038 // 10. Mai - II

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Ich blicke auf die Uhr am unteren Rand meines Bildschirms. 4:37pm - Mist, die Zeit war einfach so dahingeflossen! Ich würde zu spät kommen und er müsste vor meiner Haustür auf mich warten. Ich nehme mir vor, ihm endlich einen Schlüssel zu meiner Wohnung zu geben. Ich fahre schnell den Computer herunter, öffne die Jalousien wieder, räume die Papierwirtschaft auf meinem Schreibtisch ordentlich zusammen und schnappe mir meine Handtasche. Ich ziehe mir meinen schwarzen Bleistiftrock nach unten und schließe meine Bürotür einen Augenblick später hinter mir ab. Ich gehe mit langen Schritten den schier endlosen Flur in Richtung Aufzug entlang, die meisten Büros sind schon verwaist. Alicia sitzt immer noch an ihrem PC, als ich vorbeigehe, blickt sie mich an und ich bedeute ihr mit einem Finger, dass sie Feierabend machen soll. Mr. Wagner, Mr. Jones und Mr. Murphy stehen bereits vor dem Aufzug und sind in ein Gespräch vertieft, an dem sich besonders Aiden und der noch sehr junge und erst kürzlich bei uns eingestellte Mr. Jones beteiligen. Mr. Murphy blickt sie tadelnd an. Keiner der jüngeren Männer schenkt der Tatsache, dass sich noch jemand dem Aufzug nähert besondere Beachtung.

„Hast du dir mal ihre Beine angeschaut, Noah? Mit diesen Schuhen, verdammt...", fragt Aiden. Mr. Murphy räuspert sich warnend, aber der Sprechende lässt sich davon nicht beeindrucken. „Was würde ich dafür geben..."

Noah folgt scheinbar seiner Vorstellung und streicht sich kopflos durch das schwarze Haar. Sie halten erst inne, als ich genau neben ihnen auftauche. Mr. Murphy blickt mich freundlich aus seinen grünblauen Augen an. Der grauhaarige Berater ist eine wahre Bereicherung für unser Team. Überaus effektiv und kreativ und ich war sehr dankbar gewesen, als ich ihn von seinem alten Arbeitgeber abwerben konnte. Er ist besonders für rechtliche Fragen ein wandelndes Lexikon und packt so manchen Anwalt in die Tasche. Riley Murphy hatte uns schon so einige gute Deals an Land gezogen und führt seine Beratungen und Planungen überaus gründlich durch.

„Feierabend, Ms. Karlson?", fragt er freundlich, hofft scheinbar für die jüngeren Kollegen, dass ich das Gesagte nicht gehört habe. Ich lasse rasch den Blick über die drei Männer in ihren teuren, gutsitzenden Anzügen schweifen. Aiden Wagner schaut... unverhohlen auf meine Beine.

„Ja, alles erledigt für heute." Ein kurzes Klingeln zeigt an, dass der Aufzug da ist. Aiden wendet den Blick immer noch nicht ab. „Gedenken Sie, etwas Bestimmtes auf dem...Fußboden zu finden, Mr. Wagner?", frage ich und meine Stimme klingt recht scharf. Er blinzelt und schaut mir in die Augen, schüttelt dann mit dem Kopf.

Mr. Murphy schnaubt belustigt, tut einen Schritt in den Aufzug und stellt sich in die Lichtschranke. Ich trete in den Aufzug und lehne mich mit dem Rücken an das hölzerne Geländer, ehe ich in meine Handtasche greife und mein Handy herausnehme. Fünfzehn Minuten vor fünf. Uff. Ich muss ordentlich Gas geben.

„Wohin?", fragt Riley.

„In die Tiefgarage, bitte." Er drückt auf zwei Tasten. Erdgeschoss. Untergeschoss.

Ich tippe derweil - „Sorry, verspäte mich ein paar Minuten!" Es ertönt wieder ein Pling und die Aufzugtür öffnet sich.

„Einen schönen Abend, Ms. Karlson", sagt Mr. Murphy.

„Ihnen auch. Bis morgen."

„Tschüss", lassen sich Aiden und Noah kurz vernehmen.

„Bis morgen", wiederhole ich auch an sie gewandt.

Die Aufzugtüren schließen sich wieder und ich komme Sekunden später in der Tiefgarage an. Ich hebe die Hand zum Gruß als ich Jacob, unseren Portier, sehe, der gerade vom Rauchen zurückkommt.

„N'Abend, Ms. Karlson", ruft er mir zu. Ich fummle den Autoschlüssel aus meiner Handtasche und steige schon ein, während ich meine Tasche im selben Moment auf den Beifahrersitz werfe. Jacob öffnet die Schranke für mich und ich parke aus.

„Danke!", sage ich zu ihm und fahre aus der Tiefgarage. Ich drücke ordentlich auf das Gas, aber komme wegen des Verkehrs nicht allzu weit.

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt