041 // 10. Mai - V

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Kurz nach 7:30pm zeigt die kleine digitale Uhr an, die auf meiner Flurkommode steht. „Kannst du noch etwas bleiben?", erkundige ich mich, als Elias gerade seine Schuhe auszieht.

„Klar, ich muss erst später wieder zu Kal und Baggins. Ich war extra noch draußen, bevor ich zu dir gekommen bin." Und da sag' mal einer, dass Hundesitter ein entspannter Job ist.

„Schläfst du drüben?" Ich weiß, dass Elias sein eigenes Gästezimmer bei Henry hat, weil er Kal und Baggins so oft betreut.

„Mal sehen, kommt drauf an, wie spät es heute wird." Er schenkt mich ein Lächeln und Grübchen graben sich in seine Wange.

„Gut, dann nehme ich dich noch etwas in Anspruch", meine ich und wir gehen zusammen ins Bad, um uns die Hände zu waschen. Ich ziehe mit feuchten Fingern ein Gästehandtuch aus dem massiven Badschrank aus Mangoholz, den mir meine verstorbenen Großeltern vererbt hatten. Er ist wegen seinen aufwendigen Schnitzereien und Intarsien aus Perlmutt, die Poseidon zeigen, eine wahre Rarität. Etwas kitschig, aber so einzigartig, dass ich ihn niemals verkaufen könnte. Ich reiche Elias das Handtuch und trockne mir dann selbst gründlich die Hände ab.

„Noch Wein oder musst du selbst fahren?", erkundige ich mich bei ihm. Er überlegt kurz.

„Nee, Lucas nimmt mich wohl mit, der hat in der Gegend zu tun", er wirft mir einen vielsagenden Blick zu. „Kann ich mein Auto sonst hier stehen lassen?"

„Klar", ich nicke, um meine Aussage zu bekräftigen.

„Dann noch Wein."

Ich gehe in die Küche, Elias holt große, bauchige Weingläser aus der Wohnzimmervitrine. Ich suche einen fruchtigen Rotwein aus und nehme noch eine Wasserflasche mit. „Stellst du noch Wassergläser hin?", bitte ich Elias und er tut, wie ihm geheißen. Ich stelle die Flaschen auf dem Tisch ab und reiche Elias den Korkenzieher. Er macht sich direkt daran, den Wein zu entkorken. Er lässt es aussehen, als sei er schon mit dem Korkenzieher in der Hand auf die Welt gekommen, was bei seinem familiären Hintergrund gar nicht so unwahrscheinlich ist. „Skadi, Anubis...und Cherry!", rufe ich und schneller als ich schauen kann, stehen alle drei Hunde an der Schwelle zur Küche vor mir. „Was frisst denn Cherry?", frage ich.

„Normalerweise? Rindertartar."

„Damit kann ich nicht aufwarten. Sie muss mit normalen Rohfleisch vorliebnehmen."

„Ach, das passt schon. Ihr Frauchen verwöhnt sie über alle Maßen."

Ich nehme ein kleines Schälchen aus dem Schrank und fülle auch für Cherry ein winziges Häufchen des Hundefutters ab, das ich am Morgen zum Auftauen aus dem Gefrierfach geholt hatte. Als Erstes stelle ich Skadi ihren Napf hin, die sofort zu fressen anfängt, dann erhält Anubis sein Futter und stürzt sich, als wäre er seit drei Wochen nicht gefüttert worden, darauf. Cherry beäugt ihr Näpflein etwas skeptisch und schnuppert daran. Ganz zaghaft nimmt sie einen Happen, der einen Fingerhut füllen würde. Als sie das Futter für einigermaßen angemessen erachtet, frisst auch sie. Ich lasse die Hunde in der Küche zurück und gehe zu Elias, der schon wieder den Fernseher eingeschaltet hat und auf eine Aufzeichnung eines Live-Konzerts von Michael Jackson stößt. „Super, eh!", höre ich ihn sagen. Ich setze mich neben ihn auf meine dick gepolsterte Couch und stoße mit ihm an. Im Hintergrund dudelt munter Dirty Diana vor sich hin. Michael gibt alles, die Fans flippen aus. Ich lasse mich in das bauschige Kissen fallen und als ich meine Schulterblätter zusammenziehe, um die kleinen Verspannungen zu lösen, die sich während des Arbeitstages gebildet hatten, zieht es schmerzhaft unter meiner Brust. „Zzzzt.", mache ich und kneife die Augen zusammen.

„Alles gut?", fragt Elias sofort besorgt und stellt sein Weinglas ab.

„Alles gut. Die Haut spannt bloß so" Ich reibe mir mit zwei Fingern über das Brustbein, um die Haut etwas zu massieren.

„Ach, wegen des Tattoos?", erkundigt er sich.

„Genau. Ich muss es später dringend noch cremen." 

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt