Ich lasse meinen Füller über das Papier gleiten und halte die letzten Gedanken fest, ehe ich ins Teammeeting muss. Ich höre auf dem Flur schon, wie ein Wagen mit klapperndem Geschirr darauf in den Konferenzraum geschoben wird. Millie leistet eine großartige Arbeit und ist die beste Teamassistenz, die man sich wünschen kann. Immer bereitet sie uns eine kleine Freude. Mal faltet sie außergewöhnliche Servietten besonders hübsch und platziert sie auf den kleinen Frühstückstellern, mal liegt eine kleine Süßigkeit auf unseren Schreibblöcken. In regelmäßigen Abständen bringt sie hervorragenden Kuchen mit, den sie großzügig an uns verteilt. Um uns irgendwie erkenntlich für den Aufwand zu zeigen, den sie betreibt, ohne jemals eine Gegenleistung zu erwarten, hatten wir eine kleine Sammelkasse für sie eingerichtet. Alle paar Wochen bringt Alicia einen hübschen Blumenstrauß oder einen kleines Präsent mit, das morgens am Empfang auf Millie wartet. Im Gegenzug dafür verwöhnt uns Millie nur noch mehr.
Ich blicke auf die digitale Uhr am unteren Bildschirmrand meines Desktops - schon 9:32am. In knapp einer halben Stunde geht es los. Ich lese noch einmal den letzten Stichpunkt und ergänze etwas in Klammern, als es plötzlich an der Tür klopft. Aiden Wagner steht davor und hält angestrengt die Arme hinter seinem Rücken. Ich unterdrücke ein Schnauben. Auch das noch, denke ich und lege den Füller beiseite. „Herein!", sage ich angemessen laut und Mr. Wagner drückt die Klinke herunter.
„Guten Morgen. Ich hoffe, ich störe Sie nicht, Ms. Karlson?"
„Guten Morgen." – Doch! – hätte ich gerne gesagt, entscheide mich aber für ein „Nicht sehr", das ich mit einem Lächeln begleite. „Was kann ich für Sie tun?"
Aiden schließt die Tür hinter sich und macht verlegen einige Schritte auf meinen Schreibtisch zu. Ich erhebe mich, gehe auf die Vorderseite des Tisches und lehne mich mit meinem Po dagegen „Ich...", beginnt er und sucht nach den richtigen Worten. Die Arme hat er immer noch hinter dem Rücken. Ich erwarte beinahe, dass gleich ein großes Küchenmesser zum Vorschein kommt, dass er mir in die Brust rammt. „Wegen gestern, Ms. Karlson." Ich blicke ihn abwartend, aber freundlich an. „Ich...Sie sind sehr hübsch", gibt er ehrlich, aber sehr leise zu. „Und ich wollte mich für die unprofessionelle Situation gestern entschuldigen." Er führt den linken Arm nach vorne und hält einen kleinen Blumenstrauß mit gelben Lilien in der Hand.
„Ach, Mr. Wagner", sage ich und bin freue mich ehrlich, dass er diesen für ihn sicher schweren Schritt tut. Er hätte es auch totschweigen und bei der nächsten Gelegenheit wieder starren können. „Das wäre nicht nötig gewesen. Aber vielen Dank." Aiden reicht mir den Strauß, den ich einen Moment anblicke.
„Gerne. Wie Sie sicher wissen, lassen meine Frau und ich uns gerade scheiden und...ich war gestern einfach aus dem Konzept. Mir ist dieser Job hier wirklich sehr wichtig."
„Ich verstehe das und weiß Ihre Ehrlichkeit sehr zu schätzen. Machen Sie sich keine Gedanken mehr deshalb. Ich hake das Thema ab, Sie bitte auch." Ich lege einigen Nachdruck in den letzten Satz, der betonen soll, dass ich gerne darüber hinweggehe, er sich aber nichts Vergleichbares mehr in meiner Gegenwart erlauben sollte. Er nickt aufrichtig und hält mir die Hand hin, die ich ergreife. „Wir sehen uns gleich", sage ich, als sich unsere Hände wieder trennen. Das Telefon auf meinem Schreibtisch beginnt zu klingeln. „Sie entschuldigen mich.", meine ich und drücke mich vom Schreibtisch ab. Ich halte den Blumenstrauß weiter in der linken Hand und nehme den Hörer mit der rechten ab. Aiden schließt hinter sich die Tür und geht in Richtung Konferenzraum „Ja, bitte?", melde ich mich.
„Guten Morgen, Ms. Karlson." Alicia ist dran. „Der Catering-Service hat sich gemeldet. Es entstehen Mehrkosten", kommt sie direkt zur Sache.
„Guten Morgen. Inwiefern?"
„Wegen der Wegstrecke. Das Emporia liegt außerhalb des Umkreises, in dem die Wegstrecke noch im Preis inbegriffen wäre."
Ich reibe mir mit einem Finger vom meinem Nasenrücken bis nach oben zum Haaransatz. „Das fällt denen ja früh ein... Wie viel?"
„Ich hatte bei der Erstverhandlung scheinbar nur die Vertretung dran, die bedauerlicherweise bei der Kalkulation nicht darauf geachtet hat." Ich atme lange, in ihre Sprechpause hinein, aus. „Zweihundertfünfzig Pfund mehr. Aber ich habe in die Kalkulation geschaut. Das wäre gerade noch drin, aber dann haben wir nur noch einen kleinen Puffer..."
„Ist denn sonst alles berücksichtigt?", frage ich und versuche, mir alle veranschlagten Posten ins Gedächtnis zu rufen.
„Ja, schon. Die Einladungen schicken wir auf Wunsch von Mr. Lind per Mail raus. Da sparen wir einiges an Kosten für Papier und Porto."
„Gut, dann nehmen Sie das Angebot vom Catering-Service bitte verbindlich an."
„Mache ich. Bis gleich!", sagt Alicia noch, bevor wir auflegen. Ich nehme meinen Notizzettel vom Tisch, sperre meinen Bildschirm und werfe noch einen letzten Blick auf mein Smartphone, bevor ich in den Konferenzraum gehe.
„Ich vermisse dich", lese ich und mein Herz wird von heißen Fingern umfasst, die es höherschlagen lassen.
„Ich dich auch!"
Meine Kollegen sitzen bereits alle im Konferenzraum, als ich hereinkomme. Millie verteilt gerade Kaffee und Tee. „Ms. Karlson?", fragt sie.
„Tee, bitte", antworte ich und werfe ihr ein Lächeln zu. In der Mitte des Tisches steht ein metallenes Tablett mit Brötchen darauf. „Danke dafür, Millie." Sie strahlt mich zur Antwort an. Ich nehme meinen Platz am Kopf des Tisches ein. Noah Jones sitzt auf dem dritten Stuhl von rechts und blickt betreten zu mir hinüber. Meine Augen taxieren ihn einen Moment, ehe ich mir eine Brötchenhälfte vom Tablett nehme.
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HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.
FanficIda Karlson ist beruflich in Oxford. Der Auftrag soll innerhalb weniger Wochen abgewickelt sein. Doch es kommt anders - ihr Aufenthalt wird verlängert und alles verändert sich, als sie eine kleine Notiz zugesteckt bekommt. Sie verliert sich in eine...