Kapitel 50

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Alice und ich blieben im Pool, bis die Sonne unterging. Wir lagen auf zwei Luftmatratzen, jeder mit einem Glas in der Hand und sprachen wortwörtlich über Gott und die Welt.
Es war schön mal mit ihr alleine zusein. Natürlich mochte ich Coraline, doch seit dem Telefonat, dass ich unweigerlich mit angehört hatte und ihrem seltsamen Versuch, Maddox und mir ein Date zu arrangieren, war die Stimmung zwischen uns angespannt. Mit Alice war alles leichter. Sie war unkompliziert und locker, Alice wollte einfach nur Spaß haben. Und genau das wollte ich heute auch. Leider ging das nicht, ohne sich zu erst noch einmal tief in das Drama einzuarbeiten, dass mein Leben war.
Alice war ganz scharf auf jedes Detail meiner Trennung mit Maddox. Sie konnte es nicht fassen, dass wir Zwei, dass wie sie es nannte absolute Traumpaar, uns wirklich getrennt hatte, so kurz nach dem wir unsere Beziehung erst richtig offiziell gemacht hatten.
„Er war wohl einfach nicht der Richtige." murmelte ich irgendwann verlegen, weil mir die Erklärungen schlichtweg ausgingen, warum ich mich von dem Mann, dem ich über ein halbes Jahr lang förmlich hinterhergerannt war, so überstürzt getrennt hatte. Wobei das ja eigentlich nicht mal stimmte.
Er hatte sich von mir getrennt, nicht andersrum.
Weil ich nicht mit ihm schlafen wollte.
Und weil ich verliebt in einen anderen Mann war.
Keinen dieser beiden Gründe für unsere Trennung wollte ich jedoch vor Alice zugeben. Es war mir peinlich und zwar beides gleichermaßen.

„Nicht der Richtige? Wir reden hier von Maddox Bexley. Einem der begehrtesten Typen überhaupt. Er ist perfekt, Gigi." tadelte sie mich, doch sie klang dabei locker und fast witzig, was vielleicht auch an all dem Wein lag, den wir schon getrunken hatten.
„Nicht für mich" wisperte ich, doch sie hörte es. „Du bist echt verrückt, weißt du das? Der Typ ist heiß, reich und offensichtlich verrückt nach dir. Doch du lässt ihn gehen, weil er nicht der Richtige ist. Du bist 19 verdammt, du sollst ihn ja nicht heiraten!" lachte sie kopfschüttelnd, doch meine Miene blieb ernst. „Das vielleicht nicht, aber trotzdem... Du weißt, dass ich noch nie..." Ich rang mit den Fingern und spürte wie mein Gesicht rot wurde. Meine Freundinnen wusste natürlich das ich noch Jungfrau war, dennoch war es mir unangenehm es vor ihnen anzusprechen, besonders vor Alice. Sie war bereits sehr erfahren, woraus sie auch kein Geheimnis machte. „Alice hat schon mit den ganzen Basketball Team gevögelt" hatte Coraline einmal betrunken verkündet, worauf Alice nur gelächelt hatte, ihr Glas gegen Coralines gestoßen hatte und mit einem frechen Zwinkern verkündet hatte „Und mit dem Schwimmteam. Vergiss mir nicht das Schwimmteam ja? Gott diese Schwimmer... die haben Körper wie aus Stein gemeißelt"
Coraline selbst hielt sich etwas nebulöser mit ihren Aussagen, was Ihr Sexleben anging, doch es war klar das sie eins hatte.
Sie beide waren so erfahren und so selbstbewusst damit, dass ich mich umso mehr über meine Unwissenheit schämte.
Alice griff nach meiner Hand „Ich weiß doch, G. Das ist für dich ein großer Schritt, aber mal unter uns, worauf willst du warten? Glaubst du wirklich du findest jemand... besseres als Maddox? Ich meine welche Mann könnte ihn überbieten? Wer soll denn in deine Augen so verflucht perfekt, dass er es wert wäre dein Erster zu sein?" fragte sie sarkastisch und noch während ich nach einer unverfänglichen Antwort suchte, trat die Antwort aus der großen Terrassentür hinaus in die Sonne.

Hunter.
Trotz der verspiegelten Sonnenbrille die er trug, konnte ich sehen, wie erschöpft er war. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn vorhin in meiner Nachricht so angefahren hatte. Wie es aussah, hatte er wirklich die ganze Nacht gearbeitet. Mein schlechtes Gewissen legte sich jedoch sofort wieder, als sein Blick mich fand und er ziemlich ungalant zu uns rüber rief. „Ich habe das ganze verfluchte Haus nach dir abgesucht, verdammt. Sieh zu das du deinen Hintern rein bewegst, dein Onkel schickt mich. Es geht um..." Erst jetzt schien er Alice zu bemerken, weshalb er stockte, erst ihr, dann mir und dann den leeren Weinflaschen einen finsteren Blick zuwarf und dann sagte „Eure Party ist zu Ende. Schick sie nachhause und komm rein. Und beeil dich verdammt. Du weißt, ich warte nicht gern"

Als ich eine Viertelstunde später rein kam, lehnte Hunter am Sofa, die breiten Arme vor der Brust gekreuzt und die Miene finster. Die Sonnenbrille hatte er abgenommen, was dazu führte, dass sich mein Eindruck von vorhin bestätigte. Er sah müde aus, aber vor allem wirkte er wirklich angepisst. Meinetwegen?
Seine Augen fuhren über meinen Körper, abschätzig und doch irgendwie... hungrig. Ich sah selbst an mir runter, der Bikini den ich heute trug verbarg kaum etwas meines Körpers. Die fast lächerlich kleine Dreiecke, die meine Brüste bedeckten, waren mir mit einem Mal so unfassbar unangenehm, dass ich am liebsten die Hände vor meine Körper gehalten hätte, um mich vor seinen Blicken zu schützen. Hunter sah mich eine gefühlte Ewigkeit lang an, seine Zunge tauchte zwischen seine Lippen auf, ganz kurz glitt sie über seine Lippen und ich spürte ein Ziehen in meinem Unterleib.
Wie machte er das?
„Es gibt Probleme" erklärte er, doch er klang abgelenkt, was mir gefiel, denn es war eindeutig, dass er meinetwegen so abgelenkt war.
Mit neuem Selbstvertrauen straffte ich die Schultern und genoss es plötzlich das er mich so ansah, denn seine Augen brannten förmlich vor Verlangen. Mein Inneres Ich jubelte triumphierend.
Ich hatte es mir nicht eingebildet.
Der Kuss hatte etwas bedeutet.

Als er nicht weitersprach hakte ich nach. „Probleme?" fragte ich sanft und zupfte an dem fast lächerlich kleinen Bänder, die meinen Bikini Slip verbanden. „Bin ich etwa in Schwierigkeiten?"
Ich war selbst stolz wie verführerisch ich klang. Hunter schluckte, sein Adamsapfel hüpfte und er brauchte erneut einen Moment, bis er antwortete „Nicht mehr als sonst..."
Noch immer folgten seine Augen meinen Fingern, wie sie das schmale Band richtete und ich genoss jede Sekunde, in der ich diese Macht über ihn hatte, die dafür sorgte, dass er seinen Ärger und ganz offensichtlich auch alles andere vergaß.
Ich überlegte, wie weit ich noch gehen konnte, ob ich vielleicht zufällig die Schnüre meines Oberteils lösen sollte, als die pollertenden Schritte meine Onkels unsere Moment zerstörten.
„Hier steckst du O'Brien. Ich warte seit 10 Minuten in meinem Büro auf meine Nichte und dich. Was hat denn so lange gedauert? Hast du es ihr etwa schon gesagt?!" blaffte er los, kaum das er uns erreicht hatte. Neugierig streckte ich den Kopf an Hunter vorbei, der mich mit seinem massigen Körper fast komplett vor meinem Onkel und den beiden Männern, die ihn begleiteten, verbarg.
„Was soll er mir gesagt haben? Worum geht es hier?" Erst jetzt bemerkte mein Onkel, was ich anhatte oder besser wie wenig ich anhatte. „Gott Giorgia, wäre es Zuviel verlangt gewesen, dir etwas anzuziehen? Es ist absolut unangebracht, halb nackt vor meinen Männern rumzulaufen. Hast du denn keinen Anstand?" blaffte er weiter, er schien ähnlich angepisst zu sein wie Hunter, was meine Neugier auf das, was er mir sagen wollte, nur noch verstärkte.
„Ich war im Pool, Hunter meinte es wäre dringend, also bin ich auf direktem Wege rein. Soll ich erst hoch mich umziehen?" fragte ich betont genervt. „Nicht nötig. Michaele?!" schnauzte mein Onkel, worauf einer seiner Männer vortrat. „Dein Jackett, sofort" Gehorsam, wenn auch mit einem leicht gequälten Zug um den Mund, zog Gabriele es aus und hielt es mir entgegen. Es schien ihm nicht zu gefallen, mir die Jacke geben zu müssen, doch er musste gehorchen.
Er hatte keine Wahl.
Als ich sie entgegen nahm, sah ich das Label.
Dior. Sehr wahrscheinlich eine Maßanfertigung.
Der arme Gabriele hatte wahrscheinlich lange auf diesen Anzug gespart. Kein Wunder, dass er wenig begeistert war, ihn der ungezogen Nichte seinen Bosses zu überlassen, die wahrscheinlich mit ihrem immernoch feuchten Bikini das Innenfutter aus Seide ruinieren würde.

„In mein Büro." befahl mein Onkel uns allen, sobald ich die Jacke anhatte. Wie gehorsame kleine Schäfchen folgten wir meinem Onkel, der sofort wieder los sprach, sobald die Tür geschlossen war.
„Es gibt Probleme. Probleme die deine Sicherheit betreffen Giorgia." Mein Herz rutschte mir in die Hose. „Was für Probleme?" fragte ich leise.
„Gestern Nacht hat O'Brien bei seinem nächtlichen Kontrollgang einen von Crowells Männern erwischt. Er lag gegenüber unseres Anwesen auf dem Hügel und hatte ein Fernglas dabei. Der Dreckskerl wollte uns ausspionieren" Mein Onkel klang so wütend, dass ich mich nicht traute etwas zu fragen oder ihn auch nur anzusehen. Ich schwieg und starrte auf meine nackten Füße, bis er von sich aus weitersprach.
„O'Brien hat ihn festgenommen und... nennen wir es der Einfachheit halber befragt. Was er aus ihm rausbekam, ist beunruhigend. Äußerst beunruhigend. Wie es aussieht, versuchen die Männer von Crowell dich zu entführen, Giorgia. Sie versuchen über dich an mich heran zu kommen. Angeblich warten sie nur auf eine Gelegenheit, in der du das Haus verlässt."
Der Raum begann sich zu drehen, ich spürte wie meine Knie nachgaben und ich zu Boden fiel. Zumindest wäre ich das, wenn mich nicht in diesem Moment zwei starke Arme aufgefangen hätten und mich an sich zogen. „Ganz ruhig, kein Grund in Panik zu verfallen." flüsterte Hunter in mein Haar, stellte mich wieder auf die Füße, hielt mich aber weiter an der Hüfte fest. Ganz nah an meinem Ohr sprach er weiter, seine Stimme war tief, sie war bedrohlich und gleichzeitig unfassbar beruhigend als er wisperte „Sie werden dich nicht bekommen. Das werde ich nicht zu lassen. Ich passe auf dich auf Red."

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