036 // 16. April - VIII

29 3 3
                                    

Im Anschluss an das Essen genießen wir noch ein weiteres Glas Sake und blicken in den sich immer dunkler färbenden Himmel. „Würdest du mir noch die Bilder schicken, die Niran heute von uns gemacht hat?", frage ich unverwandt.

„Na klar", stimmt Henry sofort zu. „Wenn du es direkt haben möchtest, kannst du gerne mein Handy holen. Es liegt auf dem Wohnzimmertisch." Ich nicke und erhebe mich, sammle schnell unsere Smartphones ein und kehre zu Henry zurück auf die Terrasse. Ich reiche es ihm und er fängt sofort an, darauf herum zu tippen. „Erledigt", lässt er mich wissen.

„Vielen Dank!", sage ich, während ich mir die Fotos anschaue und wieder dieses überaus verliebte Gefühl von meinem Bauch zu meinem Herzen und schließlich bis hinauf in meinen Kopf kriecht. Henry legt sein Smartphone auf den Tisch, das Display ist noch aktiviert und ich sehe, dass er eines der Bilder als seinen neuen Sperrbildschirm eingestellt hat. Ohne Ankündigung, einfach als kleine Geste, als Zeichen an mich. Ich sehe auch, dass ganz oben an seinem Bildschirmrand unzählige Benachrichtigungen angezeigt werden. Ich lächle ihn an, er erwidert mein Lächeln. „Ich sollte jetzt mal meine Eltern anrufen", sage ich zu ihm. „Ist es ok, wenn ich das hier mache oder soll ich lieber reingehen?"

„Bleib gerne hier. Ich schicke dir mentalen Beistand", meint er und sagt das nicht im Scherz. Henry nimmt sich jetzt auch sein Smartphone vom Tisch und hat sich scheinbar dazu entschieden, seine ganzen Benachrichtigungen doch noch durchzugehen. Ich öffne den Gruppenchat mit meinen Eltern, die zwischendurch begeistert auf die Fotos reagiert haben, die ich ihnen auf dem Brunnen des Drachen-Markt geschickt hatte. Meine Mutter ist hin und weg von dem Kleid. Ich klicke auf das Kamerasymbol und warte, bis sich die Verbindung aufbaut.

„Hallo, Kind!", sagt mein Vater und taucht als Erstes auf dem Bildschirm auf.

„Hallo, Papa! Wie geht's? Wo ist Mama?", erkundige ich mich.

„Gut, gut. Du weißt ja, einen alten Baum weht kein Wind um. Ach, die möhlt noch mit den Katzen rum, du kennst sie doch."

Im Hintergrund höre ich, wie meine Mutter etwas sagt, das wie „Jaja, ihr Nervensägen" klingt. Schließlich erscheint sie auch auf dem Bildschirm und lächelt mit freudestrahlend an. „Ida, meine Süße! Mensch, du bist ja richtig braun, toll. Der Urlaub bekommt dir!"

„Hallo, Mama. Ja, wir lassen es uns richtig gut gehen!"

„Wie geht es Nubby?", fragt Mama und eine Sorgenfalte zeigt sich zwischen ihren ordentlich gezupften Augenbrauen.

„Alles in Ordnung. Er war ganz brav beim Tierarzt und nimmt auch seine Medikamente ohne Probleme ein."

„Hach, zum Glück. Der kleine Pechvogel. Skadi umsorgt ihn doch jetzt bestimmt auch wie eine Mutter", sie lacht herzlich.

„Ganz sicher", stimmte ich zu und falle in ihr Lachen ein.

„Aber hör mal! Das Kleid ist ja märchenhaft. Wenn dich...", meine Mutter unterbricht abrupt den Satz, mein Vater wirft ihr einen warnenden Blick zu. Ich weiß auch so, was sie sagen will und es ist weder Henry noch sonst einem anderen Mann gegenüber fair...Constantin so sehen könnte, beende ich den Satz im Geist. Meine Mutter scheint die Trennung immer noch nicht ganz verwunden zu haben. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass sie sich regelmäßig mit Babette trifft und sie sich gegenseitig hochschaukeln.

„Ja, das Kleid ist wunderschön. Ich brauche nur noch einen geeigneten Anlass, um es auszuführen", übergehe ich ihren angefangenen Satz. In den Augen meines Vaters, der wieder in die Kamera schaut, kann ich andere Empfindungen in Bezug auf Constantin lesen und ich blinzle in dem Wissen, dass wir einander wortlos verstehen. Im nächsten Moment legt er einen Arm um die schmalen Schultern meiner Mutter und mich erfreut dieser Anblick zutiefst. Meine Mama atmet erleichtert aus und schenkt mir einen liebevollen Blick. Ich kann ihr nicht böse sein.

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt