[45] Contredanse, pt. 2

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💫 800 Sterne 💫


Big Shoutout an all euch fleißige Sternenbringer dort draussen!

Ihr versüßt mir die Uploadtage 🥰

Dieses Sonderkapitel ist für euch ❤️













Als Kasimir den Frühstückssalon betrat, sank die Lautstärke der Gespräche. Einige Gäste starrten ihn an, manche unverhohlen, andere diskreter. Am Buffettisch gefror die Aktivität, die Wartenden steckten tuschelnd die Köpfe zusammen.

Kasimir schob sich gesenkten Blickes durch die Flure zwischen den Tischen. Die Worte, die er auf dem Weg zur anderen Seite des Salons aufschnappte, brannten den kümmerlichen Rest seines Selbstwertgefühls nieder.

Show-Off. Heuchler. Fremdgänger.

Er lief zügig, konzentrierte sich auf sein Ziel. Den Tisch, an dem die Zwillinge gestern ihr Frühstück eingenommen hatten. Heute saß nur einer von ihnen dort, genehmigte sich einen Pott Kaffee und blätterte im Hamburger Abendblatt. Er reagierte nicht auf das Geflüster, sah nicht auf, als Kasimir vor ihm stehenblieb. Erst, als er geräuschvoll den Stuhl zurückzog und sich setzte, widmete Elias ihm seine Aufmerksamkeit. Sein Gesichtsausdruck war entspannt.

»Ausgeschlafen?« Er schob Kasimir die Tageszeitung hin, deutete auf eine unauffällige Spalte im Kultursektor. »Glückwunsch. Du bist über Nacht berühmt geworden.«

Der Kurzartikel zeigte ein Bild von Kasimir im Konzertsaal. Die Schlagworte Eifersucht und Behindertenfeindlichkeit blitzten ihm entgegen, dann schob er das Pamphlet beiseite und sah Elias wieder in die Augen. Der Ozean dahinter war ruhig, friedlich. Anders als Kasimirs Herz, dessen Schlagfrequenz neue Höchstwerte erreichte.

»Wie ist das passiert?«, wisperte er, Anspannung raute seine Stimme auf. Elias zog die Augenbrauen hoch, wirkte aber nicht im Ansatz überrascht.

»Erinnerst du dich nicht?«

»Nein, tue ich nicht.« Kasimir schluckte seine schwelende Ungeduld herunter. »Dawid hat etwas von Beruhigungsmitteln erzählt. Was hast du mir verabreicht?«

»Ich?« Elias verschränkte gelassen die Hände ineinander. »Du hast dich an meinen Medikamenten bedient. Zeitweilige Amnesie ist übrigens eine weitere Nebenwirkung. Habe ich gestern nicht erwähnt. Aber du hättest es wahrscheinlich genauso vergessen wie den Rest.«

»Was habe ich vergessen, Elias?«, zischte Kasimir. »Was habe ich gemacht?«

Elias deutete erneut auf den Artikel. »Steht alles hier drin. Und auf Instagram, Facebook, X ... ein paar Videos sind auf TikTok verfügbar.«

Kasimir ballte die Hände zu Fäusten, spürte die Hitze in seinem Gesicht. Diese Vogel-Strauß-Taktik trieb ihn zur Verzweiflung.

»Wieso haben wir uns geküsst?«, flüsterte er. Ihm wurde elend, wenn er bloß daran dachte, er brachte die Worte kaum über die Lippen.

Elias schmunzelte, schien nicht schockiert. Warum auch? Er wurde im Artikel nicht namentlich erwähnt. Derjenige, dessen Beziehung und Karriere auf dem Spiel standen, war allein Kasimir.

»Ich habe dir gegeben, was du gebraucht hast«, antwortete er, sein Lächeln wurde zynisch. »Ärgerlich, dass wir gefilmt wurden. Andererseits gute Publicity. Jetzt kennt deutschlandweit jeder deinen Namen.«

»Hör auf ...«

»Die Veranstalter sollten dir Provision zahlen. Jeder will das Enfant terrible der Show sehen. Die Einschaltquote wird in die Höhe schießen ...«

All Eyes On Us [3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt