Kapitel 28

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Den restlichen Tag schwebte ich wie auf Wolken. Mein Leben schien mit einem Mal gar nicht mehr so trist und grau wie zuvor. Zum ersten Mal schien es Licht am Horizont zu geben. Ich hatte einen wahnsinnig attraktiven, beliebten und einfach perfekten Freund, die Schule wäre in einer Woche endlich vorbei und mit der Post kamen eben die letzten Zusagen meiner Wunsch-Universitäten. Ich konnte endlich starten, konnte mich voll und ganz in die Planung meiner Zukunft stürzen, die hoffentlich besser werden würde, als meine jüngste Vergangenheit. Bevor ich jedoch damit angefangen konnte, musste ich unbedingt meine Mädels anrufen und ihnen die guten Neuigkeiten mitteilen. Ich eröffnete einen Videocall mit Coraline, Alice und auch mit Paola. Sie hatte bereits Ferien und war zu ihrem Vater gefahren.
Als ich alle drei im Bild hatte begann ich aufgeregt zu erzählen, was alles in den letzten 24 Stunden passiert war, ich ließ nichts aus was Maddox betraf, aber fast alles was Hunter anging.
Ihn erwähnte ich nur dort, wo es unumgänglich war, ihn nicht zu erwähnen, wie zum Beispiel an der Stelle, als er Maddox und mein heißes Geknutsche in der Toilette und damit auch unsere Date vorzeigt beendete hatte. Für mich selbst hatte ich beschlossen, dass Hunter in dieser Geschichte nicht mehr als eine Randnotiz sein sollte. Es war Maddox und meine Geschichte, nicht seine.

„Wow Gigi ich freu mich so für dich. Shit du bist so ein verfluchter Glückspilz, Maddox ist heiß und reich. So einen findet man nicht oft." erklärte Alice mit viel zu ernster Miene für den Quatsch, den sie da erzählte. „Ich freue mich natürlich auch für dich Gigi, aber ist er wirklich der Richtige für dich? Er ist ein ganz schöner Playboy, wie man so hört. Es gibt quasi keine Party die er auslässt. Ich dachte immer das du etwas Ernstes willst" schaltete sich Paola ein, die wie üblich meine Entscheidung infrage stellte. „Ich feiere auch gerne, wie du weißt. Daran ist nichts schlechtes ok? Und was sein Image als Playboy angeht, dass war vorher. Wir sind jetzt fest zusammen, er wird keine anderen Frauen sehen und ich auch keinen anderen Mann."
Bei meinen Worten stahl sich ein fast teuflisches Lächeln auf Coralines sonst so elfenhaftes Gesicht. „Keine Männer hm? Das packst du nie, Gigi, ich meine wie soll das gehen, wenn du 24 Stunden von deinem heißen Bodyguard umgeben bist? Oder ist euere Schutzhaft schon aufgehoben?"

Treffer.
Wie üblich durch schaute Coraline alles. Sie war fast unheimlich manchmal, weil sie immer die Schwachstelle in allem und jedem fand.
„Hunter macht nur seinen Job, wie oft habe ich euch das schon gesagt? Er ist der Beste auf seinem Gebiet, deshalb hat mein Onkel ihn eingestellt, nicht weil er heiß ist und wir ein hübsches Paar abgeben würden" Alice beugte sich näher an die Kamera, als wollte sie mir etwas ins Ohr flüstern „Aber das würdet ihr." Sie sprach leise und fast verschwörerisch. Von uns allen liebte sie das Drama am meisten.
„Ich bin endlich fest mit Maddox zusammen. Das wollte ich die ganze Zeit. Ich habe kein Interesse an Hunter" Die Lüge kam mir schwer über die Lippen und schmeckte fahl. Gerade jetzt vermisste ich ihn, auch wenn ich es nicht sollte. Er war immernoch nicht von seinem mysteriösen Einsatz zurückgekehrt und hatte sich auch nicht bei mir gemeldet.
Nicht das er das müsste.

Alice verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. Sie glaubte mir kein Wort, genau wie Coraline. „Bist du sicher? Wenn du mich fragst herrscht schon jetzt mehr sexuelle Spannung zwischen Hunter und dir als ich jemals zwischen dir und Maddox gesehen habe"
Mein Mund klappte fassungslos auf.
War es so offensichtlich wie hingezogen ich mich zu ihm fühlte?
Und wenn sie von sexueller Spannung sprach, hieß das sie sah sie auch bei ihm, wenn er mich ansah?
Schnell schüttelte ich den Gedanken an. Es war irrelevant. Ich hatte jetzt einen festen Freund.
„Das musst du dir eingebildet haben" murmelte ich. Jetzt hatte Coraline nahezu den identischen Ausdruck auf dem Gesicht wie zuvor Alice. „Ich habe mir das nicht eingebildet. Du weißt das ich eine unfassbar gute Menschenkenntnis habe. Ich sehe sowas. Und bei euch habe ich es gesehen." beharrte sie weiter. Ich wurde in meinen Sessel immer kleiner, als Paola mir zum Glück zur Seite sprang und die Situation endlich entschärfte.
„Jetzt lasst sie doch mal in Ruhe. Gigi hat uns angerufen, weil sie wollte das wir uns mit ihr freuen, nicht damit wir sie runter machen. Lasst euren krankhaften Hang zum Drama an jemanden anderen aus. Gigi hat gleich ein wichtiges Date, bei dem ihr erster fester Freund zum ersten Mal ihre Familie trifft. Das ist ein wahnsinnig wichtiger Moment für sie und wir sollten ihr bei stehen."
Paolas Worte rührten mich und zeigten zum Glück auch bei den anderen beiden Wirkung. „Na schön. Wir hören auf. Dann machen wir halt weiter mit den wirklich wichtigen Themen: Was ziehst du an?"

2 Stunden später war ich endlich fertig für das Essen mit meiner Familie und Maddox. Ich hatte noch eine halbe Stunde Zeit, also beschloss ich meinem Cousin eine Besuch abzustatten. Federico und ich waren zwar nicht besonders eng, aber er war immerhin Familie. Manchmal kam es mir vor, als wäre er mein einzigster Verbündeter hier. Er schien sich für mich verantwortlich zu fühlen, obwohl er der jüngere war, passte er immer auf mich auf.
Allerdings hatte das auch Nachteile.
Federico nahm diese ganze Mafia Sache extrem ernst. Er war damit groß geworden, mit all der Gewalt und den Tradition. Familie war für ihn alles, was dazu führte, dass er Außenstehende nur schwer hinein ließ in unseren Kreis. Mir war klar, dass er es mit Maddox genau so halten würden und genau deshalb war ich jetzt hier, vor seiner Tür und klopfte.

Die Tür wurde postwendend aufgerissen. „Verdammt Lorenzo ich habe es dir schon hundertmal gesagt, wenn ich dich brauche, dann melde ich mich" brüllte Federico lautstark, bis ihm klar wurde, wer da vor ihm stand. „Oh Shit Sorry Gigi, ich dachte du wärst Lorenzo" lächelnd folgte ich ihm ins Innere seines Zimmers, dass eher einen kleinen Wohnung glich.
„Das hab ich gemerkt. Ihr kommt wohl nicht gut aus was?" fragte ich sarkastisch.
„Hör mir auf. Ich hasse diesen Kerl. Ich brauche keinen Aufpasser, ich kann auf mich selbst aufpassen. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht von Dom, als würde er mir nicht zutrauen, mich selbst zu verteidigen" schimpfte er, denn es kränkte ihn ganz offensichtlich wirklich. „Er will dich doch nur ins Sicherheit wissen. Uns alle" versuchte ich die Wogen zu glätten. Federico wischte mein Versuch zwar beiseite, beließ es aber vorerst dabei.
„Gibt es einen Grund das du mich besuchst? Nicht das ich mich beschweren will, aber in letzter Zeit warst du nicht gerade oft hier"
Verlegen zog ich die Lippe zwischen die Zähne, atmete ein paar mal tief durch und gestand dann „Es gibt tatsächlich etwas, um das ich dich bitten wollten. Kannst du dich bitte heute Abend beim Familienessen benehmen?"
Verwundert sah Federico mich an „Benehme ich mich nicht immer? Und warum heute? Es ist nicht so, dass du dich sonst darum kümmerst wie ich mich benehme, du benimmst dich doch selbst immer komisch"
Nervös rang ich mit den Händen „Heute Abend kommt mein Freund. Mein festen Freund"
Federicos Augen wurden riesig „DU HAST EINEN FREUND?!"
Allein die Vorstellung schien für ihn absolut abwegig, was mich verletzte. „Wow ... ist das so überraschend?" Federico kratzte sich verlegen am Kopf „Äh Ja? Du bist immer so mürrisch und ziemlich kompliziert. Welcher Kerl steht denn auf so ein Mädchen?"
„Maddox Bexley"
Jetzt klappte Federico der Kiefer runter „WAS? Du bist mit Maddox Bexley zusammen? Dem Maddox Bexley?! Ich folge ihm bei Instagram, der Typ ist eine Legende. Wusstest du das seinem Vater die Bulls gehören?"
Genervt verdrehte ich die Augen „Ja Ricci da wusste ich. Er ist immerhin mein Freund."
„Nenn mich bloß nicht so vor ihm." maulte er, ich wusste das er den Spitznamen nicht mochte den er als Kind getragen hatte. „Von mir aus, aber nur wenn du dich benimmst und Maddox mit offen Armen willkommen heißt." Jetzt grinste er und scherzte dann „Oh das werde ich. Maddox Bexley in der Familie zu haben wäre der absolute Traum, das werde ich sicher nicht riskieren. Meinen Segen habt ihr. Ich bezahle sogar eure Hochzeit, wenn ihr wollt"
„Immer ruhig, Ricci. Bringen wir erstmal dieses Essen hinter uns ja?"

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt