057 // 26. Mai - II

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Ich biege ab und fahre mit meinem Auto durch die imposante Toreinfahrt. Die Reifen knirschen über die Auffahrt aus weißem Kies. Ich blicke mit offenem Mund auf das herrschaftliche Gebäude aus rotem Backstein als ich aussteige und drehe mich einmal um die eigene Achse. Links und rechts vom Hauptgebäude, das bereits im siebzehnten Jahrhundert erbaut wurde, gibt es noch Nebengebäude, die früher wahrscheinlich von den Bediensteten bewohnt wurden. Heute gibt es durchaus noch ein paar Wohnungen für die Angestellten, soweit ich weiß. Die Nebengelasse werden aber größtenteils als Garage für die Autos der Gäste und als Ställe für einige Pferde, Schafe und Hochlandrinder genutzt. Ein angenehmer Geruch nach Heu liegt in der Luft. Ich lege den Kopf in den Nacken. Weit oberhalb des Eingangs thront ein Türmchen aus hellem Sandstein, das wie ein Glockenturm aussieht. Das Herrenhaus hat zudem mehrere kleine Giebeldächer, von denen sich massive Stangen emporstrecken, die neben dem Familienwappen auch ein Jägerhorn sowie die englische und walisische Flagge tragen. Außerdem verteilen sich mehrere schmale Schornsteine über die Dächer. Die unzähligen Fenster heben sich deutlich vom roten Backstein ab und sind von außen mit dem gleichen Sandstein verkleidet wie der Glockenturm. An den Außenwänden winden sich überaus gepflegte Weinranken hinauf, davor stehen akkurat geschnittene Hecken und Büschchen. Ich sinke mit meinen Pumps etwas in den Kies ein, während ich zur schweren, dunklen Eingangstür gehen will.

„Ms. Karlson?", spricht mich plötzlich ein junger Mann an, der aus Richtung der Ställe kommt. Er trägt ein gutsitzendes dunkelblaues Reitset und klopft sich ein paar Mal leicht mit einer Gerte gegen den Oberschenkel, als er auf mich zukommt.

„Ja, Ida Karlson...hallo!", antworte ich und strecke ihm die Hand entgegen. „Sie müssen Mr. Davies sein?" Er nickt und zieht seinen Reiterhandschuh aus, ehe er meine Hand ergreift.

„Herzlich willkommen. Schön, dass Sie es heute schon zu uns geschafft haben. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Ich bin Kyle, der Sohn von Reece und Olivia Davies und Miteigentümer. Die restliche Familie wird sich Ihnen später vorstellen. Wie wäre es vorher mit einer kleinen Führung?" Intensive dunkelbraune Augen heften sich an meine und er zeigt ein strahlendes Lächeln. Ich nicke begeistert und hätte nie erwartet, dass England so viele attraktive Männer hervorbringen würde. Hinter ihm taucht plötzlich ein Mann mittleren Alters auf, der in einer pieksauberen Angestelltenuniform steckt. „Das ist Charlie. Er wird Ihr Auto umparken und das Gepäck ins Haus bringen." Kyle schaut auf meinen Wagen, den ich einfach in der Auffahrt habe stehen lassen und mir ist das sofort unangenehm.

„Guten Tag!", sagt Charlie eine Sekunde später und streckt mir die Hand entgegen, um mir meinen Autoschlüssel abzunehmen.

„Oh!", mache ich überrascht und hadere einen Moment damit. Schließlich reiche ich Charlie meinen Schlüssel. „Vielen Dank."

„Jederzeit, Ma'am." Er entfernt sich und startet einen Augenblick später den Motor.

„Wenn Sie mir bitte folgen mögen", sagt Mr. Davies und bietet mir wegen des Kiesbodens den Arm an. Ihm ist also nicht entgangen, wie ich zuvor hilflos über den Weg geschwankt bin. Als er die Eingangstür aufstößt und mich durch die riesige Eingangshalle führt, die überaus reich, fast verschwenderisch mit Kunst geschmückt ist, erzählt er mir ein wenig über die Geschichte des Hauses und deutet dabei mal in die eine, mal in eine andere Ecke. „Große Teile der hölzernen Wandvertäfelung konnten wir zum Glück durch aufwendige Restaurationsarbeiten retten. Wir mussten aber auch ein paar Repliken anfertigen lassen. Im oberen Stockwerk gibt es auch noch einzelne Räume mit originalen Panorama-Tapeten aus Leder oder Stoff, die ihrerzeit aufwendig von Hand bemalt wurden." Ich muss meinen Mund angesichts der überladenen Schönheit aktiv geschlossen halten. Eine Mitarbeiterin huscht unauffällig an uns vorbei und trägt dabei einen sehr hohen Stapel Stoffservietten vor sich her. In der Mitte des Raumes steht ein brunnenartiges Gebilde, auf dem auf den Zehenspitzen des linken Fußes eine nackte Frau aus einem sehr weißen Gestein steht. Ihre Brustwarzen recken sich spitz empor, während sie an die Decke schaut und sich mit einem goldenen Fächer Luft zuwedelt. Meine Augen bleiben an ihr hängen und ich bewundere, wie detailgetrau sie aus dem Stein gehauen wurde. Kyle Davies führt mich an dem massiven Empfangstresen vorbei, der genau in der Mitte von zwei Treppen steht, die sich in einer langgezogenen Kurve auf die erste Etage winden. Die Geländerstäbe aus einem dunklen Holz sind aufwendig mit Schnitzereien verziert und scheinen lasiert und poliert worden zu sein. Sie strahlen mit den spiegelglatten, hellbeigen Bodenfliesen um die Wette. „Ich zeige Ihnen zuerst einige der Zimmer, danach können Sie den Festsaal in Augenschein nehmen. Unsere Mitarbeiter bereiten bereits alles in Bezug auf Dekoration und Gedeck vor. Das Catering-Team wird morgen Vormittag eintreffen und mit Unterstützung unserer eigenen Köche das Buffet vorbereiten. Ab 4pm treffen die ersten Gäste ein, wenn ich mich richtig erinnere?"

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt