016 // 14. April - I

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Henry weckt mich, indem er mir zart über meine Wange streicht. Ich gebe ein brummendes, genervtes Geräusch von mir, drehe mich von ihm weg und ziehe mir die Bettdecke über den Kopf. Er lacht leise.

„Hey, Schlafmütze!", höre ich ihn gedämpft durch die Bettdecke sagen und grummle wieder vor mich hin. Er lässt mich ein paar Minuten wach werden, bis ich mir die Decke vom Kopf ziehe und angestrengt gegen das Licht blinzle, das durch die Vorhänge fällt.

„Zu früh...", schnaube ich und gähne ausgiebig.

„Überhaupt nicht...", kommt es von ihm zurück. „Es ist halb zehn. Normalerweise wirst du um die Uhrzeit schon nervös, wenn du noch nichts zu essen bekommst."

„Hmpf...", mache ich bloß, weil die Worte noch nicht fließen wollen.

Henry wartet wieder einen Augenblick, ich öffne richtig die Augen, drehe mich auf den Rücken und schaue einen Moment an die Decke, bis ich deutlich sehen und sprechen kann.

„Möchtest du zum Frühstücksbuffet rüber ins Haupthaus oder soll ich wieder was mit dem Zimmerservice kommen lassen?"

Wir hatten uns schon die ersten Tage Frühstück bringen lassen, das wir in aller Ruhe auf der Terrasse eingenommen hatten. Ich war gespannt auf das als fabelhaft ausgelobte Frühstück vom Buffet.

„Buffet", sage ich und reibe mir über Augen und Gesicht. Ich habe geschlafen wie ein Stein und es fällt mir schwer wieder in der Realität anzukommen. Henry rückt unter der Bettdecke näher an mich heran, wie immer hat er nackt geschlafen. Ich spüre seinen warmen Körper an meinem, seine Brusthaare kitzeln mich am Oberarm. Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und umschlingt mich für einige Minuten fest, ehe er die Bettdecke zurückschlägt - was ich mit einem beleidigten Schnauben quittiere – und aufsteht, um im Bad zu verschwinden. Ich bleibe noch einen Moment liegen, erhebe mich dann und ziehe die Vorhänge zurück. Von draußen dringt eine ungewöhnlich kühle Morgenluft hinein, die ich begierig einziehe und die die Lebensgeister weckt. Ich höre das Rauschen von Wasser, während ich mir einen kurzen, orange-gelben Rock, ein leicht bauchfreies weißes Oberteil und einen weißen Bikini aus dem Schrank hole. Henry hat für heute eine Katamaran-Tour für uns organisiert, auf die ich mich von Minute zu Minute mehr freue.

In diesem Augenblick kommt Henry aus dem Bad, frisch duftend, und sucht sich ebenfalls Kleidung heraus. Er trägt am liebsten kurze Leinenhosen in verschiedenen Farben, luftige Hemden und einen seiner Hüte mit breiter Krempe. Im Vorbeigehen haue ich ihm kräftig auf den nackten Po. „Zu früh!", konstatiere ich nochmals. Er lacht und reibt sich die Pobacke, die leicht rot geworden ist.

Ich gehe meiner Morgenroutine nach. Henry sitzt mit einem Magazin im Wohnzimmer, als ich eintrete und erhebt sich daraufhin.
„Du siehst hübsch aus!"
Ich lächle erfreut und bedanke mich.
„Können wir?", fragt er und nimmt sich seine Sonnenbrille von einem Beistelltischchen.

„Ja, gerne. Ich habe jetzt wirklich Hunger."

Als wir aus der Tür treten, ist es viertel nach zehn. Wir laufen Hand in Hand zum Haupthaus und Henry lässt mir den Vortritt, als wir hineingehen. Wir werden sofort von der Angestellten an der Rezeption begrüßt, die uns auf Nachfrage den Weg zum Frühstücksraum zeigt. Wir bleiben am Eingang stehen, warten, bis wir in Empfang genommen und an einen Tisch geführt werden. Ich werfe einen neugierigen Blick hinein. Der Raum ist riesig und wirkt in seiner Ausstattung edel, fast pompös. Marmorsäulen ziehen sich hindurch, enden in einer hohen, aufwendig bemalten Decke. Rundherum befinden sich Spiegel, wie frisch gestrichen aussehende Wände und einige Fotografien von berühmten Gästen. In der Mitte des Raumes steht ein überaus üppiges Buffet auf zwei Etagen, dessen Geruch mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Auf der einen Seite des Buffets ist ein thailändisches Frühstück mit verschiedenen Speisen aufgebaut. Mein Blick fällt außerdem auf gedämpfte Brötchen mit Füllung, die Salapo heißen, und Patongos, das sind kleine asiatische Donuts, die aber kein Loch in der Mitte haben und mit verschiedenen Saucen und Kondensmilch genossen werden. Auf der anderen Seite ist ein eher westliches Frühstück aufgebaut, das ebenfalls deftige Speisen, wie Rührei und Speck, Aufschnitte, Käse, aber auch süße Leckereien wie Croissants, Müsli mit Joghurt und Obstsalat bereithält. Ein weiteres Highlight ist definitiv die mehrstöckige, mit Eis bestückte Etagere, auf der verschiedene Sorten fangfrischen Fisches, Garnelen, diverse Muscheln, wie Venusmuscheln und Austern, deren Fleisch noch in den Schalen liegt, Langusten und Flusskrebse im Panzer und mit Scheren, in Ringe geschnittener Calamari und vieles mehr liegt. Vegane und vegetarische Alternativen werden ebenso angeboten und ich bin heillos mit der Auswahl überfordert. Zu allem Überfluss steht im hinteren rechten Bereich ein konzentriert aussehender Frühstückskoch an einer Grillplatte und einem heißen Stein, auf denen er auf Wunsch die Meeresfrüchte, frische Omeletts oder auch Fleisch anbrät. In der Luft hängt ein leichter Duft nach Jasmin, der dezent aus rundherum verteilten Duftbrennern strömt, die handgemacht und exklusiv aussehen. Mein Magen knurrt, klingt beinahe bockig, dass ich ihn so vernachlässigt habe.

Die Tische für die ausgewählte Anzahl an Resort-Gästen sind im linken Bereich des Frühstücksraumes einer festen, aufgeräumten Struktur folgend verteilt. Es gibt auch einige wenige, an Séparées erinnernde Essbereiche. Ich sehe, wie eine zierliche Mitarbeiterin gerade erst einen Stapel Teller aus einer der privaten Essecken fortträgt und im nächsten Moment ein Kollege von ihr schon professionell auf seinen Armen abgelegte Teller wieder auf dem Tisch absetzt. Ich entdecke zwei Wimpernschläge später auf der rechten Seite vor der Fensterfront die üppige Brünette und ihren attraktiven blonden Partner. Das Paar hält sich an den Händen und ist in ein Gespräch vertieft, während vor ihnen Getränke abgestellt werden. Die Schönheit blickt die Kellnerin aus ihren silber-blauen Augen an, bedankt sich und ein strahlendweißes Lächeln blitzt zwischen ihren sinnlich geschwungenen Lippen hervor. Die lockigen Haare hat sie zu einem lockeren Dutt aufgesteckt, der mich an die berüchtigte Frisur von Pamela Anderson erinnert. Ihr Partner, mit dem ich instinktiv ein schwedisches Unterwäschemodel assoziiere, lächelt freundlich und nickt, bevor er seine Tasse aufnimmt. Während er trinkt, schaut er in unsere Richtung. Unsere Blicke treffen sich für einen kurzen Moment, seine Augen sind von einem intensiven smaragdgrün, noch grüner als meine eigenen Augen. Er hebt -offenbar unwillkürlich - eine Augenbraue, stellt die Tasse wieder ab und wendet sich erneut seiner Partnerin zu.  

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt