Kapitel 62

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Am nächsten Morgen erwachte ich in Hunters Bett. Gestern Nacht wollte ich auf keinen Fall alleine sein und er wollte mich nicht alleine lassen.
Also blieb ich.
Ich lag eng an Hunter geschmiegt, der gegen die Rückenlehne des Bettes gelehnt dar saß und die Tür anstarrte. Er sah müde aus, die dunklen Augen wirken durch die Schatten unter ihnen noch düsterer und doch war er für mich der attraktivste Mann den ich je gesehen hatte. Es war nicht sein Äußeres allein, dass mich zu ihm hinzog, es war wohl vor allem die Aura die ihn umgab. Dieses Gefühl, dass er alles schlechtes von mir fern halten würde, solange ich nicht von seiner Seite wich, war berauschend und beruhigend gleichermaßen. Gerade nach den gestrigen Ereignissen konnte ich mir nicht vorstellen, je wieder ohne ihn an meiner Seite das Zimmer zu verlassen, geschweige denn das Haus. Ich brauchte ihn, jetzt noch mehr als zuvor.

Noch hatte er nicht bemerkt, dass ich wach war, also genoss ich seinen Anblick noch ein wenig länger. Unweigerlich fragte ich mich, ob er heute Nacht überhaupt geschlafen hatte. Wahrscheinlich nicht, so wie er die Tür bewachte. Mein Blick fiel auf die Waffe, die er ganz offen auf den Nachttisch neben sich gelegt hatte. Er war in Alarmbereitschaft, obwohl er meinen Peiniger gestern Nacht ausgeschaltet hatte, sorgte er sich noch immer um meine Sicherheit. Ich ahnte warum. Er hatte die selben düsteren Gedanken, die mich auch plagten:
Wenn Crowell einen unsere Leute für sich gewinnen konnte, wer sagte uns dann, dass er nicht noch jemanden abgeworben hatte?
Wie viele der Männer und Frauen, die für meinen Onkel arbeiten, waren wirklich so loyal wie sie taten?
Und wie viele von ihnen würden ihre Treue vergessen, wenn das Geld stimmte?

„Du bist ja wach" Hunter sah auf mich hinab, sofort verdunkelte sich seine Augen, als er die Spuren dessen was Alessandro getan hatte in meinem Gesicht sah. Ich hatte nur gestern Abend einen kurzen Blick in den Spiegel geworfen, schon da sah man wie die Hämatome anschwollen, heute Morgen waren sie sicher zusätzlich auch noch grün und blau. In seinen Augen sah ich, wie sehr er litt, ich sah den Schmerz und auch die Schuld die er sich selbst gab, weil mir das passiert war, obwohl er nur wenige Meter entfernt gewesen war. Ich wollte nicht, dass er sich geißelte, denn das war unnötig. Sie hatten nur auf einen Moment gewartet, indem ich allein war.. Etwas in mir sagte mir, dass sie mich so oder so zu fassen bekommen hätten.
Schnell setzte ich mich auf, sah ihn an und sagte „Danke, dass du mich gestern gerettet hast und dafür gesorgt hast, dass er sowas nie wieder tun kann" erklärte ich ohne tatsächlich zu sagen, was Hunter getan hatte, um das zu garantieren. Mir tat Alessandros Tod nicht leid, aber ich konnte damit nicht so locker umgehen wie Hunter. Ein Mensch war gestorben, egal ob er es verdient hatte oder nicht.

Hunter tat meinen Dank mit einem Schnauben ab. „Du musst mir nicht danken Red. Das war selbstverständlich. Als würde ich zulassen, das er dich je wieder berühren kann. Ihn zu beseitigen war das mindestes was ich tun konnte, nachdem ich so kläglich versagt habe und nicht da war als du mich am dringendsten gebraucht hast. Diesen Fehler werde ich nicht nochmal machen. Ich sorge dafür, dass dir niemand je wieder so nah kommen wird. Ich werde dich immer beschützen Giorgia"
Seine Worte berührten mich, weil ich spürte wie er ernst er sie meinte und wie wichtig sie ihm selbst waren. Ich wollte unbedingt das er spürte, wie viel er mir bedeutet und weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, krabbelte ich kurzer Hand auf ihn. Rittlings auf ihm sitzend beugte ich mich herab und küsste ihn. Zwar erwiderte er meine Kuss, doch er hielt sich deutlich zurück. Seine Hände lagen nur stur neben seinem Körper „Fass mich an, Hunter, bitte" flehte ich an seine Lippen.
„Bist du sicher? Ich will nicht... ich will nichts tun, das dich überfordert. Du wurdest gestern fast..." Mein Lippen schlugen so fest auf seine, um ihm zum schweigen zu bringen, dass es weh tat. „Sag es nicht. Hol das Grauen nicht hier rein. Bring es nicht zu uns ja? Das was er getan hat, hat nichts mit uns zu tun, hörst du? Es hat nichts mit dir zu tun. Er ist nicht du. Niemand ist so wie du. Ich will es. Ich will dich Hunter. Nur dich."

Meine Küsse wurden wieder sanfter, aber nicht weniger drängend, bis Hunter mich erneut stoppte. „Giorgia bitte nicht.... Du darfst sowas nicht sagen. Du darfst dich nicht in mich verlieben" Seine Stimme war Verzweiflung und Verlangen gleichermaßen, was absolut sexy war. Es gab wenig, was ich so scharf fand wie zu hören und zu spüren, wie sehr er mich wollte, obwohl wir beide wussten, dass er mich eigentlich nicht haben konnte.
Eigentlich.
Denn faktisch hatte er mich längst unwiderruflich für sich beansprucht. Ich war sein, vom ersten Moment an war ich es gewesen und so kam mein Geständnis wohl für uns beide wenig überraschend
„Das habe ich schon längst, Hunter"
Er stöhnte auf „Fuck" und dann drehte er sich und mich so schnell, dass ich plötzlich unter ihm lag. „Was soll ich nur mit dir machen Red?" knurrte er verführerisch und mir fielen sofort einhundert Dinge ein, die ich bereit wäre, hier und jetzt mit ihm zu tun. „Oh ich kenne diesen Blick" lachte er auf, legte seine Stirn an meine und sah auf mich hinab „Vergiss es gleich wieder, an meiner Regel hat sich nichts geändert. Ich werde dich hier nicht anfassen. Nicht unter seinem Dach"
„Du und deine verdammten Regeln" brummte ich, ehe ich frustriert von ihm glitt, oder ich wäre es, wenn er mich nicht festgehalten hätte. „Kein Grund bockig zu werden Red. Du musst dich nicht mehr lange gedulden, denn wir werden nicht mehr lange hier sein. Genau genommen sind wir so gut wie weg" Als er meinen irritieren Blick bemerkte erklärte er „Wir bleiben nicht hier, nicht so lange die Gefahr nicht endgültig gebannt ist. Ich lasse dich keine weitere Nacht in diesem Haus indem es nur so wimmelt von potentiellen Überläufern. Jeder konnte der Nächste sein, der auf Crowells Angebot eingeht. Ich treffe mich in einer halben Stunde mit deinem Onkel. Wir werden eine Lösung finden, eine mit der wir alle leben können. Fang schon mal an zu packen, Red"

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