Kapitel 108

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„Erinnere dich an unsere Abmachung, Red. Wenn irgendwas schief läuft oder du dich unwohl fühlst, dann fasst du dir an den Hals verstanden? Ich werde dich keine Sekunde aus den Augen lassen und es definitiv bemerken. Dann komme ich sofort zu dir und beschütze dich, egal gegen wen oder was. Ohne zu fragen. Ohne an die Konsequenzen zu denken. Wenn wir das wirklich durchziehen, dann nur zusammen. Ich werde dein Leben nicht riskieren. Niemals."
Ich nickte und verschwand in der Menge der Studenten. Hunter war so über führsorglich, es war manchmal echt nervig, aber auch irgendwie süß. Dieses Gespräch war jetzt 5 Tage her. Er hatte es mir damals gesagt, als er mich pünktlich in der Gasse wieder abgeliefert hatte, in der er mich zuvor abgefangen hatte, damit ich unbemerkt zum Ende meines Kurs da sein konnte und Owen kein Verdacht schöpfte, was tatsächlich klappte, auch wenn ich es fast vermasselt hätte, weil ich mich nochmal umdrehte, zu Hunter zurück rannte, meine Arme um seinen Hals warf und ihn so stürmisch küsste, dass Hunter nach hinten getaumelt war, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
„Ich liebe dich auch, Hunter. Damals, heute und für immer" wisperte ich an seine Lippen, als ich es endlich schaffte mich von ihm zu lösen und dann ging ich ohne noch einmal zurückzusehen.

Als ich ihn jetzt hier wieder sah, auf der offiziellen Weihnachtsfeier meiner Familie, wusste ich, warum ich ausgerechnet jetzt an diese Abmachung zurück dachte.
Ich tat es, weil ich ihn brauchte.
Ich brauchte seine Hilfe, heute mehr als je zuvor.
„Hey Giorgia, es ist lange her, wie geht es dir?" begrüßte Hunter mich für seine Verhältnisse fast überschwängliche freundlich und vor allem betont professionell, immerhin waren wir hier nicht allein. Die wichtigsten Männer meines Onkels Puls meine gesamte Familie war anwesend. Jeder falsche Schritt könnte zu Gerede führen, dass wir uns gerade in diesen Tagen nicht leisten konnten.
„Mir gehts gut Hunter, danke."
„Ich hab gehört du hast deine Verlobten mitgebracht. Wie geht es ihm so? Ist er froh zurück in Chicago zu sein?" führte er den Smalltalk fort, doch ich merkte ihm an, wie schwer ihm diese netten Worte über den Mann, der mich seit Monaten quälte, über die Lippen kamen. Sofort spürte ich die Panik in mir hochkommen. „Er ist...er freut sich ja" stammelte ich, als Hunter mit dem Kopf hinter mich deutete „Ich glaube da kommt er"
Noch ehe er uns erreichte wurde mir schwindlig, ich hatte Angst wie er reagieren würde, wenn er uns hier zusammen sah. Nicht nur das er als einer der wenigen wusste, dass Hunter immer mehr als mein Bodyguard gewesen war, war Owen so schon schlecht drauf. Seit wir hier waren, war er noch unausstehlicher als zuhause in Vancouver, obwohl es eigentlich schon da schlimmer geworden war. Owen drillte mich regelrecht die perfekte Verlobte zu spielen, wenn wir auf unsere Familie trafen. Er verlangte so viel von mir, so viel Perfektion und so viel blinden Gehorsam, dass ich kaum Luft bekam. Ich war am Ende dessen, was ich leisten konnte, mental und physisch. Allein der Gedanke daran, dass ich das noch 6 weitere Tage ertragen musste, ließ mich fast sofort an Ort und Stelle zusammenbrechen.
„Hey, ist alles in Ordnung?" Hunter sah mir an das es nicht so wahr, das hatte er immer schon. Ich musste es ihm sagen, doch ich konnte nicht, stattdessen fasste ich mir an den Hals. Er verstand sofort. „Bleib wo du bist, ich kümmere mich darum."

Hunter verschwand in der Menge, sodass ich ihn kurz aus den Augen verlor. Dafür sah ich jetzt zu Owen, der Gott sei dank gerade von meiner Tante in ein Gespräch verwickelt wurde. Ich atmete durch, dankbar für die gewonnen Zeit und suchte wieder die Menge nach Hunter ab. Als ich ihn endlich erblickte zog ich die Stirn kraus.
Was tat er da?
Hunter stand bei meinem Onkel und redete leise mit ihm, während mein Onkel immer wieder nickte und mich dabei ansah. Mir wurde heiß und kalt, als ich versuchte Doms Blick standzuhalten, doch ich scheiterte schnell.
Warum sprach Hunter mit ihm über mich und wie sollte mir das helfen?
Er konnte ihm ja schlecht die Wahrheit sagen oder?

„Dom der tolle Verlobte den du für deine Nichte ausgewählt hast misshandelt sie. Ach und übriges eigentlich liebt sie mich und ich sie, weshalb wir meine Schwester und deinen Sohn nehmen und gemeinsam das Land verlassen, während ihr alle mit eurem überteuerten Champagner auf das neue Jahr Anstoß. Frohe Weihnachten"

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