Henry steuert einen Stand an, an dem es Getränke gibt und kauft uns zwei Flaschen eisgekühlte Cola. Ich trinke gierig fast die ganze Flasche aus. Wir schlendern einige Minuten schweigend nebeneinanderher, vorbei an vielen weiteren Ständen mit Stoffen und Bekleidung. Schließlich erreichen wir die Brücke, die über den Kanal und zur zweiten Hälfte des Marktes führt. Ich bleibe auf dem höchsten Punkt stehen und schieße ein Foto von dem bunt bedachten Markt, das ich ebenfalls an meine Liebsten schicke und anschließend in meinen Status lade. Ich sehe, das eine Nachricht von Babette eingegangen ist und mein Herz scheint sich zusammenzuziehen.
„Du siehst aus wie eine Prinzessin! Conny sitzt gerade neben und hat...", schreibt sie und ich ignoriere den restlichen Teil der Nachricht geflissentlich. Ich antworte knapp - „Vielen Dank, liebe Babette!" Ich sehe, dass sie direkt antwortet, stecke aber das Handy wieder in meine Brusttasche. Ein Seufzer entfährt mir und ich bemerke erst jetzt, das Henry genau neben mir gestanden und vermutlich auf mein Handy geschaut hatte.
„Verzeih, du weißt, dass ich nie vorsätzlich auf dein Handy schauen würde...", beginnt er.
„Kein Problem, du hast halt neben mir gestanden", antworte ich und blicke ihn an. Meine Sonnenbrille ruht immer noch auf meinem Kopf, sodass er mir in die Augen schauen kann, ich ihm aber nicht. Ich hatte tatsächlich noch nie einen einzigen Blick auf sein Telefon geworfen, weder auf das private noch das berufliche. Henry benutzt die beiden Teile aber in meiner Gegenwart bewusst so gut wie nie. Er hat selten Lust sich mit geschäftlichen Angelegenheiten zu beschäftigen, privat schreibt er in unregelmäßigen Abständen mit seinem engsten Kreis - wegen der Hunde wahrscheinlich am meisten mit Elias. Wir unterscheiden uns dahingehend. Ich schieße gerne viele Fotos und bearbeite diese, tausche Nachrichten mit meinen Liebsten aus, surfe im Internet und kann auch meine Arbeit nicht gänzlich ausblenden. Natürlich bin ich neugierig, mit wem Henry so in Kontakt ist, aber ich würde ihn niemals ausfragen oder gar versuchen in seinem Handy zu stöbern. Das hätte das kleine hässliche Gefühl der Eifersucht, das mich sowieso immer mal wieder überkommt, nur noch befeuert und das ist keinem von uns gegenüber fair. Ich hatte aus anderen Beziehungen eine zentrale Sache gelernt - Wer belügen und betrügen will, der tut das auch. Egal, mit wie viel Liebe, Aufmerksamkeit, Lust, Kontrolle, Eifersucht und Wut man die entsprechende Person überhäuft. Würde ich mich diesen Gefühlen jedes Mal hingeben, wenn Henry ohne mich unterwegs und mit seinen Kolleginnen am Set ist, würde ich innerlich zergehen. Aus diesem Grund schiebe ich das langfingrige Elend, das sich allzu gerne um Herz und Hirn schlingt, möglichst weit weg.
Er setzt zum nächsten Satz an - „...mir ist dadurch aber leider nicht entgangen, dass dir" - er holt tief Luft, ehe er den Namen zwischen den Zähnen hervordrückt - „Constantins Mutter noch immer schreibt." Es klingt nicht wie eine Anklage, sondern wie eine Feststellung. „Angesichts der Situation, die wir eben hatten, nur, weil ich dir eine kleine Freude machen wollte, bitte ich dich, die Sinnhaftigkeit des Kontaktes mal in einem ruhigen Moment zu überdenken." Ich fühle mich komplett überrumpelt und entwaffnet.
„Bitte?", frage ich daher. Henry lehnt sich mit dem Rücken gegen das Geländer der Brücke und legt den Kopf in den Nacken. Das Bändchen, an dem sein Hut hängt, drückt gegen seinen Hals.
„Du kannst nicht die kleinste Kleinigkeit von mir annehmen, ohne dass du dich damit unwohl fühlst und es doppelt und dreifach wieder" - er hebt je zwei Finger pro Hand und deutet Anführungszeichen an - „ausgleichen willst. Vielleicht kommst du über diesen Status ja nicht hinweg, weil einige Menschen immer noch Teil deines Lebens sind und dadurch weiterhin eine Verbindung zu dir aufrechterhalten, die dich einschränkt."
„Wow. Wirklich poetisch, danke, Henry", sage ich und klinge dabei ziemlich zynisch. „Babette meint es einfach nur gut mit mir und zu Constantin habe ich keinen Kontakt. Warum sollte ich ihr vor den Kopf stoßen?"
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HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.
FanficIda Karlson ist beruflich in Oxford. Der Auftrag soll innerhalb weniger Wochen abgewickelt sein. Doch es kommt anders - ihr Aufenthalt wird verlängert und alles verändert sich, als sie eine kleine Notiz zugesteckt bekommt. Sie verliert sich in eine...