Kapitel 76

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Die bloße Vorstellung zurück in dieses Haus zu gehen bereitete mir Magenschmerzen. Jede Faser meines Körpers wehrte sich zurück zu gehen. Mit jedem Schritt rebelliert es in mir immer mehr und doch ging ich weiter, weil ich keine Wahl hatte. Dieses Haus war mein Zuhause, mindestens für die kommenden Tage, vielleicht sogar viel länger. Wenn ich dort leben wollte, zusammen mit Hunter, dann musste ich mich jetzt behaupten. Natürlich hätte ich mich auch verstecken können, während Hunter die Drecksarbeit machte, aber das würde ich nicht tun. Den ganzen Morgen hatte mich Violet behandelt wie ein Kind und ich hatte ihr bedauerlicherweise auch noch in die Karten gespielt, indem ich wie ein beleidigtes Kind davon gerannt war. Diesen Eindruck wollte ich unbedingt korrigieren, ich wollte das sie sah, dass ich reif genug war, um die Frau an seiner Seite zu sein. Sie musste diese Message bekommen, sie musste begreifen, dass Hunter nicht mehr verfügbar war. Mir war es unfassbar wichtig ihr klar zu machen, dass sie falsch lag. Es würden am Ende nicht Violet und Hunter sein, denn er gehörte mir.

Meine guten Vorsätze brachen jedoch in sich zusammen, als ich hinter Hunter die Wohnung betrat und sofort Violets höhnische Stimme hörte „Ach sieh an wer zurück ist unsere kleine Prinzessin hatte wohl doch zu viel Angst vor der großen bösen Welt da draußen, um es allein mit ihr aufzunehmen. Oh so langsam checke ich was du an ihr findest Big Bear. Es streichelte deine ureigenes Bedürfnis alles und jeden zu beschützen, dass dieses blutjunge Ding dich braucht nicht wahr? Gott ich wette dir geht jedes Mal einer ab, wenn sie sich heulend in deine Arme wirft, weil die Welt mal wieder gemein zu ihr war. Wer braucht schon einen ebenbürtigen Partnerin, wenn er der Held für eine Jungfrau in Nöten sein kann"
Hunters tiefe Stimme donnerte urplötzlich laut durch die Dachgeschosswohnung „Halt endlich deine Klappe Vi! Merkst du eigentlich überhaupt nichts mehr?"
Mein Gesicht lief feuerrot an, ich schämte mich und war so unfassbar wütend gleichzeitig, dass ich nicht wusste wohin mit mir. Hunter drehte sich zu mir, seine großen Hände legten sich auf meine Wange und hoben mein Gesicht an, bis ich ihn ansah. Tränen schimmerten in meinen Augen, teils aus Wut, teils weil ich ehrlich verletzt von ihren Worten war. Ich verstand nicht, wie ein Mensch so gemein sein konnte, obwohl sie mich doch gar nicht kannte. Was hatte ich ihr denn getan, dass ich dieses Hass verdiente?
Du schläfst mit dem Mann den sie liebt zischte mein Unterbewusstsein mir gehässig zu und ich wusste das es recht hatte. Violet liebte Hunter noch immer, das war überdeutlich. Sie wollte das Happy End mit ihm, egal wie lange sie dafür warten musste und egal über wessen Leichen sie dafür treten musste. Sie würde um ihn kämpfen, wenn er sie nicht stoppte.

