[35] Hammonia, pt. 3

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🌸 Oster-Special 🌸

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Die Dämmerung sank über die Elbe, als Kasimir hinter Elias das Hotelzimmer betrat. Ein gewaltiges Panoramafenster offenbarte das geschäftige Flimmern der HafenCity; wie Sterne erleuchteten Hebemaschinen und Schiffslampen die Uferterminals. Es war ein berauschender Anblick, der sich ihm aus einer der höchsten Etagen der Elbphilharmonie bot. Doch er konnte ihn ebenso wenig genießen wie die mondäne Architektur des Raumes oder sein luxuriöses Interieur. Nicht nachdem, was sich eben in der Lobby abgespielt hatte.

»Schläfst du lieber links oder rechts?«

Elias stellte seinen Reiserucksack neben die cremefarbene Sesselgarnitur vor dem Fenster und streckte sich. Ihm machte es offenbar nichts aus, dass an der gegenüberliegenden Wand ein romantisches Boxspringbett stand, dessen Matratzenmaße definitiv für verliebte Paare ausgerichtet waren.

»Mir egal ...«, murmelte Kasimir, ließ ebenfalls seine Reisetasche auf den weichen Teppichboden sinken. Sein Blick wanderte über die stilvollen Fotografien an der Wand; Aufnahmen von Konzertmomenten in Graustufen. Ob auch sein Auftritt eines Tages gerahmt in einer dieser Suiten hängen würde? Normalerweise überkämen ihn beim Gedanken Glücksgefühle, aber im Augenblick war ihm nichts gleichgültiger.

»Gut, dann nehme ich links.« Elias warf seinen Mantel auf die frisch bezogene Decke. Sowohl seine Zigarettenschachtel als auch das Tablettendöschen rutschten aus der Tasche. Zum ersten Mal seit Betreten des Zimmers konnte Kasimir an etwas anderes denken als Leonhards Zurückweisung. Was waren das für Pillen, die Elias im Zug innerhalb von Minuten zur Raison gebracht hatten? Eine Art Beruhigungsmittel?

»Entschuldige, ich vergaß.« Er griff die Zigaretten von der Decke und verstaute die Schachtel in seinem Rucksack. »Hoffe, meine Sachen riechen nicht nach Rauch.«

»Kein Problem.«

Kasimir schlurfte vors Bett und ließ sich rücklings auf die fabelhaft weiche Matratze fallen. Es war eine Wohltat nach zwei Wochen Schlaf auf einer Funktionscouch, doch erneut entwich ihm ein Seufzen. Das könnte alles schön sein, wenn der Mensch, mit dem er eigentlich dieses Bett teilen wollte, nicht angewidert von ihm wäre.

»Du siehst müde aus«, meinte Elias, nachdem Kasimir seine Brille neben sich auf den Nachttisch gelegt hatte und sich mit den Händen über die Augen rieb. »Ich will gleich nochmal mit Elise los, was zu essen suchen. Magst du mitkommen?« Auf Kasimirs Kopfschütteln gab er ein feines Lachen von sich. »Okay. Soll ich dir was mitbringen?«

»Danke, nicht nötig«, murrte Kasimir und nahm die Hände vom Gesicht, zog stattdessen sein Smartphone aus der Hosentasche. Er war tatsächlich nicht hungrig, obwohl er seit dem Frühstück nichts zu sich genommen hatte. Vermutlich verdarb ihm der Frust den Appetit.

Elias sah weiterhin in seine Richtung, verlor jedoch kein Wort. Irgendwann löste er sich von seinem Aussichtspunkt vor dem Fenster, trat ins Bad und schaltete das Licht ein. Die Lüftung sprang an, seine Worte wurden undeutlicher.

»Er tut das nicht, um dich zu verletzen.«

Kasimir hielt einen Moment inne. Dann ließ er das Handy auf seine Brust sinken und hob verwirrt den Kopf. »Was?«

»Dein Freund«, konkretisierte Elias, dann verfälschte das Rauschen des Wasserhahns seine Stimme. »Er hat Angst, dass du dich bei ihm ansteckst. Er will deinen Auftritt nicht gefährden.«

Als es still wurde, richtete Kasimir sich auf und rutschte vom Bett, trat vor die angelehnte Badtür. Elias fummelte sich vor dem beleuchteten Kristallspiegel soeben eine Wimper aus den Augen, sein Hemdkragen war gelockert und der Gürtel seiner Jeans hing geöffnet vom Bund.

All Eyes On Us [3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt