Kapitel 35

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Nach dem misslungen Date und der Offenbarung meiner unvermeidlichen Zukunft als Teil der Espositos war ich so ausgelaugt, dass ich fast augenblicklich einschlief, kaum das ich allein in meinem Zimmer war. Die emotionale Last hatte mich so erschöpft, dass ich so lange schlief, dass es draußen bereits dunkel wurde, als ich wieder wach wurde. Träge griff ich nach meinem iPhone, um zu sehen, ob ich das Abendessen schon verschlafen hatte, doch statt der Uhrzeit leuchteten auf meinem Display mehrere verpasste Anrufe und eine Nachricht auf. Sie waren alle von Maddox. Er hatte versucht mich anzurufen, keine 5 Minuten nachdem ich panisch das Restaurant verlassen hatte und seitdem hatte er es im Viertelstunden Takt immer wieder versucht, bis er gegen ungefähr 18 Uhr aufgab und mir stattdessen eine Nachricht geschrieben hatte.

Maddox: Ich habe keine Ahnung was ich falsch gemacht habe, aber ich will es wieder gutmachen. Bitte ruf mich an Baby. Oder wenn du nicht mit mir reden willst, dann schreib mir. Ganz egal, nur bitte hör auf mich zu ignorieren, dass zerstört mich. Bitte Baby, es tut mir leid.

Lange starrte ich auf den Text und überlegte.
Hatte er etwas falsch gemacht?
Eigentlich nicht wirklich, abgesehen davon, dass er statt mich zu meinem Abschluss zu begleiten lieber mit seinen Freunden an den See fuhr. Das tat weh, keine Frage, doch seine Erklärung war schlüssig. Wir waren erst frisch zusammen, wenn die Jungs dieses lange Wochenende wirklich schon seit ein paar Wochen planten, konnte er nichts dafür. Es war ein ärgerlicher Zufall, das sich die Daten überschnitten, mehr nicht. Außerdem wollte er ja, dass ich ihn begleite, was schon wieder süß war. Maddox wollte Zeit mit mir verbringen, allein und weg von alle dem hier. Das war eigentlich auch genau das, was ich wollte und doch hatte ich abgelehnt, was nicht nur an meinen Abschluss oder an Hunters unumgängliche Anwesenheit bei diesem Trip lag.
So sehr ich es wollte, ich hatte wahnsinnige Angst vor dem nächsten Schritt unsere Beziehung. Maddox war mein erster fester Freund, vor ihm hatte ich erst ein Jungen geküsst. Nur geküsst, nicht mehr. Alles was dieses mehr umfasste, war neu für mich. Ich hatte keine Erfahrung, doch das hieß nicht dass ich vollkommen blauäugig war.
Als Teenager hatte ich genug Filme gesehen um zu wissen, was Pärchen auf so einem Trip miteinander taten. Es war eine unausgesprochene Tatsache, dass Maddox genau diese Dinge von mir erwarten würde, wenn wir zusammen wegfahren würden.
Er wollte es, er wollte mich und auch wenn ich ihn wirklich mochte, wusste ich plötzlich nicht mehr, ob ich es auch wollte oder besser, ob ich es mit ihm wollte. Seit ich nach Chicago kam hatte ich alles daran gesetzt mein Leben so gegenteilig wie nur möglich von meinem Leben in der Vorstadt zu leben. Fast zwanghaft wollte ich alles nachholen, was ich durch meine konservative Erziehung verpasst hatte. Mein Plan war er, alles aufzuholen bis ich an die Uni wechseln würde. Es mag sich komisch anhören, wahrscheinlich ist es sogar ziemlich dumm, aber ich wollte auf keinen Fall an die Universität gehen ohne gewisse Erfahrungen gemacht zu haben. Ich wollte dort nicht unnötig auffallen, weil ich schüchtern und verklemmt war. Ich wollte, dass man mich mochte und gerne zu Partys einlud.
Mein Umzug nach Chicago war die Chance eine neue Version von mir zu erschaffen, die unkomplizierter, wilder und freier war, als ich es tatsächlich war. Es klappte, ich fand schnell Anschluss an die beliebtesten Mädchen meiner Schule und wurde binnen eines Monats eine von ihnen. Als dann der heiß begehrte Schwarm aller Mädchen ein Auge auf mich warf, war ich im Olymp der Beliebtheit angekommen. Mit Maddox an meiner Seite war das kleine schüchterne Mädchen, das nur Augen für Bücher und die Kirche hatte, in der ihr Vater sie immer mit nahm, vergessen. Ich hatte eine perfekte Verwandlung vollzogen, doch jetzt wo ich gewissermaßen kurz vor dem Ziel stand, bekam ich kalte Füße.

Giorgia: Du hast nichts falsch gemacht. Nichts schlimmes jedenfalls. Ich will nicht lügen, dass du meine Abschlussfeier verpasst hat mich verletzt, aber es ist nicht zu ändern.
Fahr mit deine Jungs zum See, habt eine unvergessliche Zeit und wenn du zurück kommst, reden wir ok?

Das zu schreiben fühlte sich gut an. Es gab mir Zeit in Ruhe über alles nachzudenken. Diese kleine Auszeit würde mir und auch ihm gut tun. Offensichtlich sah er das anders, denn seine Antwort war nicht annähernd so versöhnlich wie meine zuvor.

Maddox: Wenn du Schluss machen willst, dann tu es gleich Giorgia.

Giorgia: Ich will nicht Schluss machen, Maddy. Ich brauche nur ein paar Tage Zeit, um alles zu ordnen. In meinem Leben herrscht gerade das absolute Chaos und ich will dich da nicht mit rein ziehen. Wenn du zurück bist reden wir und dann finden wir gemeinsam einen Weg raus aus diesem Hickhack, versprochen.

Maddox: Dann verlässt du mich nicht?

Giorgia: Natürlich nicht.

Maddox: Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich bin Baby. Als du vorhin weg bist dachte ich das war es. Ich will das nicht nochmal erleben.

Giorgia: Das wirst du nicht, tut mir leid, dass ich so davon gerauscht bin. Mir war einfach alles auf einmal zu viel.

Maddox: Es war wegen dem, was ich über deinen Onkel gesagt habe oder?
Ich habe es dir vorhin schon gesagt, aber ich wiederhole es gerne für dich: Es ist mir egal, was er ist oder tut. Alles was mich interessiert bist du Baby.

Giorgia: Du bist süß.

Maddox: Nur süß? Das ist alles?! Damit soll ich über eine Woche ohne dich aushalten? Mit einem du bist süß?

Giorgia: Haha was willst du denn  hören? Das du der heißtest Typ bist, den ich je gesehen habe und das ich jede freie Minute nur an dich denke?

Maddox: Ehrlich gesagt trifft es das ganz gut. Mir geht es andersrum übrigens genauso.... Shit das werden sehr lange Tage und noch längere Nächte allein in dieser Hütte ohne dich...

Giorgia: Das schaffst du schon, Maddy. Ich glaube an dich. Die Zeit wird schneller vergehen, als du denkst.

Maddox: Dein Wort in Gottes Ohren Baby. Sei brav so lange ich weg bin.

Giorgia: Immer.

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt