081 // 30. Juni - I

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Ich stehe in der gläsernen Ankunftshalle des Flughafens Bukarest-Otopeni, halte meinen Koffer und die Leinen der Hunde umklammert, die nervös in der Gegend umherschauen. Mein Blick schweift suchend durch die Halle und ich entdecke als Erstes den Ausgang, den ich sofort ansteuere. Ich lasse meinen Koffer neben einer Metallbank stehen und gehe dann mit sehr schnellen Schritten auf eine kleine Grünfläche zu, auf der sich die Hunde lösen können. Ich ernte ein paar besorgte Blicke – einmal, weil ich meinen Koffer unbeaufsichtigt abgestellt habe und dann, weil ich die zwei großen Hunde dabeihabe, die bis eben total angespannt ausgesehen haben. Ich lasse sie noch ein wenig die rumänische Luft und das fremdländische Gras beschnüffeln und kehre in die Halle zurück. Dort finde ich ein kleines Eck-Café in der Versorgungsmeile des Flughafens, das ich aufsuche. Ich streichle den Hunden beruhigend über die Köpfe und gebe ihnen eine Handvoll Leckerli, die sie schnell weginhalieren, nur um sich anschließend gegenseitig mit Sabber zu beschmieren. Ich schenke ihnen einen belustigten Blick und wische sie mit einer Serviette ab, die ich aus einem Metallständer ziehe, der auf meinem Tisch steht. Sie waren im Flugzeug so unfassbar lieb gewesen und hatten ganz brav in ihren Hundesitzen, die wie eckige Körbchen ausgesehen haben, gesessen und gelegen. Ich deaktiviere den Flugmodus und werde von einer freundlichen Servicemitarbeiterin nach meinem Bestellwunsch gefragt. Ich ordere eine Cola, ein deftiges Salzgebäck und einen Wassernapf für die Hunde. Marleen und Clara sollen in etwa dreißig Minuten mit ihrem Flieger aus Hamburg eintreffen.

Mein Smartphone stellt eine Verbindung zum Netz her und ich überfliege die eingegangenen Nachrichten. Ich schreibe meinen Eltern, dass ich gut gelandet bin und ignoriere den Rest. Henry hat auf die Nachricht, in der ich mich erkundigt habe, wie es ihm geht, bislang nicht geantwortet. Ich lasse das Handy zurück in meinen Rucksack gleiten und hole mein Diensthandy heraus, auf dem ein verpasster Anruf angezeigt wird. Bevor ich zurückrufe, hole ich tief Luft und warte, bis jemand abhebt. „Hartman?", ertönt eine tiefe Männerstimme und ich schlucke. Das ist das erste Mal, dass ich die Stimme von Elias' Vater höre. Bislang hatte ich während der Zusammenarbeit mit Asilence keinen persönlichen Kontakt zu ihm. Die Bedienung kommt zurück und stellt mir meine Bestellung hin. Ich lächle sie an und muss Skadi ermahnen, die ihre Nase an die Tischkante drückt und nach meinem Salzgebäck geiert. Anubis schlabbert derweil den halben Wassernapf aus.

„Mr. Hartman, hier spricht Ida Karlson. Sie hatten angerufen?"

Er räuspert sich, scheint zu überlegen. Wahrscheinlich geht sein Telefon den ganzen Tag. „Ach, hallo, Ms. Karlson. Ja...ich wollte mit Ihnen eine Folgebeauftragung besprechen."

Ich juble innerlich und schicke ein dickes Dankeschön an Aiden Wagner und das Projektteam. „Das freut mich. Danke für Ihr Vertrauen. Woran haben Sie gedacht?"

„Bieten Sie auch Teambuilding-Events an? Ich fände ein gemeinsames Wochenende in einer Hütte...oder einen Segelausflug nett. Irgendetwas in die Richtung..."

„Selbstverständlich. Wir stellen Ihnen gerne einige Optionen für ein Teambuilding-Retreat zusammen. Haben Sie ein Budget?"

„Hm..." - es entsteht eine kurze Pause - „stellen Sie einfach Angebote zusammen. Ich schaue mir dann alles in Ruhe an."

„Natürlich. Das Portfolio liegt Ihnen nächste Woche vor." Wir verabschieden uns und als ich mein Handy sinken lasse, um aufzulegen, meine ich zu hören, dass Mr. Hartman mit mir spricht. Ich halte mir das Telefon schnell wieder ans Ohr. „Hatten Sie noch etwas gesagt?"

Mein Gesprächspartner räuspert sich zwei Mal. „Ja, tatsächlich... Sie sind doch mit meinem Sohn befreundet? Er hat...meine Frau hatte mit ihm gesprochen, weil er Sie zu einer Veranstaltung begleitet hat?"

Ich blinzle unwillkürlich. Der Kontakt zu seinem Vater scheint wirklich nur sehr sporadisch zu sein. „Das stimmt. Wir sind seit dem letzten Jahr befreundet."

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt