schranktür stehen und ermahne mich eindrücklich, nicht noch mehr alkoholische Getränke einzukühlen oder gar zu öffnen. Ich nehme den italienischen Moscato, einen Süßwein, heraus und kehre zu Elias zurück, der schon auf meiner Couch sitzt und den Fernseher eingeschaltet hat. Er zappt herum, bis er irgendeine Reality-TV-Serie findet.

„Was hast du überhaupt für mich bestellt?", frage ich und atme den würzigen Duft des indischen Essens ein.

„Palak Paneer, weil ich weiß, dass du Lady Popeye bist."

Ich lache, als ich den Wein entkorke und uns davon eingieße. „Scharf?", frage ich.

„Andere würden sagen ungenießbar", scherzt er. Ich lache wieder auf.

„Und, was hast du da Feines?"

„Linsen-Dal mit Gemüse."

Ich nehme Platz und proste Elias zu.

„Dann guten Appetit, das riecht beides zum Schwachwerden!"

Wir essen in Stille und schauen gerade dabei zu, wie sich zwei Männer um die Gunst einer Dame streiten. „Kein Mann jemals", sagt Elias mit halbvollem Mund, als sich die beiden Kerle benehmen wie Gockel ohne Kopf.

„Skript, halt", meine ich kurz und atme gegen die knackige Schärfe an. Ich gieße ihm nochmal von dem Moscato nach, nehme das letzte Stück Naan-Brot und streiche damit meinen Teller aus. „Das tat gut!", sage ich und räume unsere Teller ab. Die Hunde recken ihre Schnauzen in die Höhe und schnuppern gefühlt den restlichen Geruch des Essens aus dem Zimmer. Ich pfeife und sie kommen, Skadi voran, dann Anubis und schließlich die kleine Cherry zu mir in die Küche gelaufen. Ich öffne eine Leckerli-Dose aus schwarzem Keramik, die mich eigentlich jedes Mal an eine Urne erinnert, wenn ich sie in die Hand nehme, und verteile ein paar getrocknete Fleischbrocken auf die Fellnasen. Als ich die Küche wieder verlasse, folgen sie mir auf den Fuß, in Erwartung, dass ich noch mehr Leckereien hervorzaubere.

„Alle, alle!", sage ich und ihre Öhrchen sinken enttäuscht nach unten.

„Ich bin zwar pappsatt, aber sollen wir eben raus?", fragt Elias.

Ich nicke und wir gehen in den Flur, um den Hunden ihre Halsbänder und Leinen anzulegen.

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt