Kapitel 13

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„Warte, du gehst jetzt nicht echt mit diesem Kerl nach Hause oder?" Maddox umfasste meine Schulter, drehte mich von Hunter weg zurück zu ihm. Die Verwirrung war ihm ins Gesicht geschrieben. Er verstand das alles nicht, wie sollte er auch? Er hatte keine Ahnung wie mein Leben wirklich aussah und das ich keine Wahl hatte.
„Es ist besser so glaub mir. Ich erkläre dir alles in Ruhe ja? Aber nicht mehr heute. Nicht hier..." nervös sah ich mich um, weil ich die Blicke der anderen Gäste heiß auf uns spürte. Wir waren innerhalb von Minuten zum Gespräch des Abends geworden, was allein an Hunter und seinem Ein-Mann-Killerkommando Auftritt lag.
Maddox blickte mich an, prüfte augenscheinlich ob ich wirklich freiwillig mit diesem mysteriösen düsteren Typen ging. Vielleicht wollte er auch prüfen, ob Hunter eine Gefahr war, sowohl für mich als auch für das, was zwischen Maddox und mir war.

„Babe ich habe kein gutes Gefühl bei dem Kerl... bitte ich..." weiter kam er nicht, denn jetzt hatten auch seine Jungs uns bemerkt und schritten ein.
„Wer ist der Kerl?" fragte Miles mit deutlicher Aggression in der sonst eher weichen Stimme.
„Was will er von deiner Kleinen Mad?!" trat Dean ihm zu Seite, beide Männer bildete eine Art Mauer zwischen Hunter und uns. Sie schirmten mich regelrecht ab, was mir einerseits imponierte, mich gleichzeitig aber auch in Panik versetzte, weil ich keine Ahnung hatte, wie Hunter damit umgehen würde. Wenn er jetzt auf sie los gehen würde, würde die Situation komplett eskalieren.
„Ich denke, ich weiß wer das ist" Owen trat selbstgefällig mit Scott im Schlepptau in unseren kleinen Kreis. „Das muss ihr neuer Bodyguard sein. Coraline hat mir erzählt, dass unsere kleine Party Prinzessin jetzt einen neuen Wachhund hat."
Am liebsten hätte ich ihm sein dämliches, überhebliches Grinsen aus dem Gesicht gewischt indem ich ihm vor seinen Freunden widersprochen hätte, doch das war leider unmöglich, immerhin sagte er die Wahrheit.
„Ein Bodyguard?! Ist das nicht etwas... übertrieben? Ich meine, du bist kein Promi oder so, oder etwa doch?" fragte Scott unsicher. „Nein Scott, ich bin nicht prominent, mein Onkel ist einfach nur... keine Ahnung nenne wir es überfürsorglich ok? Er will es so, also ist es so. Und Hunter macht hier nur seinen Job. Er bringt mich jetzt nach Hause. Bitte macht da jetzt kein großes Ding draus ja?" bat ich meine Freunde, doch auch wenn einige von ihnen zustimmend nickten und Ruhe gaben, war es noch nicht vorbei.
„Und du lässt das einfach zu?" fragte Dean plötzlich Maddox, der einfach nur dastand und zusah. „Du lässt einfach zu das deine Kleine mit diesem zwielichtigen Kerl abhaut?" Maddox zuckte mit den Achseln. „Du hast Owen doch gehört. Er ist ihr Bodyguard, was soll ich tun?" Dean lachte auf, doch es war kein freundliches Lachen, es war voller Verachtung. „Und du glaubst das alles einfach? Vielleicht ist er auch ihr Neuer, vielleicht fickt sie ihn noch im Auto, während du mir hier drin weiter die Ohren voll heulst, weil sie dich nicht zum Schuss kommen lässt."
Jedes von Deans Worte war wie ein Schlag ins Gesicht für mich, jedes tat doppelt so weh wie das vorherige. Sprach Maddox wirklich so über mich?
„Vielleicht ist sie gar nicht so keusch und tugendhaft wie du immer behauptet. Vielleicht fickt sie einfach nicht mit dir, weil sie dafür ihn hat." donnerte Dean weiter und ich spürte wie mir die Tränen in die Augen schossen. Die Härte seiner Worte war das eine, dass Maddox ihn einfach weiter reden ließ ohne mich zu verteidigen war etwas ganz anders. Wir waren doch sowas wie ein Paar oder nicht? Wenn es so war, dann sollte, nein dann musste er mich doch verteidigen. Er sollte mich und meine Ehre verteidigen, anstatt nur dazustehen und es gesehen zu lassen. Er sollte mir zur Seite stehen, doch er tat nichts. Dafür tat es ein anderer.

„Wenn du nicht sofort aufhörst so über sie zu reden, sorge ich persönlich dafür, das du für eine sehr lange Zeit überhaupt nichts mehr sagen wirst." Wie ein menschlicher Schutzwall schob Hunter sich vor mich. Sofort durchflutete mich ein warmes Gefühl der Geborgenheit. Ich war nicht allein, nicht mehr. Ich hatte Hunter und das fühlte sich einfach nur gut an.
„Zeit zu gehen Red" Hunter hatte sich zu mir gedreht, er sprach jetzt leiser und viel sanfter als zuvor. Noch immer hielt er mein Seidentuch in den Händen, was er mir jetzt fast fürsorglich um die Schulter legte, ehe er mich an den Männern vorbei eskortierte. Wir hatten es fast von ihnen weg geschafft, als Dean ihn an der Schulter zu fassen bekam. „Wo willst du hin?! Wir sind hier noch nicht fertig Mann!" brüllte er und ich schloss die Augen. Ich wollte nicht sehen, was als Nächstes passieren würde. Gewalt in jeglicher Form war mir zuwider, was ein weitere Grund war, warum ich mit meiner Familie nichts zu tun haben wollte. Auch wenn ich meine Augen verschloss, blieb ich nicht verschont von dem Chaos, dass ich losgetreten hatte. Ich sah es zwar nicht, aber bedauerlicherweise hörte ich wie Hunters Faust Deans Gesicht traf. Ich hörte das Knacken der Knochen und Deans Schmerzensschreie. Ohne es zu wollen schlug ich die Augen wieder auf und bereute es sofort. Deans nackter Oberkörper war voller Blut, genau wie sein Gesicht.

Ich schluckte.
Ein Schlag.
Hunter hatte nur einen einzigen gezielten Schlag gebraucht, um Deans Gesicht regelrecht zu Brei zu schlagen. Seine dunkle Stimme ertönte unheilvoll und gleichzeitig beängstigend ruhig „Oh wir sind hier sowas von fertig Mann"
Was für einen Mann hatte mein Onkel da an meine Seite gestellt? Die Kälte und Brutalität die er plötzlich verströmte lähmte mich. Mein Körper begann zu zittern, die Situation überforderte mich so sehr, dass ich komplett unfähig war irgendwie zu reagieren. Ich sah wie Scott und Miles zu Dean eilten, sie schrien alle durcheinander, während sie versuchten die Blutung zu stoppen. Maddox stand einfach da, er schien ähnlich perplex und überfordert mit der ganzen Situation wie ich. Nur Owen schien unbeeindruckt, er schien merkwürdig fasziniert von dem Schauspiel das sich ihm bot.
Was passierte hier gerade?
Alle Augen schienen auf uns gerichtet zu sein, wie ein riesiger Scheinwerfer starrten sie uns an und schürten zusätzlich meine Panik.
Ich wollte nur hier weg.
Ich wollte raus aus der Situation.

Ein Arm legte sich um meine Schultern. „Wir müssen gehen. Sofort" Ohne den Blick zu heben oder etwas zu sagen ließ ich mich von Hunter wegführen, weg von all dem Drama, für das ich verantwortlich war. Nur weil ich rebellierte, nur weil ich hier her gekommen war, war es passiert. Mein Körper zitterte noch immer unkontrolliert, als wir den Außenbereich der Villa verließ und ins Innere drängten. Hier waren noch mehr Menschen, die Musik war unerträglich laut doch immerhin schien sie dafür gesorgt zu haben, das zumindest die Leute hier drin nichts von dem Streit mitbekommen hatten. Niemand schien uns zu beachten, was leider auch dafür sorgte, dass uns niemand durchließ. Das Gedränge war so groß, dass es unmöglich war, weiter nebeneinander zu gehen. Hunter fluchte leise, als wir erneut nicht weiter kamen. Er schien zu spüren, dass ich immer labiler wurde, je länger wir blieben. „Lass mich vor, ich bahne uns einen Weg." rief er mir über die laute Musik zu, ehe er mir seine Hand entgegen streckte. Zögerlich umfasste ich sie. Als meine Finger sich mit seinen verschränkten fühlte es sich so an, als wäre es immer so gewesen. Seine und meine Hand passten perfekt ineinander, wie zwei Puzzleteile. „Nicht loslassen Red" befahl er mir, doch das leichte Lächeln auf seinen Lippen nahm seinem Befehl die Schärfe.

Hunter setzte sich in Bewegung, er zog mich hinter sich her, schob tanzenden Menschen beiseite und schaffte es tatsächlich uns endlich aus dieser Villa zu bringen. Gemeinsam liefen wir über die dunkle Einfahrt hin zu seinem Wagen, der etwas abseits der diversen Luxus Autos der anderen Gäste parkte.
„Du kannst jetzt los lassen" schmunzelten deutete er auf unsere Hände. Wir waren bei seinem Auto angekommen, doch ich hielt seine Hand noch immer fest in meiner. Es fühlte sich so sicher an, dass ich das Gefühl nur widerwillig aufgab. Ein letztes Mal sah ich hinab auf unsere Hände und da sah ich es. Seine Knöcheln... sie waren blutig, ob es sein Blut oder das von Dean war konnte ich nicht sagen, aber es spielte auch keine Rolle. Egal wessen Blut es war, es schockierte mich gleichermaßen.
„War das wirklich nötig?" Ich musste ihm nicht erklären was ich meinte. „Das war es. Es war vielleicht nicht nötig, dass ich es tat, aber jemand musste es tun" erklärte er ruhig und sah jetzt ebenfalls auf unsere Hände hinab. Auch er hatte nicht losgelassen.
„Dieser Maddox... ist er dein Freund?" Seine Frage traf mich unvorbereitet. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, weil ich es selbst nicht wusste. „Ich schätze schon." wisperte ich. „Wenn er es ist, dann ist er ein mieser Freund. Er hätte das Arschloch zum schweigen bringen sollen, so wie er über dich geredet hat. Nicht ich" Wut schwang in seinen Worten mit, dich diesmal machte mir seine Wut keine Angst, denn sie richtet sich nicht gegen mich. „Aber das hast du" meine Stimme war dünn, aber die Worte kommen dennoch deutlich heraus.
„Das ist mein Job" erwiderte er nüchtern und ich begriff, dass er recht hatte. Er war nich mein strahlender Retter, er war mein Angestellter. Ich ließ seine Hand los, als hätte ich mich an ihr verbrannt und griff nach der Autotür.
Plötzlich wollte ich nur noch weg.
Weg von der Party und auch weg von ihm.
„Bring mich einfach nach Hause"

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt