076 // 14. Juni - II

20 3 5
                                    

„Geht trinken", sage ich zu Skadi und Anubis, als ich ihnen die Halsbänder abgenommen habe. Heute Abend ist es wirklich noch sehr warm in Oxford. Die Hunde trippeln durch die Wohnung und einen Moment später höre ich schon schlabbernde Geräusche und Wasserplatschen. Ich gehe derweil in mein Schlafzimmer und ziehe mir ein luftiges Kleidchen an. Anschließend hole ich mir die Reste von dem Essen heraus, das ich gestern gekocht habe und wärme es mir schnell auf. Während ich esse, lasse ich mich von der dritten Folge von Die Fürsten von Uungh fesseln und bin froh, dass ich schon vor mehreren Sekunden aufgegessen habe. Es ist wirklich mehr als appetithemmend dabei zuzusehen, wie der unerwünschte Gast, der gerade auf seinem Pferd durch den uralten Asgforn-Wald reitet, von einer Schlinge am Hals gepackt und stranguliert wird. Mir läuft ein Schauer den Rücken hinunter und ich muss mich unwillkürlich schütteln, als ich die Wiedergabe pausiere. Ich räume den Teller in die Spülmaschine und lasse mich dann wieder in die weichen Polster meiner Couch fallen.

Henry hebt nach drei Freizeichen ab und ich sehe ihn auf dem Bildschirm. Er geht gerade einen Flur entlang und ist noch in seiner vollständigen Drehmontur, die aus einem reich verzierten, dunkelbraunen Lederwams mit acht Gurten und Schnallen, die vom Hals bis zum kunstvoll verknoteten Gürtel verlaufen, besteht. Für mehr Bewegungsfreiheit hat das Wams vorne einen Schlitz und der Schurz läuft oberhalb der Knie V-förmig zu. Darunter trägt Henry ein langes Baumwollhemd, das von einem noch intensiveren Braun ist als das Wams. Die Unterarme sind von verschnürten, ledernen Armschützern bedeckt, seine Beine stecken ziemlich wahrscheinlich in kniehohen Stiefeln. Die Haare fallen ihm sehr lang über den Rücken, direkt am Kopf sind sie zu einer aufwendigen Frisur geflochten, die aus verschiedenen Zöpfen besteht. Die Haarteile allein müssen schon ein ordentliches Gewicht haben. Hinzu kommen das Wams und während des Drehs die verschiedenen Waffen, die er in seiner Rolle als Syrendél trägt. „Hallo, schöner Mann. Ich würde gerne mit Henry sprechen. Ist er wohl in der Nähe?"

Henry zieht die Mundwinkel fast bis an die Ohrläppchen und offenbart dabei seine Zähne. Er schließt eine Tür hinter sich und lässt sich dann auf einen Sessel sinken. „Wie war dein Tag?"

„Gut, ich konnte einen sehr vielversprechenden Praktikanten für uns gewinnen. Er fängt schon nächste Woche an. Gerade habe ich die Hälfte der dritten Folge gesehen. Das war ja ekelhaft mit dem Reiter...dass der sich auch noch...bah" - ich schüttele mich - „Und deiner? Haben die Vierbeiner den Flug gut überstanden?"

Henry lacht und zuckt mit den Schultern. „Ja, die Szene war schon unangenehm, aber ich muss dir leider verraten, dass es nicht mehr besser wird", meint er, als er die obere Schnalle des Wamses öffnet und dadurch einen kleinen Blick auf seine Brust freigibt. „Es freut mich, dass ihr tatkräftige Unterstützung bekommt. Einem solchen Angebot konnte er ja auch schlecht widerstehen." Ich blicke an meinem kleinen Satinkleidchen hinab, das einen mit Spitze verzierten Ausschnitt hat. „Heute war es ziemlich anstrengend. Wir mussten eine Kampfszene mehrmals drehen, weil durch die vielen Schauspieler Chaos herrschte... Baggins ist putzmunter, Kal hat etwas zu kämpfen." Henry zieht die Schulterblätter nach hinten und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es drei Mal knacken höre. Als Nächstes hebt er den langen Zopf an und legt den Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Schulter. Jetzt bin ich mir ganz sicher, dass es knackt.

„Mensch, du Armer, warst du schon beim Physiotherapeuten? Ohje, der alte Herr." Meine Lippen pressen sich zusammen und die Mundwinkel sinken nach unten.

„Noch nicht. Ich gehe am Freitag zum Schröpfen...und nun genug von unseren Alte-Männer-Leiden..."

Ich lache laut auf und schüttle den Kopf. „Ach, hör doch auf! Du bist knackiger als ein Apfel und Kalli ist auch noch fit!"

Henry schnaubt belustigt. „Wie auch immer, ich wollte etwas mit dir besprechen", sagt er und wirft den Zopf über die Lehne. Sein Nacken ruht jetzt auf der Sessellehne und er hält für einen Moment die Augen geschlossen.

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt