037 // 10. Mai - I

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Ich wippe unter meinem Schreibtisch mit meinem linken Fuß, der in einem spitz zulaufenden Pump aus schwarzem Kunstleder steckt und rolle den Stift hin und her, der zwischen meinen Lippen steckt, während ich mir die neueste Schlagzeile in einem der unzähligen britischen Klatschmagazine durchlese. Es klopft an der Tür, ich hebe meinen Blick und sehe, dass einer meiner Unternehmensberater und Alicia, meine Assistentin, vor der Tür stehen. Ich hebe einen Finger, bedeute den beiden damit, dass sie noch einen Moment warten sollen. Ich ziehe den Stift zwischen meinen Lippen hervor, lege ihn neben meine Tastatur und schließe das Browserfenster. Anschließend öffne ich wieder die Excel-Tabelle, die Alicia für die Planung des Firmenbanketts angelegt hat und werfe noch einmal einen schnellen Blick auf die Zahlen. Da sich die für die Organisation des Events zuständigen Kollegen nicht einigen können und die Zeit langsam knapp wird, habe ich die Verantwortung für die meisten Entscheidungen selbst übernommen. Ich richte meinen Blick wieder auf meine Mitarbeiter, lächle und nicke zum Zeichen, dass sie eintreten können.

„Guten Morgen, Ms. Karlson", begrüßt mich Alicia und reicht mir eine heiße Tasse Kaffee.

„Guten Morgen, Alicia. Vielen Dank, aber das wäre nicht nötig gewesen..." Ich ziehe den herben Duft des schwarzen Kaffees ein. Alicia lächelt bloß und führt ihre Hände vor ihrem Unterleib zusammen. „Was kann ich für Sie tun?", erkundige ich mich, richte die Frage aber vor allem an Mr. Wagner.

„Hatten Sie schon Gelegenheit in den Vertrag für Asilence zu schauen? Wir benötigen noch Ihre Unterschrift, damit wir mit der Beratung starten können." Mr. Wagner schaut auf meinen Fuß, der immer noch unter dem Tisch wippt und wischt sich im nächsten Moment ein nicht vorhandenes Stäubchen von der Schulter seines zweifelsfrei teuren Anzugs. Ich ziehe die oberste Schublade meines Schreibtisches auf und hole einen gehefteten Stapel Papiere hervor. Ehe ich Mr. Wagner die Unterlagen reiche, versichere ich mich, dass es sich um den richtigen Vertrag handelt. Mein Kollege tritt an meinen Schreibtisch heran und wartet.

„Hier, Mr. Wagner. Werden Sie den Kunden persönlich übernehmen?"

„Ja, Ms. Karlson. Da ich zur Strategieberatung vor Ort war, ist es überaus sinnvoll, wenn ich Asilence betreue...oder planen Sie den Kunden selbst zu übernehmen? Es ist ja bekanntlich ein überaus lukrativer Deal."

„Nein, ich weiß, dass das bei Ihnen in den besten Händen ist." Ich wende meinen Blick ab und schlage die letzte Seite des Vertrages auf. Meine geschwungene, fast verschwenderisch großzügige Unterschrift ist bereits auf der dünnen Linie getrocknet. Ich schraube meinen Füller auf und trage Mr. Aiden Wagner als verantwortlichen Projektleiter ein. Ich drehe das Dokument vor mir auf dem Tisch herum und reiche Aiden meinen Füller. Daran, dass auf seinem Ringfinger ein hellerer Abdruck zu sehen ist, erkenne ich, dass die Trennung von seiner Frau dieses Mal endgültig und offiziell ist. In den letzten Wochen war Aiden ein paar Mal für einige Tage krankgeschrieben gewesen. Natürlich wurden mir jegliche Gerüchte darüber zugetragen, dass seine Frau ihn betrogen hatte, sie die Ehe noch versucht hatten zu retten, eine Therapie machten, er aber schließlich ausgezogen war. Mr. Wagner setzt geübt, aber ordentlich seine Unterschrift und ich quittiere alles mit meinem Stempel, ehe ich es ihm das Schriftstück aushändige. „Viel Erfolg! Bitte lassen Sie Millie noch alle wichtigen für unser morgiges Teammeeting zukommen. Ich möchte, dass allen Kollegen die Wichtigkeit des Projektes bewusst ist und dass Sie jegliche Unterstützung erhalten, die Sie benötigen. Es ist essenziell, dass Sie bei einer Firma, die so ein finanzielles Volumen bietet, ein stabiles und langfristiges Gesundheitsmanagement installieren."

Aiden nickt und schaut auf meine gebräunten Unterarme, die aus meiner limettengrünen Satinbluse mit Dreiviertel-Arm herausschauen. „Danke, Ms. Karlson." Er dreht sich um und verlässt das Zimmer. Alicia schließt die Tür hinter ihm und nimmt auf dem Stuhl, der vor meinem Schreibtisch steht, Platz.

HENRY | .•° Eine Henry Cavill Fanfic °•.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt