Kapitel 77

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Zusammen mit Violet verschwanden auch die dunklen Wolke über unseres Idylle am See. Es war, als hätte sie all die schlechte Energie mit sich genommen und für uns nichts als Frieden zurück gelassen. Ein paar Tage hatte ich noch mit mir geronnen, weil ich nach wie vor noch so viele Frage zu Hunters und Violets Beziehung hatte, auf die ich nur allzu gerne Antworten gehabt hätte, doch dann entschloss ich mich, sie ihm nicht zu stellen.
Nicht eine einzige.
Die Beziehung der beiden lag in der Vergangenheit, sie war aus einem Leben das er vor mir gelebt hatte. Egal was ich über ihre Beziehung erfahren würde, es würde nur Schmerzen verursachen und am Ende doch nichts ändern. Ich musste damit leben, das er eine Vergangenheit hatte, genauso wie ich eine hatte, auch wenn meine allein schon aufgrund unseres Altersunterschiedes deutlich überschaubarer war, als seine es sicherlich war.

Genüsslich streckte ich mich am Morgen unseres fünften Tages in unsere kleinen perfekten Parallelwelt in Hunters Hütte auf seinem Bett aus. Meine Muskeln schmerzten angenehm in Erinnerung dessen, was er letzte Nacht mit mir angestellt hätte. Ein Lächeln legte sich über mein Gesicht bei der bloßen Erinnerung daran. Und ich fragte mich nicht zum ersten Mal wie ich nur freiwillig solange darauf verzichten hatte können.
Ich rollte mich zur Seite, das Bett neben mir war leer, aber das war nichts neues. Hunter war ein echter Frühaufsteher, ganz im Gegensatz zu mir, weshalb ich fast immer alleine aufwachte.
Mit der rechte Hand fischte ich nach meinem Handy, dass wie üblich auf dem Nachttisch lag. So sehr ich die Blase liebte, in der ich mit Hunter die letzten Tage gelebt hatte, durfte ich nicht vergessen, dass es ein Leben außerhalb gab. In wenigen Wochen würde ich an die Uni gehen, genau wie meine Freundinnen. Eigentlich hatte wir einen perfekten letzten Sommer zusammen geplant, doch so wie sich mein Leben entwickelt hatte würde daraus wohl nichts mehr werden, was jedoch nicht hieß, dass ich mich komplett von ihnen abkapseln musste. Zwischen Coraline und mir herrschte zwar noch immer dicke Luft, aber nicht zwischen Alice und mir. Sie war meine Freundin, die beste die ich hatte und ich wollte, dass sie ein Teil meines Lebens blieb, soweit das in meinen Fall eben möglich war.

Giorgia: Bist du wach?

Alice: Es ist fast Mittag, natürlich bin ich wach. Was ist los? Wo steckst du überhaupt? Wir haben dich vermisst beim Yoga am Donnerstag.

Giorgia: Bist du sicher das ihr beide mich vermisst habt oder nur du? Ich hatte nach unserem letzten Treffen nicht unbedingt das Gefühl, dass Coraline mich vermissen würde, wenn ich nicht komme.

Alice: Sei nicht so Gigi. Du kennst sie doch, Coraline ist eben Coraline. Sie gibt sich gerne kühl und unantastbar, aber sie vermisst dich, genau wie ich. Also wo steckst du?

Giorgia: Nur in einem alten Ferienhaus meiner Familie, nichts wildes. Ich musste einfach mal ein paar Tage raus. Es war irgendwie alles zu viel verstehst du?

Alice: Das verstehe ich total. Es war ja auch viel los bei dir, ich meine die ganze Sache mit Maddox und so. Willst du drüber reden? Schreibst du mir deshalb? Du weißt das ich gut zuhören kann und zufällig gebe ich auch eine exzellente Psychologin ab 😁

Giorgia: Nein, das ist es nicht. Ehrlich gesagt habe ich bis eben nicht mal mehr an ihn gedacht. Ich muss dir was sagen.

Alice: Mit wem hast du geschlafen?

Giorgia: Was? Wie kannst du das wissen?

Alice: Ich bin ein Profi. Also, wer ist es?

Giorgia: Hunter.

Alice: Omg... das ist... OMG. Ich wusste es immer. Ich wusste du stehst auf ihn und er auf dich. Oh das ist so perfekt, ich will alle Details.
War es so wie du es dir vorgestellt hast?
Tat es weh?
Wie ist er im Bett?

Giorgia: Du bist unmöglich Alice

Alice: Nein nur neugierig und hartnäckig. Also? Beantworte meine Fragen Gigi oder ich nerve dich den ganzen Tag.

Giorgia: Nein. Ja. Überwältigend.

Alice: Hä?

Giorgia: Ich habe deine Fragen beantwortet, der Reihe nach:
War es so wie ich es mir vorgestellt habe? Nein.
Tat es weh? Ja.
Wie ist er im Bett? Überwältigend

Alice: Überwältigend? Wow das ist... das ist was gutes oder?

Giorgia: Definitiv.

Alice: Ich freue mich für dich, Gigi. Das tue ich wirklich. Wann kommst du zurück nach Chicago? Ich gebe mich vielleicht fürs Erste mit diesen spärlichen Details zufrieden, aber irgendwann will ich alle schmutzigen Details hörst du?

Giorgia: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Das entscheidet sich heute oder morgen. Hunter wartet noch auf einen Anruf, dann weiß ich mehr.

Alice: Warte, warte, warte !!! Du bist mit IHM da? Er und du?! Allein in einer romantischen Hütte mitten im nirgendwo?! Du verarschst mich oder?

Giorgia: Nein, tue ich nicht. Er ist hier bei mir oder besser in der Küche. Ich glaube er macht Frühstück.

Alice: Er macht dir Frühstück? Dieser Traummann kocht auch noch für dich?! Ok ich bin offiziell neidisch. Bitte sag mir das er wenigstens nicht auch noch halb nackt dabei ist. Oh wahrscheinlich wirst du auch noch das Dessert sein oder?

Giorgia: Wie sagt man? Eine Lady genießt und schweigt... Ciao ciao ♥️

Mit einem breiten Lächeln legte ich mein Handy beiseite, obwohl mir das vibrieren verriet, das Alice sich mit meiner Antwort nicht so leicht zufrieden gab, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Sie würde keine Ruhe geben, bis sie alle Details kannte, doch dafür hatte ich gerade keinen Kopf, denn meine Aufmerksamkeit richtete sich auf etwas anders. Aus der Küche hörte ich eine dunkle, tiefe und sehr vertraute Stimme.... Singen?!

Show me how, Show me how you like it done. You're all mine I'll make you feel like you're the one. Take off your clothes. Give me your trust. Look me in the eyes and confess your lust. Get on your knees. Beg me to stop. I promise I'll love you if you do it. So do it for me"

Ich lehnte mich an den Türrahmen zur Küche, während ich ihm beim Singen zuhörte. Er hat eine schöne Stimme wenn er sang, viel weicher als sonst. Meine Lippen verzogen sich zu einem albernen verliebten Lächeln, was nicht nur an der Tatsache lag das er sang sondern vor allem was er sang. Ich kannte den Song, er hatte ihn gestern Abend angemacht, während wir zusammen im Bett lagen. Ich hatte ihn damit aufgezogen, dass er tatsächlich eine extra Playlist hatte um in Stimmung zu kommen. Er hatte mich nur allwissend angegrinst und gemeint „Wir haben 5 Sinne, Red. Es geht beim Sex um mehr als nur Berührungen. Erst wenn alle im Einklang gleichermaßen befriedigt werden, ist es richtig gut, vertrau mir, du wirst es lieben" und das hatte ich. Und wie.

Ihn jetzt dieses Song singen zu hören, weckte Bilder in meinem Kopf, die mich noch vor wenigen Tagen erröten lassen hätten, doch jetzt genoss ich sie. Ich hätten von meinem Beobachterposten gerne noch mehr von diesem Lied gehört, doch in diesem Moment klingelte Hunters Handy, das neben mir an der Steckdose hing und er verstummte. Sein Blick fiel auf mich, ein unfassbar sexy Grinsen verzog seinen sinnlichen Mund, als er auf mich zu kam und mich auf den Mundwinkel küsste „Gefiel dir die Show du kleine Spannerin?" dann griff er an mir vorbei nach dem Handy. Ein Blick auf das Display war alles was es braucht, um meine geliebten, entspannten Hunter verschwinden zu lassen und ich wusste augenblicklich wer da anrief. Ganz kurz zog er mich an sich, drückte einen Kuss in mein Haar und flüsterte „Ich fürchte unsere Zeit läuft ab, Red"

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt