[34] Hammonia, pt. 2

74 16 0
                                    




🌸 Oster-Special 🌸

🐰🥕🥕🥕





















Kasimir hielt den Atem an. Vor ihm erstreckte sich eine aparte 5-Sterne-Lobby, im Hintergrund dudelte unaufdringliche Jazzmusik. Doch er konnte sich nicht darauf einlassen.

Nicht mit seinem Erzrivalen vor der Nase.

»Das ist ja 'ne nette Überraschung.« Dawid stemmte lachend die Hände in die Hüften. »Hab mich schon gefragt, wann ihr heute eintrudelt. Will gerade los, Sankt Pauli unsicher machen. Kommt ihr mit?«

Kasimir brachte keinen Ton hervor. Seine letzte Begegnung mit Dawid Eilinger lag über ein Jahr zurück; damals hatten Leonhard und er ein Konzert des Bayerischen Staatsorchesters in München besucht, welches Dawid als Pianist ergänzte. Seitdem schien sich sein einstiger Harmonia-Konkurrent endgültig von seinem Abo im Fitnessstudio verabschiedet zu haben. Er trug zweifellos drei Kleidergrößen mehr, was seinem natürlichen Charisma keinen Abbruch tat. Im Gegenteil. Er wirkte zufrieden, kleidete sich stilvoll und machte nicht den Anschein, als würde er sich in seiner Haut unwohl fühlen.

»Euch hat's die Sprache verschlagen, was? Ginge mir ähnlich, wenn ich dem zukünftigen Pianovision-Sieger gegenüberstände.« Dawid grinste, machte einen Schritt zurück und lotste sie gestisch zu sich. »Vielleicht kommt ihr trotzdem erstmal aus dem Fahrstuhl.«

Während Kasimir buchstäblich festgefroren war, kam Leonhard seiner Aufforderung zögerlich nach. Als er nach vorn trat, löste sich seine Hand von Kasimirs Fingern. Es fühlte sich an, als wäre der dünne Faden, der sie in den letzten Minuten verbunden hatte, gerissen.

»Hey, Dawid ... schön, dich zu sehen.« Leonhard quälte sich ein Lächeln auf die blassen Lippen. »Was machst du hier ...?«

»Mir die Show ansehen, natürlich. Einer von euch wird hoffentlich mein Gegner sein. Bin allerdings noch unentschlossen, für wen ich vote ...« Sein Blick wechselte abwägend zwischen Kasimir und Leonhard. »Sagt mal, habt ihr Rollen getauscht? Normalerweise ist Hasi derjenige, der vor so einem Event wie ausgekotzt aussieht.«

Endlich gelang es Kasimir, den Lift zu verlassen und an Leonhards Seite zu treten. Er wollte erneut nach seiner Hand greifen, doch Leonhard wich ihm aus und gab ein leises, verlegenes Lachen von sich.

»Mir geht's gut, ich ... hab nur was Falsches ... ah ...«

Reflexhaft schlang er die Arme um den Bauch, allein das grummelnde Geräusch darin klang schmerzhaft in Kasimirs Ohren. Dawid zog die Augenbrauen hoch, dann deutete er wortlos mit dem Daumen über seine Schulter. Am anderen Ende des Saales wies ein Schild dezent zu den sanitären Einrichtungen.

»Danke ... sorry«, japste Leonhard und schleppte sich unter Dawids aufmerksamem Blick davon. Als dieser sich daraufhin wieder Kasimir zuwandte, bestimmte eine Mischung aus Skepsis und Mitleid seine Mimik.

»Armer Kerl. Hat er sich an deinen Kochkünsten den Magen verdorben?«

Kasimir zischte, vergrub die Hände in seinen Hosentaschen. Dawid interpretierte seine Schweigsamkeit nach eigenen Kriterien.

»Nicht doch, Stress im Hasenstall?«, hakte er nach. Kasimir schüttelte den Kopf, senkte wortlos den Blick auf den hochwertigen Teppich. Er hatte keine Lust, ausgerechnet Dawid auf seine Beziehungssprobleme zu stoßen. Allerdings war sein Gegenüber feinfühlig genug, um seine tiefwurzelnde Frustration wahrzunehmen.

»Du bist sauer, weil er dir deinen Finalplatz streitig macht, was?«, schlussfolgerte er und gab Kasimir einen Klaps auf den Oberarm, nachdem dieser sich weiterhin in Schweigen hüllte. »Kann ich verstehen. Ist 'ne miese Nummer, aber in dem Zustand steckst du den armen Tropf problemlos in die Tasche.« Dawid lehnte sich vor sein Ohr und flüsterte. »Hat auch was Gutes. Versöhnungssex ist das Intensivste, was du dir vorstellen kannst.«

All Eyes On Us [3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt