Kapitel 70

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„Giorgia?" Hunters Stimme war sanft und kaum mehr als ein Flüstern in meinem Haar. „Mh?" brummte ich zufrieden, weil ich immer noch auf dem Hoch des letzten Orgasmus schwamm, obwohl er schon eine ganze Zeit her war.
Inzwischen lagen wir wieder gemeinsam in seinem Bett, ich mit dem Kopf auf seiner Brust und er lang ausgestreckt unter mir. In diesem Moment empfand ich einen solchen Frieden, dass ich ihm fast nicht geantwortet hätte, einfach weil ich Angst hatte, dass dieses Gefühl verschwand, sobald ich mich in irgendeiner Form bewegte oder sprach, was natürlich albern war.
„Hm?" brummte ich deshalb und kuschelte mich gleichzeitig noch enger an ihn. „Wir müssen langsam mal dieses Bett verlassen. Es ist fast Mittag" er versuchte streng zu klingen, doch ich hörte, dass er schmunzelte. „Na und? Ich habe keine Pläne für heute, du vielleicht?" erwiderte ich bockig, während ich mich weiter an ihn klammerte, als könnte ich so das unvermeidbare verhindern.
„Wir können nicht den ganzen Tag im Bett bleiben, Red" Mit einem schnellen Schwung war ich auf ihm, rittlings auf ihm sitzend ließ ich meine Hüften kreisen, während meine Hände über seine nackte Brust fuhren. „Nicht? Ich wette uns würde etwas einfallen, wie wir die Zeit herum kriegen" lockte ich ihn. Meine Lippen legten sich auf seine, es dauerte keine Sekunde eher er nachgab. Seine große Hände lagen auf meinem Hintern, er drückte zu und ich stöhnte in seinen Mund. „So verlockend dein Plan klingt, Red. Es gibt ein Problem" wisperte er gegen meine Lippe. Verwundert hob ich eine Augenbraue. „Was für ein Problem?" Er küsste mich noch einmal, dann umfassten seine Hände meine Taille, er warf mich spielerisch von ihm und lachte „Wir haben keine Kondome mehr"

Hitze durchflutet mein Gesicht, ich spürte wie ich rot anlief. „Nicht?" fragte ich unnötiger Weise nach. Hunter schüttelte belustig den Kopf, dann beugte er sich zu mir runter und küsste meine Wange „Mein Vorrat ist aufgebraucht. Wer konnte ahnen, dass du so unersättlich bist Red" Beschämt schlug ich mir die Hände vors Gesicht, was Hunter nur noch lauter Lachen ließ.
„Was hältst du davon, wenn ich uns schnell etwas zum Frühstück mache und dann fahren wir zum Laden und besorgen Nachschub." Er zwinkerte mir locker zu, doch ich wäre noch immer am liebsten vor Scham im Boden versunken. Und dann auch noch die Vorstellung, dass wir gemeinsam in diesem kleinen verschlafenen Örtchen Kondome kaufen gingen würden, half auch nicht gerade dabei, mich zu entspannen. Frühstück war jetzt das Letzte was ich wollte. „Ich habe kein Hunger" Seine linke Augenbraue ging in die Höhe und sein Blick wurde finster. „Das ist unmöglich. Wir haben gestern Abend das Abendbrot ausgelassen und uns die halbe Nacht mehr als schweißtreibend verausgabt. Ich werde uns Frühstück machen, Red. Und du es wirst essen." Da sein Blick mehr als deutlich machte, dass das nicht verhandelbar war, versuchte ich es erst gar nicht, was aber nicht hieß, dass ich ihm seinen herrische Art einfach unkommentiert durchließ. „Gott musst du so streng sein und immer alles kontrollieren?" maulte ich, doch als ich das Funkeln in seinen Augen sah, blieb mir mein spöttischer Kommentar fast im Hals stecken. „Woher kommt der plötzliche Sinneswandel? Gestern Nacht und heute früh hat es dir doch noch gefallen, wie dominant ich war, oder irre ich mich da Red?" Und wieder wurde ich rot wie eine Tomate, was ihn nur grinsen lies. „Darf ich wenigstens so lange noch im Bett liegen?" Hunter zuckte gleichgültig mit den Achseln „Ich denke dagegen ist nichts weiter einzuwenden"

Tatsächlich hielt ich es nur 10 Minuten allein im Bett aus. Es kam mir viel zu groß und vor allem viel zu einsam vor ohne Hunter neben mir. Also schwang ich meine langen Beine aus dem Bett und machte mich auf die Suche nach etwas, das ich mir überziehen konnte, denn ich war noch immer nackt. Meine Sachen waren noch im Koffer, der irgendwo im Wohnzimmer stehen musste, weshalb ich einfach eins von Hunters schwarzen Shirts aus der Kommode griff. Er hätte sicher nichts dagegen. Ich hatte es kaum über den Kopf gezogen, als ich hörte, wie sich die Eingangstür öffnete und im nächsten Moment einen mir fremde, weibliche Stimme ertönte „Hallo Big Bear, war die große böse Stadt wieder gemein zu dir oder vermisst du mich so sehr, dass du so überstürzt zurück nach Hause gekommen bist?"

Bei ihren Worte fror ich mitten in der Bewegung ein. Von meiner Position aus konnte ich sie zwar hören, aber ich konnte die ungebeten Besucherin nicht sehen. Das war jedoch auch nicht nötig, denn ich ahnte auch so, wer da einfach in Hunters Wohnung spaziert kam.
Violet.
Sie musste es sein, Hunter hatte erwähnt das sie einen Schlüssel hatte, das musste sie ja auch, wenn sie die Ferienwohnung für ihn verwaltete. Außerdem hatte sie für uns eingekauft. Nein, das stimmte nicht. Sie hatte für ihn eingekauft.
Hunter hatte mich ihr gegenüber am Telefon mit keinem Wort, was ich in dem Augenblick nicht verwunderlich fand, immerhin waren wir hier her gekommen, um uns zu verstecken. Violets unangekündigtes Auftauchen hier rückte das Ganze jedoch in ein ganz anderes Licht, besonders nach der Begrüßung die ich gerade unfreiwillig mit anhören musste.
Big Bear?
War das ihr verdammter Ernst?
Und dann diese Anspielungen. Ich brauchte sie nicht sehen, um zu wissen, dass sie nicht wie gehofft eine steinalte süße kleine Oma war. Sie war jung und sicher attraktiv, keine Ahnung woher ich das wusste, wahrscheinlich war es einfach ein Bauchgefühl, aber das log ja bekanntlich nie. Mein erster Impuls war es, sofort in den Wohnbereich zu stürmen, un sie zu sehen, doch ich widerstand. Zuerst wollte ich hören, was Hunter auf ihrer Begrüßung zu erwidern hatte.

„Wie ich sehe bist du immer noch kein Freund von der Erfindung der Klingel. Oder dem altmodischen, aber äußerst effektiven Anklopfen, Vi"
Noch ein Kosename, diesmal von ihm. Mein Herz zog sich zusammen. Wie eng waren die beiden wirklich?
„Wow du hast ja miese Laune. Beantwortest du jetzt meine Frage und verrätst mir was dich so grimmig gemacht hat, Big Bear?" flötete sie weiter, wobei sie jedes Wort förmlich zu umspielen schien. Beruhigt stellte ich fest, das Hunter genau wie ich gar nicht begeistert von ihrem Auftauchen schien.  „Aktuell du, um ehrlich zu sein. Dein unangekündigter Besuch ist nicht so charmant wie du vielleicht denkst, Vi. Du hättest vorher anrufen sollen, das hätte uns den Ärger erspart." brummte er gereizt, weil er wohl zu ahnen schien, wie ich auf das plötzliche Auftauchen der mysteriösen Violet reagieren würde. Hunter kannte mich gut, wohl besser als die meisten Menschen in meinem Leben. Er wusste, dass ich das nicht gut aufnehmen würde, wahrscheinlich rechnete er mit einer Szene.
Zu gerne hätte ich ihm von Gegenteil überzeugt, ich hätte gerne vernünftig und erwachsen reagiert, wenn ich zum ersten Mal auf jemanden aus Hunters privaten Leben traf, doch ich konnte es nicht, denn so war ich nicht.
Ich war eine junge Frau, die zum ersten Mal echte Gefühle für den Mann hegte, mit dem diese Violet gerade ganz offen flirtete. Mein Magen war ein schmerzhafter Klumpen, als ich meine Haare aus dem losen Dutt löste, bis sich meine roten Locken über meine Schultern ergossen und ich so nur in seinem Shirt das Schlafzimmer verließ, direkt hinein in das auf ziehende Unwetter.

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