Kapitel 100

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„Ich denke nicht das wir deinen Schutz heute benötigen" erklärte Owen, sobald er mit mir am Arm meine Suite verließ und im Flur auf Hunter traf, der wie üblich schon bereit stand, um uns zu begleiten.
„Darf ich fragen wieso?" knurrte Hunter, sein Blick glitt über mich, das knappe Lederkleid schien ihm gar nicht zugefallen, zumindest nicht für ein Date mit Owen.
„Wir bleiben im Hotel, ich habe unten im Restaurant einen privaten Raum gemietet. Heute ist unser letzter Abend hier und ich wollte, dass Giorgia einen angemessenen Abschied bekommt." Owen drehte sich zu mir, lächelte und verkündete dann „Es sollte eine Überraschung werden, die anderen sind alle schon unten. Alice, Coraline und die Jungs natürlich. Ich dachte wir feiern ein letztes Mal gemeinsam, ganz so wie früher" Diesmal beugte er sich vor und platzierte einen Kuss auf meiner Wange. Ich dachte das wäre es, doch bevor er sich löste, hielt er nochmal inne und wisperte in mein Ohr „Es ist die perfekte Gelegenheit ihnen von unserer Verlobung zu erzählen, denkst du nicht?" Er küsste mich erneut, diesmal unterhalb meines Ohrs und hätte schwören können, dass ich hörte, wie Hunter scharf die Luft einsog. „Wenn du nicht willst, das unsere Freunde Verdacht schöpfen, spielst du die glücklich verliebte Verlobte heute Abend besser etwas überzeugender als du es bisher getan hast" zischte er und zog sich dann zurück. Ich muss bei seinen Worten weiß wie die Wand geworden sein, denn Hunters Blick hatte sich von eifersüchtig und wütend zu besorgt und alarmiert verwandelt. „Was ist mit dir Giorgia? Stimmst du ihm zu? Brauchst du meinen Schutz heute wirklich nicht?" wand er sich direkt an mich. Zwischen seinen Worten schwang so viel ungesagtes mit, das ich einen Kloß im Hals hatte. Die Lüge kam mir schwer über die Lippen, als ich mit einem absolut falschen Lächeln antwortete „Wir bleiben im Hotel und treffen nur unsere Freunde, was soll schon passieren?"

Zwei Schritte. Ich musste nur zwei Schritte in den Raum machen um zu wissen, was das hier für ein gewaltiger Fehler war. Als ich sah, wer dort alles auf uns wartete stockte mir der Atem.
Und das Herz.
Denn neben Alice, Coraline, Miles, Dean und Scott war dort auch Maddox. Mein Ex.
Sein Blick, als er Owen und mich zusammen sah wie wir Hand in Hand den privaten Raum des Restaurant betraten war genauso geschockt wie der von meiner Freundin Alice. Die anderen Jungs ließen sich nichts anmerken, sie begrüßten uns grölend so wie sie das immer taten. Auch Coraline verhielt sich genauso wie erwartet. Sie blickte kühl zu uns, das Gesicht eine mysteriöse Maske so wie immer.
„Du schmeißt eine Party, nur um mir aufs Brot zu schmieren, dass du jetzt mit meiner Ex Freundin zusammen bist?" fuhr Maddox Owen direkt an. Ich seufzte, er verlor definitiv keine Zeit mit Smalltalk. „Nein Mad, ich schmeiße diese Party, weil Giorigia und ich schon morgen Abend nach Vancouver ziehen, um dort gemeinsam zu studieren" erklärte er großspurig, ihm gefiel die Rolle die er hatte und sicher gefiel ihm auch, wie grün Maddox vor Eifersucht war. Die beiden hatten schon immer eine merkwürdige Freundschaft gehabt. Alles war steht's ein Konkurrenzkampf und so wie es aussah hatte Owen den Kampf um mich gewonnen, wenn auch mit unfairen Mitteln.
Gerade als ich etwas versöhnliches zu Maddox sagen wollte, versetzte Owen ihm den finalen Stoß. „Ach und sie ist nicht bloß meine Freundin." Er sah zu mir, seine Gesichtszüge verzogen zu einer perfekten Imitaton eines verliebten Mannes und ich flehte ihn stumm an nicht auszusprechen was er wollte, doch natürlich interessierte ihn meine Meinung wie üblich nicht. „Wir wollten eigentlich bis nach dem Essen warten, aber was soll's." lachte er, griff meine Hand mit dem Verlobungsring und verkündete stolz „Giorgia und ich sind verlobt."

Sämtliche Luft verschwand aus dem Raum und aus meinen Lungen, als ich in die durchweg geschockten Gesichter unsere Freunde starrte. Keiner von ihn hatte das kommen sehen, allein das Owen und ich überhaupt ein Paar waren kam für sie alle unerwartet, aber gleich verlobt? Das würde sie nie einfach so schlucken. Meine Panik wuchs und ich verfluchte mich selbst das ich vorhin lediglich ein Glas Wein anstatt gleich die ganze Flasche getrunken hatte. Nervös sah ich zum Tisch, auf dem schon Champagner bereit stand. Ich brauchte ein Glas, ich brauchte dringend Nachschub, doch ich kam nicht bis zum Tisch.
Alice fing mich ab die Augen riesig vor Schock „Du... du heiratest Owen und gehst mit ihm nach Kanada?! Was... wann... wie?! Ich meine ich dachte du und Hunter..." Sie flüsterte glücklicherweise zum Ende hin, sodass die anderen nicht hörten wovon wir sprach. Oder besser über wen.
Ich begann mir eine fadenscheinige Geschichte zu überlegen, die erklären sollte, warum jetzt Owen mit mir zusammen war und nicht Hunter, doch ich merkte schon während ich redetet, dass sie mir nicht glauben würde. Meine Panik wuchs und wuchs, zusammen mit der Überforderung, wie ich diesen Abend überleben wollte ohne alles zu verraten. Als hätte sie meine Gedanken gelesen schob sich plötzlich Coraline neben mich. „Du wirst diesen Abend nie ohne Hilfe überleben" wisperte sie in eine Pause meiner Geschichte hinein, während Alice wie ein aufgescheuchtes Huhn Nachfragen stellte, auf die ich definitiv keine Antworten hätte.
„Keine Sorge Gigi. Ich bin hier um dir zu helfen. Wir sind doch jetzt eine Familie" flüsterte sie weiter und klang dabei wie die Schlange im Paradies, die Eva lockte. Sie reichte mir ein Glas Champagner und dazu ihre Version des Apfels, mit dem Eva ihren Sündenfall besiegelt hatte.
Unbemerkt der Augen aller hatte sie mit zwei kleine pinke Pillen in die Hand gedrückt, auf die ich jetzt unsicher hinab starrte. Ich kannte die Pillen, wir hatten sie manchmal zum feiern genommen, doch dieses Leben schien ewig her. „Ist schon gut, Gigi. Sie helfen dir nur los zulassen. Es ist ok, wirklich. Jeder braucht mal Hilfe" erklärte sie, dann zwinkerte sie mir zu. „Na los, tu es. Du weißt das es alles leichter machen wird"
Ich sah auf, sah zu Alice die immer noch ununterbrochen redetet und nichts von unserem kleine Gespräch mitbekommen hatte, dann sah ich zu Maddox, der vollkommen fassungslos schien und zu den Jungs die Owen dazu gratulierten, mich an die Kette gelegt zu haben. Coraline hatte recht. Ich würde das nicht packen. Nicht nüchtern.
Ich schmiss mir beide Pillen auf einmal in den Mund, dann stieß ich gegen Coralines Glas und flüsterte „Auf die Familie"

Vier Stunden später schob Owen mich aus dem Fahrstuhl hinaus in den dunklen Flur vor meiner Suite. Die letzten Stunden waren im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Rausch an mir vorbei gezogen. Dank der Pillen und der enormen Menge an Alkohol die ich getrunken hatte, erinnerte ich mich an kaum etwas. Mein Kopf war wie leergefegt, all die Angst und die Zweifel waren weg, das einzige was noch da war, war Verlangen.
Owen küsste mich so hungrig, dass ich aufstöhnte. Er war wirklich heiß, auch wenn er nicht der Mann war den ich eigentlich wollte, konnten wir durchaus Spaß haben. Seine Lippen wanderten von meinem Mund zu meinem Hals. Er saugte an der empfindlichen Haut knapp über meinem Schlüsselbein und ich stöhnte erneut auf, als plötzlich das Licht im Flur angeschaltet wurde. Hunter stand neben seiner Zimmertür, die Arme vor der breiten Brust verschränkt blickte er uns missbilligend an. Ich schenkte ihm mein schönstes unschuldiges Lächeln, „Oh nein haben wir dich etwa geweckt?" säuselte ich mit lieblicher Stimme. Owen trat beschützend vor mich, was mich wahnsinnig amüsierte. Dachte er wirklich er hätte eine Chance gegen Hunter?
Ich verbarg mein Lächeln hinter meiner Hand, als er zu Hunter sagte „Das ist meine Schuld, ich konnte die Finger nicht von ihr lassen. Es tut mir leid, wenn sie zu laut war" Hunter verzog keine Miene „Ehrlich gesagt war sie nicht laut genug, wenn man bedenkt, dass ich weiß wie sie klingt, wenn sie jemanden wirklich will"
Meine Augen wurden groß. Das hatte er gerade nicht gesagt. „Ignorier ihn einfach Owen. Du weißt doch wie er ist. Er übertreibt seine Rolle manchmal etwas." Mit einem wütenden Blick auf Hunter sagte ich zu Owen „Geh doch schon mal rein, Babe. Ich komme in 5 Minuten nach."

Sobald Owen durch die Tür war, beugte sich Hunter zu mir runter. „Babe?" äffte er mich voller Verachtung nach. „Nicht jeder Mann hat ein Problem mit Kosenamen." maulte ich zurück, verschränkte ebenfalls die Arme und hielt seinem Blick stand. „Außerdem ist es wohl dein kleinstes Problem, wie ich ihn nenne denkst du nicht? Was hast du dir nur dabei gedacht? Hältst du es wirklich für klug ihn daran zu erinnern, das du weißt wie ich klinge wenn ich erregt bin, nur weil dein Ego verletzt ist? Bist du komplett verrückt sowas zu sagen?"
Seine Nase strich meinen Hals entlang „Vielleicht bin ich das wirklich. Die Eifersucht frisst mich auf, Red. Ich hasse es, dass er dich geküsst hat. Ich hasse es, dass ich ihn hier rieche, weil ich weiß, dass es eine der empfindlichsten Stellen von dir ist."
Sofort trat ich einen Schritt zurück. „Tja, das ist nicht mein Problem. Du willst nicht, dass mein Onkel das mit uns weiß, weil du zu viel Angst hast bist es mit ihm aufzunehmen. Du verlierst mich lieber, als um mich zu kämpfen, weil du ein verfluchter Feigling bist! Owen hat kein Problem, wenn man uns zusammen sieht. Und deswegen bekommt er jetzt auch das, was dir gehören könnte, wenn du die Eier hättest meinen Onkel die Stirn zu bieten. Gute Nacht Hunter"

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