057 // 26. Mai - I

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„Ida", sagt Mr. Lind und breitet seine Arme aus, als ich ihn am Aufzug in Empfang nehme.

„Hallo Mr. Lind, Mr. Reyer – willkommen in Oxford!" Unser Geschäftsführer legt mir den Arm an die Schulter, während er mich leicht an sich zieht und mir einen überaus professionellen Wangenkuss entgegenhaucht. „Möchten Sie zuerst eine Führung durch den Standort oder einen kleinen Snack einnehmen? Millie hat den Konferenzraum vorbereitet."

Die Männer tauschen einen Blick aus. „Gerne zuerst einen Snack, dann können wir uns einen Moment unterhalten."

„Natürlich, hier entlang bitte." Mr. Lind und Mr. Reyer lassen die Blicke schweifen und saugen die ersten Eindrücke innerhalb unserer Geschäftsräume förmlich auf. Millie hatte alles gegeben, um unseren Standort ansprechend herzurichten und die Putzkolonne unerbittlich dazu angetrieben, auch das kleinste Stäubchen zu beseitigen. Auf dem Empfangstresen, an dem wir gerade vorbeigehen, steht ein riesiger Strauß gelber Lilien mit sattgrünen Blättern. Sie hatte sogar daran gedacht, dass die Blumen zu unseren Firmenfarben passen. Ich werfe ihr ein herzliches und dankbares Lächeln zu und sie nickt erfreut zur Antwort. Ich hebe unauffällig einen Daumen.

Ich lasse die Herren zuerst in den Konferenzraum gehen und wir nehmen Platz. Millie erscheint wenige Herzschläge später und bringt auf einem Tablett frisch gebrühten Kaffee herein, an dem wir uns sofort gierig bedienen. „Kann ich Ihnen noch etwas bringen?", erkundigt sie sich und ich schaue mir die durchaus großzügige Auswahl an Brötchenhälften, Bagels und Kuchenstücken an, warte aber darauf, was unsere Gäste sagen.

„Danke, Mrs. Callum, das reicht vollkommen", stellt schließlich unser Chef fest. Sie lächelt höflich und schließt die Tür hinter sich. „So, nun erzählen Sie mal! Wie läuft es?", fragt er gerade, als er sich einen Bagel mit Frischkäse, Rucola und Räucherlachs nimmt.

„Wir konnten Asilence vertraglich an uns binden. Mr. Wagner ist für die Strategieumsetzung gemeinsam mit einem vierköpfigen Team zuständig."

„Wunderbar!", bringt er knapp hervor, als er die Kaffeetasse an die Lippen bringt. „Wen haben Sie der Arbeitsgruppe zugeteilt?"

„Riley Murphy, Anastasia Andresca, Emilia Parker und unseren neuesten Zugewinn, Noah Jones."

„Strategisch clever ausgewählt, Ms. Karlson", konstatiert er.

„Vielen Dank. Bislang arbeitet die Projektgruppe sehr effektiv. Die ersten kurzfristigen Maßnahmen sind schon angelaufen. Im Fokus steht zunächst einmal die Schaffung einer ausgeglichenen Work-Life-Balance. Das ist besonders für die Angestellten im Home Office interessant."

„Das muss ich kurz einhaken...", sagt Mr. Reyer und wischt sich den Mund an einer Serviette ab. „Wie haben Sie das im Home Office mit den Sicherheitsrichtlinien gehandhabt?"

„Einige der Kollegen arbeiten mobil, sodass wir außer den normalen Sicherheitsvorkehrungen die Dienstlaptops und –telefone betreffend, keine weiteren Maßnahmen als notwendig erachtet haben. Diejenigen Kollegen, die feste Home Office-Tage einplanen, wurden von Mr. Murphy rechtlich zur Einrichtung des Heimarbeitsplatzes beraten."

Mr. Reyer nickt. „Das entsprechende Datenschutz-Konzept müsste ich nachher einmal in der Print-Version sehen. Haben Sie schon die Quittierungsbögen für das Qualitätsmanagement? Wir haben erst seit Kurzem eine neue Kollegin, die sich haupttätig darum kümmert."

„Meine Assistentin, Ms. Stone, war mit der Kollegin in Kontakt, ja. Sie hat mir den Quittierungsbogen letzte Woche gegeben. Sie können also direkt alles gegenzeichnen." Ich würde gerne mit den Zähnen knirschen, weil Reyer mir mit seiner schlecht verhohlenen Überheblichkeit auf den Senkel geht, bleibe aber freundlich und lasse mich noch weiter von ihm zu Fragen aushorchen, die wir auch im Laufe des Tages klären könnten. Ihm ist offenbar entgangen, dass er mit seiner Beförderung zum Gebietsleiter nicht der Einzige ist, der die Karriereleiter heraufgeklettert ist.

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt