HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.

064 // 27. Mai - III

Als ich die Treppe hinabsteige, hat sich die Eingangshalle im Vergleich zum Mittag noch mehr gewandelt. Alles ist über und über mit Ballons, dezenter, leicht schimmernder Dekoration und üppigen Blumensträußen ausgeschmückt. Kyle lehnt am Empfangstresen und gibt Anweisungen, mehrere Mitarbeiter huschen schnell hin und her und erledigen den letzten Rest. Als Mr. Davies mich entdeckt, habe ich etwa die Hälfte der Stufen bewältigt. Er hebt die Hand und unterbricht somit die Unterhaltung mit der Rezeptionistin. Schnellen Schrittes kommt er die Treppe hinauf und reicht mir seinen Arm, den ich wegen meinen vor Aufregung zitternden Beinen gerne ergreife. „Ich möchte Ihnen nicht zu nahetreten, aber Sie sehen außerordentlich bezaubernd aus."

„Vielen Dank, Mr. Davies", antworte ich geschmeichelt und lasse mich von ihm sicher bis zur unteren Stufe führen. Er schindet in seinem weinroten Anzug, dem schwarzen Hemd und der Fliege, die aus dem gleichen burgunderroten Stoff gefertigt ist wie der Anzug aber auch Eindruck. Der Schalkragen des Sakkos glänzt seidig, das Einstecktuch ebenso. Das volle Haar hat er zurückgeföhnt und so fixiert, dass eine kleine voluminöse Tolle entstanden ist. Ich bemerke erst jetzt die kleinen Narben oberhalb des rechten Mundwinkels.

„Darf ich Ihnen für die Nerven schon ein Gläschen Champagner anbieten?", reißt er mich aus meiner eingehenden Gesichtsstudie.

Ich räuspere mich. „Ja, sehr gerne."

Als Kyle in Richtung Champagnerkühler verschwindet, der einer von vielen auf den langen Tischen ist, nehme ich mein Handy heraus, fotografiere die Eingangshalle aus verschiedenen Winkeln und achte darauf, dass Kyle auch gut darauf zu erkennen ist. Linkisch leite ich eines der Bilder an meine Freundinnen weiter. Plopp, und einen Moment später steht er schon wieder neben mir, reicht mir einen Vintage-Champagnerkelch mit Goldrand. Ich nippe an dem Champagner und der sofort mit seinen in Alkohol getauchten Fingerchen mein Gehirn umfasst. Nach einem weiteren Schluck fühle ich mich schon viel entspannter. In der anderen Hand halte ich immer noch mein Handy, das verräterisch vibriert. „Wären Sie wohl so freundlich?", frage ich und hebe die Hand ein Stück an.

„Natürlich, ich bin ja schon darin geübt, Sie zu fotografieren. Wo soll ich die Aufnahme machen?"

Ich überlege einen Augenblick. „Gerne vor der Eingangstür."

Kyle nickt, legt mir wieder für den Hauch eines Moments die Hand auf meine – dieses Mal nackten – Schulterblätter und ich spüre ein Prickeln im Nacken. Ich trete vor ihm durch die große zweiflügelige Tür und bringe mich davor in Position. Mr. Davies geht ein paar Schritte auf dem Weg entlang und ich höre das Knirschen des Kieses unter seinen Schuhen. Das Glas in meiner Hand halte ich leicht erhoben und werfe ein breites Lächeln in Richtung Kameralinse. Einige Sekunden später nickt Kyle und kommt wieder auf mich zu. „Schauen Sie mal, ob Sie zufrieden sind", sagt er, während er mir das Handy reicht. Ich wische kurz durch die Bilder.

„Ja, perfekt." Er tritt auf die Eingangstür zu und bemerkt, dass ich ihm nicht folge. „Ich nehme mir noch einen Moment", erkläre ich.

„In Ordnung. Wenn Sie mich suchen, finden Sie mich in der Eingangshalle. Wir bereiten jetzt die Gläser für den Empfang vor. Die ersten Gäste...", sagt er und schaut auf seine überaus teuer aussehende Armbanduhr, „...sollten in fünfzehn Minuten ankommen."

Ich nicke ihm kurz zu und genieße dann einen Moment den Blick auf die grüne Auffahrt, nehme dabei die Nebengelasse in Augenschein und lasse mir dann mit erhobenem Kinn die Sonne ins Gesicht scheinen. Das Wetter spielt heute wirklich mit! Ich nippe nebenbei an meinem Champagner und sehe, wie Charlie sich rechts neben mir auf der Auffahrt in Position bringt. Er trägt ein schwarzes Sakko, ein weißes Hemd und eine schwarze Anzughose. Als er mich erblickt, nickt er mir höflich zu und wartet kerzengerade auf die ankommenden Gäste. Ich entsperre mein Display und muss angesichts der anzüglichen Antworten meiner Freundinnen grinsen.