Kapitel 110

27 3 4
                                    

Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich das nächste mal die Augen öffnete, war es bereits komplett dunkel in meinem Zimmer. Es dauerte ein Moment bis ich begriff was mich geweckt hatte, doch dann hörte ich das Geräusch erneut. Jemand klopfte an meine Tür. „Hunter! Wach auf, er ist hier" presste ich unter Panik heraus, als mir klar wurde, wer da vor der Tür stand und wie er reagieren würde, wenn er uns so sah.
Hunters Augen flogen auf, doch im Gegensatz zu mir schimmerte keine Panik in ihnen. „Du bleibst wo du bist" raunte er mir zu, stieg in seine Jeans und zog sich auf dem Weg zur Tür sein Hemd wieder über. Mit der Bettdecke bis an mein Kinn gezogen rutschte ich im Bett soweit hoch, dass ich aufrecht saß und beobachtete wie er die Tür langsam entriegelte und schließlich öffnete. Meine Zimmertür öffnete sich so rum, dass ich von meinen Platz auf dem Bett nichts sah, was blöd war aber auch ein Segen, denn so sah niemand wie ich in dem Bett saß und man mir sicher ansah, was wir die letzten Stunden hier getrieben hatten.

„Er will aufbrechen. Wo ist sie?" hörte ich entgegen meiner Erwartungen die Stimme meines Onkels, anstatt der von Owen. „Sie ist eingeschlafen, nachdem sie sich eine gefühlte Ewigkeit übergeben hat. Ich denke nicht das es klug wäre, sie jetzt zu wecken. Sie war wirklich in keiner guten Verfassung Boss. Ich denke es wäre besser, sie heute Nacht hier zu behalten, nur für alle Fälle." erklärte Hunter so nüchtern und glaubhaft, dass mir der Mund aufklappte. Wie viel Mut brauchte es bitte meinem Onkel dermaßen unverschämt ins Gesicht zu lügen?
Ich hörte Dom seufzten, er war offensichtlich alles andere als begeistert von Hunters Einschätzung, dennoch hörte ich ihn sagen „Das wird ihrem Verlobten nicht gefallen, aber ich denke du hast recht. Sie sollte jetzt schlafen. Bleibst du bei ihr?" Hunter brummte zustimmend, was sehr überzeugend so klang, als wäre er lieber überall sonst als die Nacht damit zu verbringen auf die kranke Nichte seines Boss aufzupassen. Er war wirklich erschreckend gut darin zu lügen. „Gut. Ich rufe gleich morgen früh unseren Arzt. Wenn was ist melde dich." Wieder brummte Hunter nur, dann schloss er die Tür mit einem so breiten Grinsen, dass ich es selbst in der Dunkelheit aufblitzen sah. „Du bist ein verfluchtes Genie" lobte ich ihn, denn er hatte uns eine weitere Nacht geschenkt. Eine Nacht, die wir beide dringend brauchten um Kraft zu sammeln, die wir für das kommenden brauchen würden, doch als er näher kam, wusste ich, dass wir beide nicht viel Schlaf bekommen würde...

Hunter blieb bei mir, bis der Arzt am nächsten Morgen da war. Ich spielte ihm die geschwächte Kranke vor, was ich wohl so gut machte, dass er mir zwei weitere Tage absolute Bettruhe verordnete, was bedeutete, dass ich heute Abend nicht auf die Feier von Owens Familie musst. Voller Erleichterung atmete ich aus, spürte wie eine riesige Last von mir fiel, die ich bis dahin nicht mal gespürt hatte.
„Ich fürchte ich kann mich nicht länger hier bei dir verkriechen. Dein Onkel erwartet mich" jammerte Hunter, während er den Kopf in meiner Halsbeuge versteckte. „Es ist Weihnachten. Hast du denn nie frei?" jammerte ich zurück „Doch aber ich habe meine Urlaub aufgebraucht um dich in Vancouver zu suchen." Es sollte locker klingen, doch es fühlte sich nicht so an. „Guck nicht so finster Red. Ich verschwinde nur für ein paar Stunden, mache bösen Mafia Typen Scheiß und komme dann wieder zu dir" er küsste meine Stirn und erhob sich. „Bösen Mafia Typen Scheiß?" wiederholte ich und lachte laut, was mir einen bösen Blick von Hunter einbrachte „Machst du dich über mich lustig?" Ich biss mir auf die Lippe, um mein Lachen zu stoppen und schüttelte heftig den Kopf. „Das würde ich nie wagen" Sein Mundwinkel zuckte belustig über meine offensichtlich Lüge, als er auch schon zur Tür heraus ging. „Wir sehen uns heute Abend. Ich liebe dich Red"

Nachdem er weg war rollte ich mich wieder zusammen, mein Gesicht tief in das Kissen vergraben, dass noch so herrlich nach Hunter roch. Ich konnte es kaum fassen, dass ich bald jeden Tag so aufwachen würde. Neben ihm.
Hunter hatte mir gestern Abend noch einige Details unsere Flucht erzählt, sodass ich mir langsam ein Bild davon machen konnte, wie unser Leben aussehen würde. Das Flugzeug, dass er gechartert hatte würde uns nach Schottland bringen, genauer gesagt nach Edinburgh. Das er ausgerechnet die Heimat meines verstorbenen Vaters für unsere Flucht gewählt hatte, ließ mich ihn noch etwas mehr lieben. Ich konnte kaum erwarten, das Haus zu sehen das er für uns gemietet hatte, indem wir in der oberen Wohnung leben würde und seine Schwester mit ihrem Sohn unter uns. Ich war schon so gespannt, wie Phoebe wohl war, dass ich ihn gestern Nacht noch mit so vielen Fragen gelöchert hatte, dass er irgendwann nur noch mit den Augen gerollt hatte „Du triffst sie in nicht mal einer Woche persönlich. Bitte frag sie all die Sachen selbst ja?"
Es sollte mir wahrscheinlich Angst machen, dass er mit mir das Land verlassen wollte, samt einer mir unbekannten Familie und mit einer falschen Identität doch alles was ich verspürte war Vorfreude. In mir war nichts als aufrichtige Vorfreude auf mein neues Leben mit ihm.
Mein Leben als Ava Valley, denn das war der Name auf dem falschen Ausweis den er für mich hat machen lassen. Mit Beginn des neuen Jahres würde ich Giorgia Sheffield hier in Chicago zurück lassen und als Ava Valley mein neues Leben beginnen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: a day ago ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt