Kapitel 106

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Der Verlobungsring fühlte sich an wie eine Last an meinem Finger. Tag für Tag setzte ich dieses falsches, aber trügerisches Lächeln auf, um Owen glücklich zu machen. Aber die Wahrheit war, dass ich noch immer Hunter liebte. Und nur ihn. Daran änderte sich nichts, egal wie lange ich getrennt von ihm war, wie sehr Owen mich in meine neue Rolle zwang oder wie gut ich sie inzwischen spielen konnte.
Mein Herz gehörte Hunter, aber die Umstände erlaubten es uns nicht zusammen zusein und so lebte ich mit meiner Bürde und einem blutenden Herz. Jeden Tag dachte ich an Hunter, wie eine glückliche gemeinsame Zukunft für uns aussehen könnte. Vielleicht sogar mit Kindern. Wie er ein Haus für mich bauen würde. Wie er vor mir auf die Knie geht...
Energisch schüttelte ich den Kopf. Ich musste aufhören mit diesen Gedankenspielchen. Mein Verlobter war Owen und ich sollte an ihn denken, nicht an Hunter, doch das tat ich nicht. Ich dachte immer nur an ihn.

Mit meinen Gedanken mal wieder bei Hunter ging ich hinaus aus dem Gebäude in den mein Kurs über die Entstehung und die verschiedenen Erscheinungsbild von Phobien stattgefunden hatte und konnte meinen Augen kaum trauen. Die Sonne schien so leuchtend hell wie sie es seit Wochen nicht getan hatte. Jeder Tag hier war meist mit einem Regenschauer einhergegangen, der je nach Wetterlage von einem kurzen 10 Minuten Schauer bis hin zu einem ausgewachsenen Monsun andauerte. Das die Sonne ausgerechnet heute schien war wie ein Wink des Schicksal, denn heute war der erste Tag, an dem Owen mich alleine von einem Kurs zum nächsten gehen ließ.
Ich hatte mich in den letzten Wochen wirklich angestrengt, hatte nichts getrunken und mich ihm nicht einmal widersetzt, sodass er mir heute tatsächlich einen kleinen Vertrauensvorschub schenkte. Natürlich war es eigentlich keine große Sache, immerhin musste ich nur einmal von dem Nebengebäude in dem mein Kurs stattfand über den Campus zum Hauptgebäude laufen, in dem mein nächster Kurs stattfand, allerdings begann dieser erst in einer Stunde, sodass ich die neugewonnnen Freiheit nutzte und einen Umweg lief, um mir an dem Kaffee-Stand am Osteingang noch ein Cappuccino holte. So war zumindest der Plan gewesen.

Ich war kaum vom Campus runter, als mich ein kalter Schauder durch zuckte. Es war merkwürdig, aber ich war mit plötzlich sicher, dass mich jemand verfolgte. Mehrmals sah ich mich hektisch um, doch da war niemand. Naja niemand der sich auffällig verhielt zumindest, denn natürlich waren da Menschen, dass hier war immerhin ein Uni Campus am hellen Tag. Ich schüttelte über mich selbst den Kopf, das ich mich so leicht verunsichern ließ, doch ich konnte mich auch nicht davon abhalten, meine Schritte zu beschleunigen und den Schlüssel in meiner Tasche fest zu umklammern. Das Gefühl verflogt zu werden ließ sich nicht abschütteln, denn immer wieder dachte ich, ich hörte Schritte oder sah Schatten wo keine waren. Es war unheimlich. Die Angst, dass Crowells Leute uns oder besser mich hier gefunden hatten, kroch in mir hoch und ließ mich stumm fluchen, dass ich nicht wenigstens Dario benachrichtigt hatte. Er begleitete mich normalerweise nur außerhalb des Campus und auch nur, wenn Owen nicht da war, was heute genau der Fall war, doch Strenggenommen hätte ich den Campus auch gar nicht verlassen sollen oder dürfen. Fuck wenn mir jetzt etwas zustieß nur weil ich mir einmal den minimalen Luxus eines Kaffes von meinem Lieblings-Coffeeshop gönnen wollte, wäre das wirklich bitter. Erneut beschleunigte ich meine Schritte, sodass ich jetzt fast rannte. Noch mal sah ich mich hektisch um, spürte die Panik in mir aufsteigen und wäre fast gestolpert, als sich wie aus dem nichts jemand vor mich schob und mich stoppte. Als ich aufsah konnte ich nicht glauben, was ich sah.
Oder besser wen.
Das war unmöglich.
Ich halluzinierte sicher.
Er konnte nicht hier sein.
Das war unmöglich.
„Hallo Red"

Ich wusste nicht was es war, dass mir den Boden unter den Füßen wegzog, sein Anblick oder seine Stimme endlich wieder zu hören, doch ich knickte einfach weg. Sofort packte er mich, hielt mich und sah mit einem so verflucht sexy Grinsen auf mich, dass ich fast sofort wieder umgekippt wäre „Hast du mich so sehr mich vermisst, dass du gleich ohnmächtig wirst oder kann ich dich wieder los lassen?" Er wartete keine Antwort ab, sondern ließ mich los, doch wir waren kaum für den Bruchteil einer Sekunde getrennt, da warf ich meine Arm um seinen Hals und drückte mich an ihn „Hunter!" Es klang halb wie ein Schluchzen und halb wie ein erschrockener Schrei, weil ich komplett überfordert damit war, dass er jetzt hier war, ohne jegliche Ankündigung, mitten am Tag, in einer Gasse nur zwei Straßen von meiner Uni entfernt. Das war so absurd, doch es war auch das schönste was mir seit Monaten passiert war.

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt