Kapitel 48

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Ohne zu klopfen öffnete ich die Tür und trat ein, denn so sehr ich vorhin allein sein wollte, so sehr wollte ich es jetzt nicht mehr.
Hunter saß auf dem Sofa, der Fernseher lief und vor ihm stand ein Bier.
„Hey" Ich ging auf ihn zu und lächelte ihn an. Er murrte lediglich, schaute zu mir auf und verdrehte die Augen. „Was willst du hier?"
„Ich wollte dich sehen." murmelte ich und setzte mich auf seinem Schoß. Er packte sofort meine Hüften und schob mich ein Stück von sich, als wollte er mich von seinem Schoß schubsen, was er wahrscheinlich sogar wirklich wollte, wenn ich seinem finsteren Blick glauben schenkte. Aber das tat ich nicht. Hunter war immer finster, das bedeutete nicht unbedingt was schlechtes.
„Du bist betrunken, Red. Geh ins Bett und schlaf." Ich zog einen perfekten Schmollmund „Bin ich nicht!" Er hob eine Augenbraue. „Ach nein? Warum kann ich dann den Alkohol in deinem Atem riechen? Jetzt steh auf."
Ich stöhnte, halb genervt und halb erregt, während ich meine Beine um seine Taille wickelte. „Ich bleibe lieber sitzen, vielen Dank" erklärte ich ihm selbstbewusst und begann über seine Brust zu streichen. „Hier gefällt es mir viel besser als alleine in meinem Bett" So verführerisch wie ich konnte ließ ich die Hüften kreisen, während ich weiter über seine Brust streichelte. Ich spürte die harten Muskeln, aber auch auch sein beschleunigten Atem. Es war wie immer mit ihm.
Er sagte das eine, aber er meinte das andere.

Red" knurrte er gereizt, aber auch erregt. „Ich hab gesagt du sollst runter gehen." Ich ging nicht darauf ein, sondern sagte „Du musst nichts tun, wenn es dir dein albernen Moral Kodex verbietet. Wir können es wieder so machen, wie in der Limousine..." lockte ich ihn, schob meine Hüften wieder vor und jetzt spürte ich ihn hart unter mir. Ein triumphierendes Lächeln stahl sich auf meine Lippen, ich hatte recht, er wollte mich. Doch wieder passten seine Worte nicht zu dem, was sein Körper mit signalisierte. „Was soll das Giorgia? Du bist eindeutig betrunken. Vorhin hast du geweint und hast mich dir nicht helfen lassen. Wieso bist du jetzt hier? Was willst du von mir?" Hunter klang so hart und kalt, dass ich aufhörte mich zu bewegen.
So war es immer, so leicht er es schaffte mich in Flammen zu setzen, so schnell konnte er alles und jeden mit seiner Kälte gefrieren lassen.

„Ich will... Ich wollte..." haspelte ich, dann fiel er mir ins Wort. „Hast du mit ihm geschlafen?"
Natürlich wusste ich das er von Maddox sprach, doch der Schock über seinen harten Themenwechsel ließ mich irritiert fragen „Was?"
„Hör auf mit der Unschuldsnummer, ja? Ich weiß, dass ihr vorhin hier oben wart. Allein. Über eine Stunde. Ihr werdet wohl kaum bloß geredet haben. Du hast mit ihm gevögelt hab ich recht? Und doch bist du jetzt hier, bei mir. Warum? Hat er es dir nicht richtig besorgt Red? Bist du deshalb jetzt hier? Damit ich zu Ende bringe, was dein Loverboy nicht kann?" Seine Kälte wurde nur noch seiner Arroganz überboten.
Ich war gekränkt, aber vor allen Dingen war ich Scheiß wütend auf ihn, dass er so mit mir sprach. Meine Hand hob sich, bevor ich es kontrollieren konnte und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. „Fick dich, Hunter!"
Eine Träne glitt mir über die Wange „Du bist so ein verdammtes Arschloch, mich das zu fragen. Ich hasse dich" Ich hob erneut die Hand, um ihn wieder zu schlagen, aber er fing sie ab, bevor ich ihn traf.  „Schluss mit den Spielchen. Gib mir eine Antwort. Sag mir, wie du ihn auf dein Zimmer geschmuggelt hast, damit er endlich bekommt, was er will. Oh jetzt macht es Sinn, deshalb ist er verschwunden, er hat endlich von dir bekommen, was er von Anfang wollte und jetzt hat er dich fallen lassen, genau so wie ich es vorher gesagt hatte. Wahrscheinlich lässt er sich gerade von seinen tollen Freunden feiern, weil er es geschafft hat, dass du die Beine für ihn breit machst."
„Lass mich los"
„Warum sagst du mir nicht die Wahrheit? Gib einfach zu, dass du so dumm warst mit ihm zu schlafen, ich weiß es doch eh schon, warum zierst du dich so? Oh du bereust es schon, stimmt's? War er so schlecht?"
Seine Worte waren so kalt und so wahnsinnig verletzend, das ich inzwischen richtig weinte. „Warum tust du das?" schluchzte ich „Warum bist so gemein zu mir Hunter?"
„Warum zum Teufel beantwortest du nicht einfach meine Frage. Es ist ein einfaches Ja oder Nein"
„Nein, das ist es nicht. Es ist nicht so leicht." wimmerte ich und hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen, wenn er mich weiter so löcherte, doch das schien er nicht merken. Er merkte nicht, wie sehr er mich bedrängte oder es war ihm schlichtweg egal.

„Warum nicht?" Als ich schwieg wurde er lauter „Antworte mir verdammt!"
Ich riss mich von ihm los und sprang förmlich von seinem Schoß, während alle die Emotionen des Tag über mich hinweg rollten. Wut, Angst, Trauer, Verlangen, Enttäuschung, Verwirrung. Plötzlich war sie Taubheit weg und ich spürte alles mit einer nie dar gewesen Intensität, die mich überrollte wie eine Flutwelle.
„Es ist nicht so einfach. Ich konnte nicht mit ihm zusammen sein, nicht richtig. Er wollte es und ich wollte es auch. Du hast recht. Ich wollte mit ihm schlafen ok? Bist du jetzt zufrieden?! Aber ich muss dich enttäuschen, ich bin wohl doch nicht so ein naives Dummchen wie du es dar stellst, denn ich habe es nicht getan."
„Warum nicht?"
Aller Mut in mir sammelte sich zusammen, vermischte sich mit dem Alkohol und half mir, endlich auszusprechen, was ich eigentlich schon wussten, als ich Hunter das erste Mal gesehen hatte. „Weil ich dich will. Nicht ihn"

Hunter sah mich vollkommen geschockt an, ganz offensichtlich wollte er mein Geständnis nicht hören. „Nein willst du nicht"
Ich ließ mich nicht einschüchtern, ich war eh schon über die Klippe gesprungen, es machten keinen Sinn mehr zu versuchen, den unvermeidlichen Aufprall zu verhindern. „Doch. Es ist wahr. Ich will dich Hunter. Nur dich."
Aufgebracht fuhr er sich durch die kurzen Haaren, während er nervös im Zimmer auf und ab lief wie ein gehetztes Tier. „Verdammt, verdammt. Fuck! Nein. Warum sagst du sowas?", brüllte er, doch er klang eher aufgewühlt, als angepisst. Scheinbar hatte ich ihn kalt erwischt. „Du wolltest eine Antwort. Du wolltest die Wahrheit hören und das ist." schrie ich im trotzig entgegen, was dazu führte das er ebenfalls die Stimme erhob. „Fuck Red! Halt einfach die Klappe!"
„Nein. Das werde ich nicht!" schrie ich ihn ebenfalls an. Hunter verlor völlig die Beherrschung, was mich gleichzeitig faszinierte und ängstigte. „Wenn du nicht gleich deine Klappe hältst, sorge ich dafür das du es tust" sagte er hart, doch ich zuckte nicht zurück. „Versuch es doch!"
Ohne ein Wort, ging er plötzlich nach vorne auf mich zu, packte meine Schultern und drängt mich rückwärts an die Wand. Jetzt war er mir so nahe ich konnte seinen einzigartigen Geruch riechen und ich spürte wie sein Herz extrem schnell schlug.
„Wieso kannst du nie einfach tun was ich von dir verlange Giorgia?" Seine Stimme war angefüllt mit all der aufgestauter Frustration die ich auch empfand, wenn es um uns ging. Hunters Gesicht  war so nah an meinem, dass sein Atem sich mit meinem vermischen. Bevor ich überhaupt auf seine Anschuldigung reagieren konnte, drückte er plötzlich seine Lippen hungrig gegen meine und übertönte alle weiteren Argumente mit einem Kuss, wie ich ihn noch nie zuvor bekommen hatte. Hunter nahm mich förmlich in Beschlag, sowohl sein Körper als auch seine Lippen drängten mich gegen die Wand und machten es mir unmöglich mich zu bewegen. Ich erstickte fast an der Intensität seines Kusses, aber es war mir egal, ich würde liebend gerne so sterben, mit seinen Lippen auf meinen.

Hunter küsste mich immer drängender, seine Lippen drückten fest gegen meine, als ob er entschlossen wäre, jeden Gedanken und jeden Protest von meinen Lippen zu entfernen, bevor ich sie aussprechen konnte. Mit beiden Händen hielt er mein Gesicht umfangen, was den Kuss noch intimer machte. Seine Berührung gepaart mit dem nicht enden wollenden Kuss schickten Schauer über meinen Rücken. Ich stöhnte unweigerlich auf, während er seine rechte Hand von meinem Gesicht nahm und sie um meinen Hals legte. Er drückte leicht zu, drängte mich weiter nach hinten und drang dann mit seiner Zunge in meinen Mund ein. Diese Geste hatte etwas so animalisches, das ich in seinen Mund stöhnte, ehe ich mich wieder voll und ganz den Kuss hingab.
Mit jedem weiteren Kuss macht er seine Dominanz deutlicher, seine Leidenschaft mischte sich mit einem Hauch von Verzweiflung. Nach ein paar langen Momenten zog er sich zurück und atmet schwer. „Entschuldigung, ich konnte nicht widerstehen", flüsterte er mit einem kleinen Grinsen, dass ihn plötzlich viel jünger aussehen ließ. Ich wollte etwas erwidern, doch da klopfte es an die Tür. Oder besser es hämmerte gegen die Tür. „O'Brien verdammt bist du eingepennt? Du wolltest mich vor einer Viertelstunde bereits ablösen. Du hast Nachtwache, schon vergessen?" Ich erkannte die Stimme, sie gehörte dem Bodyguard meines Cousines. „Beruhig dich, ich bin gleich da" rief Hunger zurück, dann trat er von mir weg, öffnete die Tür zu meine Zimmer und sagte „Ich wusste wir würden diese Verbindungstür eines Tages zu schätzen wissen." dann schnappte er meinen Arm und schob mich förmlich durch die Tür, kurz bevor ich ganz in meinem Zimmer war, beugte er sich
ein letztes Mal hinab und küsste mein Wange „Ich fürchte du musste doch allein in deinem eigenen Bett schlafen, Red"

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt