Kapitel 9

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Mein Leben mit Hunter als meinem Personenschützer an meiner Seite war im Alltag tatsächlich gar nicht so anders zu meinem Leben zuvor. Genau wie Rupert es sonst getan hatte, fuhr er mich jeden Tag zur Schule und brachte mich anschließend zurück. Der einzige Unterschied war, dass Hunter nicht wegfuhr, wenn ich hinein ging, sondern die ganze Zeit in der Nähe blieb, falls es nötig war mein Leben zu retten, wie er einmal sarkastisch gesagt hatte. Zuerst war es mir unangenehm, weil ich Angst hatte, was meine Mitschüler denken würden, wenn sie bemerkten, dass er da war, doch meine Sorge schien unnötig. Wie sich herausstellte, war er wirklich diskret und so dauert es bis Freitag Vormittag bis meine Freundinnen überhaupt Notiz von ihm nahmen.

Ich war gerade aus dem Wagen gestiegen, als sie mir schon entgehen gelaufen kam. Ihre Augen groß und voller Neugierde starrten sie in Richtung des Wagens und ich ahnte, dass mir jetzt ein Verhör der beiden bevorstand. „Shit Gigi wer ist denn der heiße Typ der dich hergebracht hat?" fragte Coraline aufgekratzt, kaum das ich zu ihnen getreten war. „Sein Name ist Hunter und es ist nicht so wie du vielleicht denkst, er ist nur mein Bodyguard, mehr nicht" erklärte ich ruhig, doch meine Freundinnen waren zu aufgekratzt um zuzuhören. Alice schob Coraline grob zur Seite, um selbst einen Blick auf Hunter zu werfen, der zwar inzwischen wieder im Wagen saß, aber das Fenster geöffnet hatte, weil er noch rauchte, sodass sie ihn trotz der eigentlich getönten Scheiben bestens in Augenschein nehmen konnten. „Ich kenne ihn irgendwo her" sagte Alice grüblerisch ohne den Blick von ihm zu nehmen. Auch Coraline hatte sich wieder zum Wagen umgedreht und starrte ihn ebenfalls vollkommen hemmungslos an.
„Könnt ihr das lassen bitte? Ihr blamiert mich verdammt, der Mann arbeitet für meine Familie ok? Er ist nicht zu eurem Vergnügen hier" fuhr ich meine beiden Freundinnen an, die sich zwar beide wieder schuldbewusst zu mir umdrehten, doch ihr Lächeln sagte mir, dass es ihnen ganz und gar nicht leid tat. „Vielleicht ist er nicht für unser Vergnügen da, aber doch sicher für deins Gigi" erwiderte Coraline und zwinkerte mir eindeutig zweideutig zu. Sofort spürte ich wie ich rot wurde. „Gott Coraline! Hol deine Gedanken aus der Gosse ja? So ist das nicht zwischen uns." sagte ich schnell, vielleicht zu schnell, denn Coralines Lächeln wurde breiter. „Oh ich verstehe. Ist er der Grund, warum du dich die ganze Woche nicht einmal bei Maddox gemeldet hast?" stieg Alice mit ein. „Was nein! Hunter ist mein Bodyguard, nicht mehr und nicht weniger. Zwischen uns ist nichts..." verteidigte ich mich, doch da fiel Alice mir schon wieder ins Wort. „Jetzt weiß ich wieder woher ich ihn kenne. Du hast auf der Party am Samstag mit ihm geflirtet oder? Er war es, der da in der Ecke stand und rauchte. Ich erinnere mich, wie du die anderen und mich einfach stehen gelassen hast für ihn. Shit war er der Kerl mit dem du nach Hause bist?" fragte sie in einer Mischung aus Schock und Neugier. Coraline blickte voller Begeisterung zwischen uns hin und her. Wie wir alle liebte sie das Drama, doch ich liebte es gerade überhaupt nicht, denn ich war der Ursprung dieses Dramas.

„Ja ich bin mit ihm nach Hause, weil er mein verfluchter Bodyguard ist Alice! Mein Onkel hat ihn engagiert, weil er mich in Sicherheit wissen will. Es war nicht meine Entscheidung ok? Weder das ich einen Personenschützer bekomme, noch wer dieser besagte Personenschützer ist." rechtfertigte ich mich ohne zu viel zu verraten. Man hausierte schließlich nicht damit, dass sein Onkel ein gefürchteter Mafia Boss war. Meine Freundinnen dachten, er macht sein Geld mit Immobilien und den diversen Clubs die ihm gehörten. Sie ahnte nicht, was wirklich hinter all dem steckte und ich wollte das es so blieb. Das letzte was ich wollte, war meine wahrer Identität vor ihnen oder sonst wem preiszugeben. So konnte ich mir fast selbst einreden, dass es nicht wahr war. Das meine Familie nicht kriminell war, das kein Blut an ihren Händen klebte... es war meine Art damit umzugehen, auch wenn ich wusste das Verdrängung selten der richtige Weg war, war er der leichteste.
Erneut wand ich mich an die beiden „Und was Maddox angeht... wir sind nicht mal offiziell zusammen wie ihr beiden Tratschtanten ganz genau wisst. Ich muss mich also nicht bei ihm melden und er auch nicht bei mir. Das hat absolut nichts mit Hunter zu tun. Ich hatte einfach keine Zeit, das ist alles. Können wir jetzt bitte endlich das Thema wechseln?" fauchte ich die beiden an, was tatsächlich half. Beide nickten und wechselten dann das Thema, während wir gemeinsam zum Unterricht gingen.

Nach der Schule wartete Hunter schon vor der Schule auf mich, so wie immer in dieser Woche, doch diesmal stand er neben dem Auto. Heute war es ungewöhnlich heiß, wahrscheinlich war er deshalb ausgestiegen. Er hatte das Jackett seines Anzugs ausgezogen und die Ärmel seines Hemdes hochgeschoben. Unwillkürlich biss ich mir auf die Lippe. Warum musste er so gut aussehen?
„Hi" nuschelte ich nervös, als er sich vom Wagen abstieß und zu mir kam. Viel zu dicht blieb er vor mir stehen, sah über mich hinweg und ich wusste, dass Alice und Coraline immer noch dort standen und ihn ganz ungeniert angafften. Ihn und mich wohl eher, denn auch wenn sie aufgehört hatten zu sticheln, wusste ich, dass ihre schmutzige Fantasie mit ihnen durchging, sobald sie Hunter sahen. Woher ich das wusste?
Ganz einfach.
Weil es mit genauso ging...

„Deine Freundinnen" begann er und holte mich zurück. „Ich will wie kennenlernen"
Perplex sah ich zu ihm auf. „Was?!"
„Du verbringst viel Zeit mit ihnen. Ich will wissen, ob sie vertrauenswürdig sind oder ob sie zum Problem werden könnten." erklärte er sachlich. „Was genau stellst du dir vor? Ein Kaffeekränzchen?" fuhr ich ihn gereizt an. Er ließ den Kopf kreisen, deutlich genervt von mir erwiderte er. „Ich nehme an, du willst in den kommenden Monaten hin und wieder Zeit mit ihnen verbringen richtig? Nun entweder du stellst sie mit vor und ich kann mich davon überzeugen, dass sie nichts weiter als alberne und vorallem harmlose Teenies sind oder aber ich werde bei jedem eurer Treffen mit im Raum sein. Ausnahmslos"
Wir tauschten kurz eiskalte Blicke aus, keiner von uns wollte einknicken, doch am Ende tat ich es. „Sie kommen am Samstagabend sowieso vorbei. Wir wollen einen Film sehen und etwas trinken. Mädelskram halt. Du kannst gerne kommen." erwiderte ich und es klang alles andere als so, als hätte ich ihn gerne dabei, dennoch lächelte er „Eine Pyjamaparty hm? Ich Glückspilz"

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt