050 // 13. Mai - I

34 4 5
                                    

Ich liege in der Badewanne und puste eine Schaumwolke von meiner flachen Hand. Danach tauche ich mit dem Kopf unter und genieße das Gefühl des heißen Wassers auf meiner Kopfhaut und meinem Gesicht. Mit angehaltener Luft bleibe ich noch einen Moment länger untergetaucht. Als ich am Wannenrand wieder nach oben rutsche, wische ich mir mit zwei Fingern über die Augen. In weniger als drei Stunden fahre ich endlich zu Henry - ich habe mich für zwölf Uhr angekündigt, damit er in Ruhe in seinem Haus ankommen kann. Der gestrige Arbeitstag hatte mir endgültig den Rest gegeben, weshalb ich es am Abend nicht mehr in die Wanne geschafft und mich nach der letzten Hunderunde sofort in die Kissen meines Bettes geschmissen hatte. Dafür lasse ich es mir jetzt richtig gut gehen. Nach dem Morgenspaziergang mit Anubis und Skadi habe ich mir sofort die Badewanne eingelassen. Ich lege meinen Kopf auf dem Wannenrand ab und massiere mir mit Daumen und Zeigefinger die Stirn. Der intensive kräuterige Duft nach Thymian und Melisse steigt mir in die Nase und die Entspannung wird mit jedem Herzschlag weiter durch meine Adern und tiefer in meinen Körper hineingepumpt. Ich gebe einen leidenschaftlichen Seufzer von mir, der die verbliebenen Nachwehen der Arbeitswoche aus meinem Körper trägt. Ich bewege meinen Körper auf und ab und erzeuge damit kleine Wellen, die über meine Haut schwappen. Als ich mich wieder etwas aufrichte, läuft mir ein warmer Schwall über mein Tattoo. Die Haut ist noch gereizt, stelle ich fest, weil es sich beinahe so anfühlt, als hätte ich einen Sonnenbrand, der sich nicht mit der Wassertemperatur verträgt.

Als das Wasser langsam kalt wird, steige ich aus der Wanne  und creme mich mit einer betörend nach Frangipani und Zimt duftenden Bodylotion ein. Der Geruch versetzt mich sofort auf den Brunnen des Drachen-Markt zurück, den ich mit Henry in Thailand besucht und auf dem ich mir die selbstgemachte Körpercreme gekauft hatte. Ich würde am liebsten sofort wieder hinfliegen, um die schöne, ungestörte Zeit mit Henry erneut zu verleben. Mein Handy gibt einen kurzen Klingelton von sich. Ich wische meine cremigen Hände ab und öffne die Nachricht.

Henry, wird mir angezeigt - 

„Guten Morgen, Liebes. Der verdammte Zug fällt aus. Ich nehme mir gleich ein Mietauto, bin aber frühestens um 3pm zu Hause, weil die Mautstraße gesperrt ist. Ich habe schon Elias geschrieben, er lässt dich rein. Melde dich bitte bei Lucas und sag ihm, wann der dich abholen soll."

Ein unerwarteter Schmerz der Enttäuschung gräbt sich in meine Brust und ich muss mich einen Moment sammeln, ehe ich antworte -

„Wenn etwas schiefgeht, dann aber richtig. So ein Scheiß! Pass auf dich auf und melde dich, wenn du losfährst. Ich freue mich!"

Henry schickt mir zur Antwort einen Kussmund und einen Daumen hoch. Wahrscheinlich ist er schon auf dem Sprung.

...

Ich packe die Taschen für die Hunde und mich zusammen und werfe mit dem Augenweiß einen flüchtigen Blick auf die Digitaluhr, die im Flur steht. In fünf Minuten soll Lucas schon da sein – Mist! Ich stelle die Reisetaschen im Flur ab und gehe in die Küche, um das Hundefutter und die Einkäufe in einer Kühltasche zu verstauen. Mir ist nach dem Frühstück die spontane Idee gekommen, für Henry und mich zu kochen. Der Einkauf auf dem Weekend Market hatte mich jedoch wichtige Zeit gekostet und ich hatte mich beim anschließenden Zurechtmachen ziemlich beeilen müssen – nur, um trotzdem spät dran zu sein. Die Hunde stehen gespannt neben mir und sind scheinbar der Meinung, dass sie ein zweites Frühstück verdienen, weil ich mit ihrem Futter hantiere. „Mh, mh!", mache ich bestimmt und sie lassen enttäuscht die Köpfe hängen. Ich lege noch Kühlpacks in die Kühltasche und werfe mir den Henkel über die Schulter.

„Ich bin da. Hast du viel Gepäck?", schreibt mir Lucas gerade, als ich meine Schuhe anziehen und zubinden will.

„Fünf Minuten! Ein paar Taschen", tippe ich leicht gehetzt.

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt