053 // 13. Mai - IV

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Als ich aus dem Badezimmer, das direkt an das Schlafzimmer angrenzt, zurückkomme, hat Henry die besudelte Pique-Tagesdecke vom Bett genommen und die übergroße Bettdecke aufgeschlagen. Er liegt darunter, sein Kopf ruht auf einem der sechs unterschiedlich großen Kissen. Meine Fußsohlen werden von dem langflorigen Teppich, der unter dem Bett liegt, gekitzelt, als ich die Bettdecke anhebe, um selbst darunter zu schlüpfen. Ich kuschle mich eng an Henry und ziehe mit tiefen Atemzügen seinen Duft ein. „Ich wollte noch etwas mit dir besprechen", sage ich und lasse meinen Zeigefinger in kreisenden Bewegungen über seine Brust fahren.

„Worum geht es, Liebes?"

„Ich habe dir ja erzählt, dass am siebenundzwanzigsten unser Firmenbankett stattfindet." Ich umrunde seine linke Brustwarze mit meinem Finger. „Weil du ja dann schon wieder drehst..." - Henry dreht seinen Kopf ein wenig und blickt mich direkt an - „wollte ich fragen, ob es für dich in Ordnung ist, wenn ich Elias darum bitte mich zu begleiten. Normalerweise gehe ich ja alleine zu allen Firmenanlässen, aber..." - ich hole tief und angespannt Luft - "weil Constantin auch da sein wird, würde ich mich wohlerfühlen, wenn Eli dabei ist." Ich sehe, wie sich Henry Kiefermuskulatur anspannt, als er den Namen hört. Er lässt sich einen Moment Zeit mit der Antwort, wahrscheinlich um nichts Abfälliges über Constantin zu sagen.

„Natürlich, Brùnaidh, das ist eine gute Idee." Ich streichle dankbar seine Wange. „Wo wir gerade beim Thema Anlässe sind...", beginnt er. „Hast du schon Gelegenheit gehabt, dir über mein Angebot mit Paul und Susan zu sprechen Gedanken zu machen?"

Ich spüre förmlich, wie das entspannte, glückliche Gefühl, das mich bis eben noch durchströmt hat, langsam aus meinem Körper fließt. Es fühlt sich beinahe so an, als würde mich ein Vampir aussaugen. „Habe ich...", bringe ich schließlich hervor. „Ich bin einfach nicht bereit dazu. Bei mir läuft es gerade so gut auf der Arbeit und ich will keine übermäßige Aufmerksamkeit, die den Erfolg des neuen Standortes gefährden könnte", sage ich ehrlich und hasse es im selben Moment, wie sehr ich mich wie Constantin anhöre, als ich ihn damals gebeten hatte unsere Beziehung offiziell zu machen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viele Frauen sich mehr als glücklich schätzen würden, hergerichtet wie eine Prinzessin an der Seite eines schönen, weltweit bekannten Mannes über die roten Teppiche zu flanieren. Ich habe hingegen keine anderen Sorgen als meinen Job? Ist das mittlerweile aus mir geworden?

Henry kneift die Augen zusammen, als hätte ich ihn geohrfeigt und ich sehe wieder die gleiche Enttäuschung, die ich gesehen hatte, als ich ihm für die Prämiere absagen musste, die er stattdessen mit der hinreißenden Sonrée Smith am Arm verbrachte. Ich erwarte irgendeine wütende Reaktion, stattdessen sagt er nur - „Ich wollte dich eigentlich bitten mich zu einer privaten Abendveranstaltung zu begleiten, die meine Produktionsfirma ausrichten will, wenn wir wieder in Rumänien drehen. Aber es hört sich so an, als möchtest du überhaupt nicht mit mir gesehen werden..." In seinem letzten Satz liegt so viel Ernüchterung, dass es mir fast das Herz zerreißt. Henry wendet seinen Blick ab und schaut an die Decke. Ich höre ein leises Seufzen, dass er offensichtlich zu unterdrücken versucht hat.

„Henry, das ist es nicht. Mich nervt diese Scharade auch", versuche ich die Situation zu retten, aber er schüttelt leicht den Kopf. Ich schweige einen Moment und in meinem Gehirn drängen sich so viele Gedanken gegeneinander, dass ich ihre Anzahl nicht zu beziffern vermag. Mein Herz klopft schmerzhaft. „Gib' mir noch Zeit, bis das Firmenbankett gelaufen ist. Ich kann an dem Abend wirklich kein Drama gebrauchen, die ganze Führungsriege wird da sein."

„Na, dann kommt es dir doch gelegen, dass ich nicht da bin und du mit Elias gehen kannst. Wäre ja auch ganz schön krass" - ich stutze - „wenn du mich Constantin und allen anderen vorstellen müsstest, nicht?"

Ich stoße ein frustriertes Seufzen aus und lasse einfach heraus, was ich denke. Schonung hatte noch niemandem geholfen, das hatte ich schon auf dem Brunnen des Drachen in Thailand gemerkt. „Ja, wäre es tatsächlich. Wie erklärt man sowas, hmm? Es geht an dem Abend um die Firma und nicht um mich – oder dich. Ich stelle meine privaten Interessen da einfach hinten an. Auf deine Karriere hat es doch keinen Einfluss, ob du eine Freundin hast und mit wem du wo auftauchst. Die Leute himmeln dich weiter an... und die Presse wird sich zu jeder Frau Infos verschaffen und sie medial ausschlachten, egal, ob sie eine Sängerin, eine Ärztin oder eine Friseurin ist! Davon bleibst du unberührt, oder nicht? Für mich könnte es allerdings negative Folgen haben..." Ich hebe den Kopf, stütze den Ellenbogen auf der Matratze ab und lege mein Kinn auf meine flache Hand. In seinen Augen blitzt es dunkel, ich kann es genau sehen, er beißt die Zähne aufeinander und wägt seine nächsten Worte ab. Ich warte, bestimmt drei Minuten, aber er sagt nichts. „Keine Antwort?", bohre ich schließlich nach und er schweigt weiter. „Gut, dann viel Spaß beim Schweigen, ich gehe die Hunde füttern", sage ich und klinge das erste Mal in seiner Gegenwart sehr bissig. Ich schlage wütend die Bettdecke weg, stampfe ins Bad, wo der Kaschmirbademantel, den Henry in Irland gekauft hatte, ordentlich gefaltet in einem Regal liegt. Ich streife ihn mir über, binde den Gürtel zu und erhasche einen Blick auf mein gerötetes Gesicht. Ich wende mich ab, gehe schweigend an Henry vorbei und muss den fast übermächtigen Impuls unterdrücken, die Tür hinter mir zuzuknallen. Als ich die Treppen herunterkomme und die Hunde rufe, kommen sie vorsichtig und mit hängenden Köpfen zu mir. Nur Skadi blickt kampfeslustig die Treppe hinauf und wägt wahrscheinlich ab, ob sie Henry nur ein Bein ausreißen oder ihm die Haut vom Gesicht fressen soll.

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt