Kapitel 69

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Ich blinzelte vorsichtig gegen das Licht an, als mir die Morgensonne ins Gesicht schien, sie lockte mich, doch ich war noch nicht bereit, aus diesem Traum zu erwachen. Es musste doch ein Traum gewesen sein, was gestern Nacht passiert war, denn es war zu schön gewesen um wahr zu sein.
Sofort kuschelte ich mich tiefer in die Kissen, die noch nach ihm rochen und versuchte mit aller Macht wieder einzuschlafen, um zurückzukehren in meinen Traum, der eigentlich keiner mehr war, sondern ab jetzt meine Realität, so absurd es klang.
Ich hatte es getan.
Ich hatte mit Hunter geschlafen.
Mehrfach.
Und ich bereute absolut nichts.
Allein daran zu denken, was Hunter und ich letzte Nacht in eben diesem Bett getan hatten schickte einen wohligen Schauer nach dem andern über meinen Körper. Es kostet mich einiges an Kraft nicht wie ein verliebter Teenie zu kichern, als mich das Glücksgefühl erneut durchflutete, während ich in Erinnerungen schwelgte. Etwas in mir wusste, dass diese Nacht mehr bedeutete als das Ende meiner Unschuld.
Es war der Anfang.
Unsere Anfang.

Die Sonne kitzelte mich erneut im Gesicht, als ich mich drehte und langsam mit noch geschlossenen Augen streckte. Mein Körper schmerzte angenehm, eine weitere Erinnerung an die letzte Nacht, die ich mit offenen Armen willkommen hieß. Alles was mit dieser Nacht zu tun hatte war mir heilig, selbst das ungewohnt wunde Gefühl zwischen meinen Beinen, denn alles war ein Andenken an ihn.
Ich verbarg mein Kopf unter der Decke, in der Hoffnungen das mich die nachgestellte Dunkelheit zurück in meinen Traum ließ, doch es war zwecklos. Ich war bereits zu wach.
Hunters raue Stimme ließ mich dann nur Sekunden später endgültig vollkommen aufwachen. „Ich weiß, dass du wach bist", brummte er von irgendwo im Raum. Noch mit geschlossenen Augen griff ich neben mich, um ihn zu spüren, doch das Bett neben mir war leer und kalt.
Wieso lag er nicht bei mir?

Auf meine Ellbogen gelehnt setzte ich mich auf und scannte den Raum nach ihm ab. Ich entdeckte ihn, auf einem Sessel neben dem Kleiderschrank mit lang ausgestreckten Beinen, den Blick fokussiert auf mich gerichtet, immer noch nur mit einer Boxershorts bekleidet und einen dampfendem Becher Kaffee in den Händen. Mit diesem Anblick aufzuwachen gefiel mir.
„Hey", flüsterte ich unfähig das Lächeln zu unterdrücken, das sich beim Anblick von ihm über meinem Gesicht ausbreitete. Hunter lehnte sich nach vorne, legte seine Ellbogen auf die Knie und hielt den Blick starr auf mich gerichtete ohne ein Wort zu sagen. Das und die Art und Weise, wie seine Stirn sich in Falten legte, ließ mein Herz in meinen Magen rutschen. Wenn er mir jetzt sagen wprfe, dass letzte Nacht ein Fehler war und dass er es bereute, würde ich einfach hier und jetzt in seinem Bett sterben.

„Hey" erwiderte er nach einer gefühlten Ewigkeit. So neutral wie er das sagte, gab er nichts preis von dem, was in ihm vorging.
„W-was ist los?" fragte ich nervös, setzte mich auf und zog die Laken mit mir, ich fühlte mich auch so schon zu verletzlich für dieses Gespräch.
„Ist alles..." Er stellte seinen Becher ab und ließ seine Finger nervös durch sein Haar fahren. „Ist alles in Ordnung? Zwischen uns meine ich" presste er heraus. Er klang so gequält, was ich absolut nicht verstand.
Wieso fühlte er so, während ich auf Wolke 7 schwebte?
Bereute er es wirklich?
Oder... hatte es ihm nicht gefallen?
Energisch schüttelte ich meine Versagensangst ab. Ich war vielleicht unerfahren, aber ich war nicht blind. Es gab keinen Zweifel. Es hatte ihn gefallen.
„Was? Natürlich ist es das. Warum denkst du, dass es das nicht sein würden?" Er zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Es war dein erstes Mal. Auch wenn meins schon ewig her ist, weiß ich das es etwas besonders ist. Und ich kenne dich, du planst sowas normalerweise. Sicherlich hattest du in deinem hübschen Köpfchen eine genau Vorstellung davon, wie es sein sollte und ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass es nicht so sein sollte, wie es letztendlich gewesen war. Die Dinge wurden letzte Nacht etwas...intensiv. Klar gestern Nacht hat es dir gefallen, aber... Ich war mir nicht sicher, ob du heute Morgen aufwachen würdest und ..."

Mir gefiel gar nicht in welche Richtung seine Gedanken schweiften. Sofort fiel ich ihm ins Wort, „Glaubst du, ich würde bereuen, was wir getan haben?" Wieder huschte dieser gequälte Ausdruck über sein Gesicht, der mir inzwischen viel zu vertraut war. Er gab sich die Schuld, er geißelte sich für etwas, dass nur in seinem Kopf war.
„Ich weiß es nicht, Giorgia. Du warst nicht in der besten Verfassung gestern und ich... Ich hätte das nicht ausnutzen sollen..."
„Ich habe dich darum gebeten" unterbrach ich ihn. „Ich wollte es. Mit dir. Verdammt, ich habe dich darum gebeten. Du hast das getan, was ich wollte."
Endlich verschwand die Schuld aus seinem Blick. „Du bereust es also nicht, dass ich dein Erster war?"
Ich warf die Decken zurück, schwang meine Beine über den Rand des Bettes und schlenderte nackt wie ich war auf ihn zu. Er versuchte, ein Gentleman zu sein und seine Blick ausschließlich auf mein Gesicht zu richten, aber er scheiterte kläglich. Als ich auf halbem Weg durch den Raum war, verlor er den Fokus und sah hinab auf meinen nackten, perfekten Körper. Endlich war all der Sport und der Verzicht für etwas gut, dachte ich in mir.
Selbstbewusst nahm ich ihm den Becher aus seinen Händen, hob ihn an meine Lippen und trank einen Schluck. „Du machst einen guten Kaffee", gestand ich ihm, ehe ich den Becher auf seine Kommode stellte und auf sein Schoß kletterte. Seine Hände legten sich wie automatisch auf meinen nackten Po, während ich meine Arme um seinen Nacken legte. Wieder staunte ich, wie normal und richtig sich das alles anfühlte, obwohl es komplettes Neuland für mich war. Es lang nur an ihm, dass wusste ich. Hunter gab mir die Sicherheit, die ich so dringend gebraucht hatte, um mich endlich fallen zu lassen.
Er war es.
Er war der Richtige.
Und gleichzeitig war er auch der absolut Falsche.

„Das Leben ist zu kurz für Reue, Hunter", flüsterte ich, bevor ich ihm einen Kuss stahl. Sein Mund teilte sich in der Sekunde, in der ich über seine Lippe leckte. Ein tiefes Stöhnen kam tief aus seiner Brust, als seine Finger sich fester in mein Fleisch drängten und er mich enger auf seinen Schoss zog. Stolz schwoll in mir an, als ich spürte wie hart er schon wieder war: Das war mein Verdienst.
Er rieb sich an mir, allein das ließ mich immer schneller atmen, was ihm nicht entging.
„Wirst du so für mich kommen, Red?"
„Fuck, ich liebe es, wenn du mich so nennst", gestand ich stöhnend.
„Ich weiß. Es macht dich an. Das war vom ersten Moment an so nicht wahr?" atmete er in mein Ohr, seine Stimme voller Lust. „Du bist so verdammt feucht für mich, Red. Ich kann dich schon durch meine Boxershorts spüren. Du wirst wie ein braves Mädchen auf mir kommen, nicht wahr? Wie lange hast du dir das schon vorgestellt, Red? Wie viele Nächte hast du daran gedacht?"
„Zu viele" gestand ich atemlos und ohne Scham. „Sag es mir. Sag mir, wie sehr du es jetzt willst, dass ich mich in dich dränge und dich ficke, bis du dich nicht mehr an deinen eigenen Namen erinnern kannst?"
Als Antwort stöhnte ich bloß, warf den Kopf in den Nacken und versuchte nicht mal den aufkommenden Orgasmus zu bremsen. Hunter lachte arrogant unter mir, „Oh du kannst nicht mehr so lange warten nicht wahr? Du bist so kurz davor, soll ich dich erlösen Red?" raunte er überheblich, doch es war kein Spott in seinen Stimme. Sie war nichts als pure Dominanz und ich liebte es.
Mit einem Nicken stimmte ich zu und spürte Sekunden später seine Finger in mir, die so geschickt waren, das ich nach wenigen ihrer flinken Bewegungen heftig kam. Noch während ich auf seiner Hand kam, erkannte ich, dass ich nicht nur seine Dominanz liebte.
Ich liebte auch ihn.

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