Kapitel 56

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Wir ließen Alice allein zu den Jungs rüber gehen, die sie nur zu gerne in ihrer Runde willkommen hießen und bestellten uns stattdessen noch eine weitere Runde. Es war schön mit ihm hier zu sein, es fühlte sich fast an wie ein richtiges Date, deshalb war ich auch gar nicht traurig das er mich nicht zu den Jungs tanzen ließ, denn das war sowieso nicht das was ich tun wollte. Es war nur ein Vorwand gewesen, ein Versuch, ihn aus der Reserve zu locken. Mit Erfolg. Ich war so glücklich wie lange nicht. Hier mit ihm auf der Bank war der einzige Ort an dem ich gerne sein wollte.
Ich griff seine Hand, was er tatsächlich zuließ und verschränkte unsere Finger miteinander. „Ich bin froh das du hier bist" wisperte ich. Über sein Bier hinweg sah er mich interessiert an „Ich verstehe immer noch nicht so richtig, warum du dir das antun willst. Du könntest jeden Typen in dieser Bar haben. Mit jedem von ihnen wäre es einfacher als mit mir." Er klang locker, doch ich wusste, wie wichtig es ihm war zu verstehen, warum ich diese Strapaze auf mich nahm.
„Sie sind nicht du. Ich interessiere mich nicht für sie. Für keinen von ihnen. Nur für dich Hunter. Es ist mir egal wie schwer es wird. Ich will das hier" Diesmal wagte ich mich noch weiter vor und küsste seine Wange. Ich wusste, dass er es nur zuließ, weil er sicher war, dass hier in dieser Studenten Bar niemand aus unserem echten Leben war. Hier waren wir sicher, für den Moment jedenfalls.
„Bin ich nicht ein bisschen zu alt für dich?" Ich lehnte mich vor, mir durchaus Bewusst, dass er so einen wundervollen Blick in mein Dekolleté bekam „Jungs in meinem Alter wissen nicht, wie sie mich behandeln müssen. Sie wissen nicht, wie sie mich berühren müssen"
Er leckte sich die Lippen „Sie wissen nicht, wie sie dich lieben müssen" flüsterte er und ich nickte „Jungs in meinem Alter schaffen es nicht mich zu halten. Keiner von ihnen hat das geschafft."
Sein Blick lag auf meinen Lippen, er brannte förmlich auf ihnen und ich hoffte inständig das er dem Impuls nachgab und mich küsste, doch stattdessen sagte er „Du wolltest tanzen oder nicht? Komm, Tanz mit mir"

Ein paar Minuten später fand ich mich unkontrolliert kichernd auf der Tanzfläche wieder, während Hunter mich immer wieder drehte. Hier in dieser Bar zwischen all den betrunkenen Studenten war er so gelöst wie noch nie und auch ich spürte die Auswirkungen der vielen alkoholischen Getränke durch meinen Körper toben. Ich stolperte ein wenig, fast wäre ich über meine eigenen Füße gefallen, wenn er mich nicht mit einem Seufzer im letzen Moment aufgefangen hätte. Sein sonst so kaltes und einschüchterndes Gesicht war vor Besorgnis verzerrt, als er sanft fragte. „Wie viel hast du nur wieder getrunken Red?" Ich schaute zu ihm auf, meine Sicht war leicht verschwommen und wieder war ich am Kichern. „Ach komm schon, sei nicht so. Frag mich das nicht, nicht heute. Ich habe einfach Spaß!" verkündigte ich und schwankte verdächtig in seinem Griff. Er schüttelte den Kopf und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, aber seine ernste Fassade knackte erneut auf. Ich lehnte mich an ihn, mein Kopf ruhte auf seine Schulter und wieder war ich fasziniert davon, wie ich mich trotz seiner einschüchternden Aura so sicher und warm in seinen Armen fühlen konnte.
„Du bist immer so ernst", meine Finger glitten über den Kragen seines Shirts. Er seufzte wieder, aber dieses Mal ist es mehr resigniert als verärgert.
„Einer muss es sein. Das ist immer noch mein Job.", murmelte er und begann sich mit mir zu bewegen, diesmal langsamer.

Eine ganze Zeit genoss ich einfach seine Nähe, bis mein Mund sich plötzlich vollkommen unüberlegt selbstständig machte. „Ich mag dich. Wirklich. So richtig. Auch wenn ich nicht sollte", gestand ich plötzlich. Hunter erstarrte für einen Moment, offensichtlich überrascht von meinem Geständnis, bevor er seine Gelassenheit wiedererlangte.
„Ich weiß", antwortete er sanft und drückte einen Kuss auf meine Stirn. Sein kaltes Äußeres schmolz langsam dahin, während er mich nah bei sich hielt. Ich blieb still, dankbar für diesen Momente mit ihm, drängte ich mich noch näher an ihn.
„Ich meine es ernst", murmelte ich erneut, weil ich das Gefühl hatte, er dachte aus mir sprach nur der Alkohol, aber das stimmte nicht. Er lockerte vielleicht meine Zunge, aber es blieb die Wahrheit. Ich hatte Gefühle für ihn, daran gab es keinen Zweifel.
Meine Augen suchten seine, in denen eine Mischung aus Verlangen und Aufrichtigkeit zu erkennen war. „Ich weiß, Red. Aber ich wünschte trotzdem du würdest es nicht tun, ganz egal wie sehr ein Teil von mir es will, ich bin nicht der richtige Mann für ein Mädchen für dich. Du verdienst mehr als das was ich dir bieten kann. Die Dunkelheit die mein Leben umgibt... das ist kein Platz für jemanden wie dich.", sagte er noch einmal, seine Stimme war jetzt kaum mehr als einem Flüstern.
„Du irrst dich, Hunter. Du bist nicht so beängstigend wie du glaubst", neckte ich ihn, während meine Finger leicht über seine Kieferlinie glitten. „Ich habe keine Angst" flüsterte ich , bevor ich mich vor lehnte, um ihn einen zarten Kuss auf seine Lippen zu drücken. Es war ein Risiko ihn hier zu küssen, nicht nur weil uns jemand sehen konnte, sondern auch, weil ich nicht wusste, wie er darauf reagieren würde. Wenn er mich erneut von sich stieß, würde mein Ego einen wirklich schmerzhaften Knacks bekommen.
Zum Glück war meine Sorge unbegründet.
Hunter reagierte sofort auf meinen Kuss, seine Arme wickelten sich um meinen Körper, während er den Kuss vertiefte. Ich schloss meine Augen kurz, um den Moment zu genießen und schwor mir selbst, ihn tief in meinem Inneren aufzubewahren, weil ich sofort wusste, dass wir uns wahrscheinlich nicht noch einmal so unbeschwert in der Öffentlichkeit küssen würden. Das hier war ein einmaliger Moment, den ich nie vergessen würde.

Irgendwann endete der Kuss, doch Hunter ließ mich nicht los. Seine Hände lagen um mein Gesicht, er streichelte es sanft und sah mich an, als wäre ich alles was er je wollte. Da war so viel Zuneigung in seinem Blick, dass mir ganz warm wurde. Vielleicht irrte er sich ja. Vielleicht war er doch in der Lage, der Mann zu sein, den ich verdiente.
„Ich habe dich durchschaut, Hunter. Du bist nicht so kalt, wie du alle glauben lässt", neckte ich ihn. Ein kleines Grinsen zog sich über seine Lippen, ein seltener Anblick, der nur für mich reserviert war. „Nur für dich", murmelte er und drückte seine Stirn gegen meine, während er mich näher zog. „Du bist ja ein echter Softie, dass hatte ich nicht erwartet" provozierte ihn weiter, doch ich milderte meine Worte ab, indem ich gestand „Aber ich mag das. Ich mag alles an dir. Ausnahmslos"
Seine Miene wurde ernst, aber nicht hart. Da war wieder diese Verzweiflung, die ich inzwischen schon kannte. Er kämpfte mit sich, immernoch.
„Hör auf, das zu tun" presste er heraus, aufgewühlt und erregt zu gleich.
„Hör auf, was zu tun?" Meine Stimme war sanft und klang unschuldig, doch ich war es nicht mehr.
Nicht mehr so sehr wie zuvor jedenfalls.
Nicht mehr so, wie ich es war, bevor ich mich auf eine verbotene Affäre mit meinem Bodyguard eingelassen hatte.
Seit ich ihn kannte, war etwas anders. Früher wusste ich nie, wie ich mich verhalten sollte, wenn ich mit einem Mann zusammen war, doch mit ihm war alles leicht. Mein Körper schien zu wissen, was er tun musste. Es passierte intuitiv. Der devote Augenaufschlag, das leichte Lächeln, das Kauen auf der Unterlippe - auf jede dieser kleinen Geste sah ich die Reaktion in Hunzers Miene.
Er begehrte mich.
Oh verdammt und wie er das tat.
Seine Hand lag plötzlich auf meinem Hinter, bestimmt presste sie meinen Körper gegen seinen und als ich ihn hart an meinem Bauch spürte, konnte ich mir ein leises Stöhnen nicht verkneifen. Hunter quittierte es mit einem selbstgefälligen Lächeln, ehe er sich zu mir beugte und knurrte, „Hör auf Dinge sagen oder zu tun, die mich dazu bringen, dich verdammt noch mal zu küssen"
Mit einem Lächeln stellte ich mich auf Zehenspitzen, ließ meine Hände in seinen Nacken gleiten, zog mich hoch bis meine Lippen seine wieder berührten. „Niemals"

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt