"Naja, jedenfalls sehr löblich, dass er dich überredet hat, es uns jetzt zu sagen", meint Clara gerade und holt mich endgültig zurück in die Realität.
"Guter Mann!", stimmt Marleen zu und hat ganz rote Wangen von der angeregten Unterhaltung. Sie flüstert einen Moment später. "Können wir ihn kurz sehen?"
Ich lache auf und schnaube. "Ihr seid so unmöglich."
"Sensationslust, wir müssen doch wissen, ob er es wirklich ist und...", fängt Clara an.
"...und ob er echt so gut aussieht", beendet Marleen den Satz.
Ich schaue über die Schulter. Henry liegt immer noch im Bett, mittlerweile ein Magazin in beiden Händen haltend. Er trägt nach wie vor kein Oberteil.
"Henry...", spreche ich ihn auf Englisch an und erkläre ihm kurz die Situation. Er muss lachen und stimmt zu. "Wehe, ihr macht ein Foto. Ich warne euch!", zische ich gespielt drohend und hebe einen Finger.
"Wo denkst du hin. Wir haben es dir versprochen. Du kannst dich immer, immer, immer auf uns verlassen!", beteuert Marleen.
Ich stehe auf, halte die Kamera weiter auf mein Gesicht. Meine Freundinnen platzen wirklich fast. Marleen drückt beinahe ihre Nase gegen den Bildschirm. Clara wuschelt sich durch die lockigen Haare, stöhnt unzufrieden. Ich stehe vor dem Bett, gebe Henry das Zeichen, dass ich ihm das Handy jetzt zuwenden werde. Er legt das Magazin neben sich, richtet sich im Bett auf. Ich drehe die Kamera um, man sieht mein Gesicht. Meine Freundinnen schnauben ungeduldig. Ich drehe mich ein wenig um und gebe den Blick auf Henry frei. Er streicht sich über die Haare, hebt eine Hand zum Gruß.
"Hallo, Mehdels", versucht er es mit stark britischem Akzent mit einer deutschen Begrüßung. Marleen unterdrückt merklich einen hysterischen Schrei, Clara starrt ihn an. "Hi!"
"Hey!", kommt es schließlich von beiden.
Sie sind absolut hibbelig und ich kann es ihnen nicht verdenken, mir war es ja ganz ähnlich ergangen, als ich Henry das erste Mal getroffen hatte. Ich drehe das Handy wieder zu mir. Clara wischt sich mit dem Handrücken über die Stirn, zum Zeichen, dass sie ihn heiß findet. Marleen ist noch nicht wieder ansprechbar. Wir drei starren uns an und lachen.
"Habt noch einen schönen Abend, viel Spaß!", bringt Marleen schließlich hervor, als sie sich wieder gefangen hat.
"Ihr auch, danke. Ich habe euch lieb!"
"Wir dich auch!", sagen beide wie aus einem Mund. Wir winken nochmal, werfen uns Kussmünder zu und beenden das Gespräch.
"Süß, die beiden", sagt Henry amüsiert.
"Das war eine mehr als moderate Reaktion", gebe ich zurück. "Ich hatte das totale Chaos erwartet."
Er lacht wieder und klopft neben sich auf das Bett. "Komm zu mir. Konntet ihr alles klären?"
„Ja, soweit. Ich habe aber versprochen, dass ich ihnen persönlich alles in Ruhe erzählen werde."
„Gut, dann hast du den Schritt schon mal geschafft."
Als ich das Handy auf dem Nachtisch ablege, sehe ich noch aus dem Augenwinkel, wie zig Nachrichten in unseren Gruppen-Chat geschickt werden. Marleen und Clara senden fast im Sekundentakt zweideutige Emojis und kurze Textnachrichten, die den sabbernden, den schwitzenden, den Emoji mit der herausgestreckten Zunge, den Emoji mit dem explodierenden Kopf, Kirschen, Pfirsiche, Wasserspritzer und Auberginen beinhalten. Manchmal sind die beiden so herrlich durchgeknallt, aber ich bin auch nicht besser und liebe das an unserer Freundschaft. Bevor mein Handydisplay erlischt und ich mich abwende, sehe ich noch eine Nachricht von Clara, die wissen will, ob Elias Single ist. Ich werde ihr morgen darauf antworten. Henry klopft nochmal auf das Bettzeug und ich rücke zu ihm heran.
"Danke!", sage ich, als ich mich in seine Arme kuschle.
"Ebenso", gibt er zurück und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
Wir haben unser Verhältnis bisher tatsächlich nicht definiert, das ist mir durch Clara nochmal deutlich vor Augen geführt worden. Ich spüre plötzlich, dass ich schon gerne wüsste, was er darüber denkt, wie er es zukünftig handhaben will. Dass es ihm ernst ist, merke ich allein daran, dass er unsere Liebschaft nicht länger geheim halten will. Was dann daraus wird, wenn die Presse sich um die Geschichte reißt und dies ein eventuell enormer Belastungsfaktor wird, wird sich im Laufe der Zeit zeigen...oder?
"Alles gut?", erkundigt er sich.
"Geht so...", gebe ich ehrlich zurück. "Das ist alles ganz schön viel."
"Ich weiß, Liebes", sagt er einfühlsam und drückt mich an sich. Ich atme den Duft seiner Haut mit geschlossenen Augen ein und beruhige mich mit ein paar langen Atemzügen. Seine Brusthaare kitzeln jedoch meine Nase, ich wackle damit, um ein Niesen zu unterdrücken. Henry schnieft belustigt und ich positioniere mein Gesicht etwas anders. Er gibt mir einen sanften Kuss auf die Lippen, ich strecke ihm die Zunge heraus, er saugt daran.
"Uah...", mache ich, "... das war..."
"...total erotisch?", fragt er amüsiert nach.
"Sowas Ähnliches, nur ekeliger...", necke ich ihn.
"Nochmal?", will er wissen.
"Gib mir lieber einen normalen Kuss", fordere ich ihn auf. Er kommt der Bitte nach. Als wir unseren Kuss beenden, schaue ich ihn an.
"Ist es ok, wenn ich das Licht ausschalte? Ich fühl mich gerade total erschlagen."
"Selbstverständlich", sagt er und gibt mich aus seiner Umarmung frei. Wir schalten beide die Nachttischlampen aus, er setzt allerdings doch seine Kopfhörer auf und schaltet sich ein Hörbuch an.
"Sherlock?", will ich wissen. Henry nickt und schließt die Augen. Ich gebe ihm noch einen Kuss auf die Wange und drehe mich auf die Seite. Sobald er sein Hörbuch ausschaltet, wird er sich an mich kuscheln, weiß ich und schließe die Augen. In meinem Kopf sehe ich noch eine Weile die Gesichter von Constantin, Marleen und Clara.
DU LIEST GERADE
HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.
Hayran KurguIda Karlson ist beruflich in Oxford. Der Auftrag soll innerhalb weniger Wochen abgewickelt sein. Doch es kommt anders - ihr Aufenthalt wird verlängert und alles verändert sich, als sie eine kleine Notiz zugesteckt bekommt. Sie verliert sich in eine...