Red..." wisperte Hunter, die Augen wachsam auf mich. „Du weißt das es nicht wahr ist, das ist nicht der Grund, warum ich..." begann er, doch ich schnitt ihm mitten im Satz ab. Ich wollte seine Erklärung nicht hören, ich konnte es nicht, nicht jetzt, nicht hier. „Schaff sie einfach hier raus" presste ich heraus, drehte mich, um lief ins Schlafzimmer. Scheiß auf das was ich mir vorgenommen hatte, ich ertrug diese Demütigung keine Sekunde länger. Was jedoch nicht hieß, dass ich nicht hören wollte, was da draußen vor sich ging. Ich ließ die Schlafzimmer angelehnt, während ich hinter ihr Position bezog und lauschte, wie Hunter ihr klar machte, dass hier kein Platz für sie war. Nicht solange ich da war, denn drei waren eindeutig einer Zuviel.
„Oh habe ich schon wieder ihre zarten Gefühle verletzt? Das tut mir ja so leid" höhnte Violet von der anderen Seite der Tür und ließ mich die Fäuste ballen, doch ich musste nicht wieder hinaus stürmen und meine Ehre verteidigen, denn diesmal tat Hunter es. „Sei endlich still gottverdammt. Du merkst es überhaupt nicht mehr oder? Nichts, wirklich gar nichts ist witzig oder gar attraktiv an deiner ich scheiß auf alles und jeden Attitüde, Vi. Sie ist einfach nur anstrengend. Du bist anstrengend, keine Ahnung warum mir das bisher nie aufgefallen ist, vielleicht weil ich dir nie eine meiner Freundinnen vorgestellt habe, aber du bist echt eine beschissene Bitch weißt du das? Gott du machst es einem unmöglich das netter zu sagen, denn es ist die Wahrheit. Du bist eine Bitch Vi" Er klang nicht sauer, sondern eher so, als hätte ihm jemand die Augen geöffnet, so als würde er Violet zum ersten Mal wirklich sehen, mit all ihren Macken.
„Na danke für das Kompliment" maulte sie zurück und zum ersten Mal klang sie verletzt, was mich nur noch weiter darin bestätigte, dass zumindest für sie die Nummer zwischen Hunter und ihr noch nicht gelaufen war.

Vi, bitte, ich will mich eigentlich nicht streiten, aber wir müssen reden. Es geht um Giorgia" setzte Hunter wieder an, ohne auf ihren Kommentar einzugehen „Was ist mit ihr?" Violet schien es sich auf einem der Stühle am der Theke bequem zu machen, zumindest schloss ich das aus den Geräuschen, die durch sie Tür zu mir drangen. Sie fühlte sich hier eindeutig viel zu wohl.
„Abgesehen davon wie schlecht du sie behandelst seit du hier heute morgen ungefragt aufgetaucht bist meinst du? Nun Giorgia denkt, dass wir uns zu nah stehen, angesichts unsere gemeinsamen Vergangenheit, womit sie gewiss einen Punkt hat findest du nicht? Es ist nicht unbedingt üblich, sich als Ex Paar so nahe zu stehen, wie wir es tun. Ich verstehe ihre Bedenken, allein die Vorstellung das sie mit einem Ex so eng wäre wie wir es sind lässt mich durchdrehen. Sie bat mich unsere Freundschaft zu beenden oder zumindest auf Eis zu legen, solange das ihr und mir läuft." erklärte er ihr erstaunlich ruhig, doch seine Gelassenheit färbte leider nicht aus sie ab. „Warte was?! Ist das dein verfickter Ernst?! Seit wann lässt sich Hunter O'Brien von einem kleinen Mädchen sein Leben diktieren? Du hast es immer gehasst, wenn ich versucht habe mich einzumischen, aber jetzt kommt da dieses neue Mädchen und sie hat plötzlich das Sagen?" hörte ich sie durch die halb geschlossenen Tür schreien, als würde ich direkt neben ihr stehen.
„So ist es nicht, Vi. Es ist...kompliziert. Sie ist einfach anders. Das mit ihr ist was anderes." ringte er sichtlich bemüht um die richtigen Worte, doch sie wollte nicht zuhören, dafür war sie zu wütend, doch vor allem schien sie zu verletzt, um ihm wirklich zuzuhören. „Anders? Wie? Weil sie gut im Bett ist oder so? Komm schon, Hunter, du lässt sie über dein Leben bestimmen dabei kennst du sie kaum! Du lässt dich von ihr bevormunden, von ihr!! Von einem verdammten Kind!" schrie sie weiter und ich hielt unweigerlich die Luft an, als ich auf Hunters Antwort wartete, doch er stieg nicht in ihr Geschrei ein sondern blieb ruhig „Das ist nicht fair, Vi. Es geht hierbei nicht um dich, sondern um meine Beziehung mit Giorgia. Es ist nicht leicht diese Entscheidung treffen ok? Ich will keine Seite wählen müssen. Ich versuche hier nur, mehr Drama zu vermeiden." versuchte er zu schlichten, doch es war zwecklos.
„Du tust das um mehr Drama zu vermeiden? Dafür wendest du dich gegen mich? Gegen deine beste Freundin?!? Tolle Strategie, Hunter. Wenn du sie wirklich mir vorziehst, dann hast du vielleicht schon deine Seite gewählt."
„Du hast recht, das habe ich. Leb wohl Violet"

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt