Kapitel 24

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Erschrocken wurde ich mitten in der Nacht von einem lauten Knall geweckt. Ich lag in meinem Bett, offensichtlich hatte Hunter mich nicht geweckt, als wir zuhause angekommen waren, sondern hatte mich direkt in mein Bett getragen. Schnell lugte ich unter meine Decke. Noch immer trug ich das weinrote Samtkleid, was mich erleichtert aufatmen ließ, denn die Vorstellung, dass Hunter mich eventuell ausgezogen haben könnte, bevor er mich ins Bett gelegt hatte, versetzte mich für einen Moment fast so sehr in Panik, wie das Gewitter das draußen tobte.
Plötzlich war mir viel zu heiß, der dicke Stoff des Kleides fühlte sich schwer und stickig auf meiner Haut an. Hastig streifte ich es mir ab, ohne das Bett zu verlassen, dann verkroch ich mich nur in meiner Unterwäsche schnell wieder unter meiner Decke. Taghelle Blitze durchzucken mein dunkles Schlafzimmer. Das war kein normales Gewitter, es war eins dieser besonders heftigen Sommer Gewitter, die mit jedem neuen Blitz die Nacht zum Tag machte.
Ich hasste Gewitter.
Nein Hass war nicht das richtige Wort.
Ich hatte Angst vor ihnen.

Panisch schrie ich auf, als ein besonders lauter Donnerschlag folgte und kniff die Augen zu. Dann blitzte es erneut und sofort knallte der Donner hinterher. Wieder schrie ich, ehe die Panik meine Kehle zuschnürte. Ich umklammere mich selbst, in der Verzweiflung Hoffnung, mir so selbst den dringend benötigten Halt zu geben. Gerade als der nächste Blitz das Zimmer erhellte, öffnete sich die Verbindungstür zu Hunters Zimmer. Er kam herein gerannte, eine Waffe im Anschlag und mit unverkennbarer Sorge im Gesicht. Mein Schrei musste ihn geweckt haben. So wie er aussah, war er direkt aus dem Bett gesprungen, hatte lediglich die Waffe gegriffen und war los, um nach mir zu sehen, ohne sich die Mühe zu machen, ein Shirt anzuziehen.

Sein gehetzter Blick fiel auf mich, wie ich zitternd am oberen Ende des Bettes kauerte. Ich schaute zu ihm auf, verängstigt und verletzlich. Hunter senkt die Waffe und kam langsam näher. „Ich habe dich schreien gehört. Ist alles in Ordnung?"
Meinen Kehle war noch immer zu eng um zu sprechen. Stattdessen schaute ich auf das Fenster, vor dessen Scheibe erneut ein Blitz durch die Nacht zuckt. Hunter runzelte die Stirn. „Du magst es nicht, wenn es gewittert"
Immerhin schaffte ich es zu Nicken, bevor der nächste Donnerschlag erklang und ich ängstlich zusammenzuckte. Fest umklammerte ich meine Beine, wiegte mich sanft vor und zurück während ich stumm betete, dass dieser Sturm endlich weiter zog.
Hunter wirkte unsicher, als wüsste er nicht, was er jetzt mit mir tun sollte. Er war mein Bodyguard, mein Beschützer, sein Job war es, mich vor Unheil und Leid zu beschützen, aber das galt für Gefahren von außen, nicht für die in meinem Kopf. Das hier war Strenggenommen nicht sein Problem, doch er war hier, bei mir und er machte keine Anstalten wieder zu gehen.
Noch immer stand er neben meinem Bett und blickte mich unschlüssig an, doch als meine Körper zu zittern begann und ich leise weinte, als erneut ein Blitz das Zimmer erhellte, verengten sich seine Augen und er bewegte sich in Richtung Bett. Ohne ein Wort zu sagen oder mich um Erlaubnis zu bitten, zog er die Decke zurück, legte sich neben mich und zog mich dicht an seine nackte Brust. Sein Geruch und seine Wärme entspannten meinen Körper sofort.
„Was machst du?" fragte ich völlig überfordert, als ich endlich wieder sprechen konnte und die Angst mich dank seiner Nähe nicht mehr lähmte.
„Ich sorge dafür das dir warm wird und das du dich sicher fühlst" flüsterte er, seine Lippen so nah an meinem Ohr, dass sein Atem mich kitzelte während er sprach. „Du sieht als, als könntest du eine Schulter zum anlehnen gebrauchen."
Hunter hob den Arm und wie von selbst krabbelte ich näher an ihn heran, legte meinen Kopf auf seine nackte Brust und er umschloss mich mit seinen Armen.
Seine Nähe war wie Magie.
Sofort hörten die Dämonen in meinem Kopf auf mich zu lähmen. Sie wurden zum schweigen gebracht, allein von ihm. Hunter schien mich mit seinem Körper regelrecht von ihnen abzuschirmen. Es war als könnten sie nicht durch seine Barriere aus Muskeln zu mir finden. Mein Atmen beruhigte sich, die Muskeln in meinem Körper entkrampfen sich und als der nächste Donnerschlag erklang, drängte ich mich zwar näher an Hunter, doch ich verfiel nicht in Panik. Einfach weil er da war. Er würde mich beschützen, dessen war ich mir sicher. Zum ersten Mal fühlte ich mich wirklich... sicher.

Sein Herzschlag unter meinem Ohr war alles was ich hörte. Nicht den Donner. Nicht den Regen. Ich hörte nur noch ihn.
„Danke" wisperte ich gegen seine Brust, die sich jetzt wieder ruhig hebte und senkte genau wie mein eigenen. „Jederzeit Red" Seine Stimme war noch rauer als sonst, wahrscheinlich lag es am Schlaf aus dem ich ihn gerissen hatte. Mein Blick glitt zu der Waffe, die er auf meinen Nachttisch gelegt hatte, bevor er sich zu mir gelegt hatte.
„Was hast du gedacht, was dich hier erwartet?" Es interessierte mich wirklich, denn ich hatte das Gefühl, dass sowohl Hunter als auch mein Onkel mir einiges verschwiegen, was die tatsächlich Bedrohung anging, in der ich mich befand.
„Keine Ahnung. Ich habe nur deine Schreie gehört, da hab ich die Waffe geschnappt und bin los. Das ist mein Job, Red. Ich bin hier um dich zu beschützen" wieder durchzuckte ein Blitz den dunklen Himmel vor meinem Fenster und ich zuckte zusammen. Sofort klammerte ich mich fester an Hunters warmen Körper, der unter mir kurz vibrierte, als er leise lachend sagte „Auch wenn ich eigentlich dachte, ich müsste dich eher vor bösen Männern als vor schlechtem Wetter beschützen" Sein Scherz war sicher gedacht, um die Stimmung aufzulockern, doch ich fühlte mich direkt noch schlechter. Und schwächer. „Tut mir leid" flüsterte ich. Hunter umfasste mein Kinn mit seiner Hand und hob meinen Kopf an, sodass ich in seine heute gar nicht kalten Augen sehen musste „Es gibt nichts wofür du dich entschuldigen musst. Wirklich nicht. Das hier..." er deutete auf unsere ineinander verschlungenen Köper „Das ist... es ist sicher alles aber nicht unangenehm für mich. Ich bin gerne für dich da, Red. Egal wie"
Nickend schmiegte ich mich enger an ihn.

Seine Nähe tat mir so unfassbar gut, dass ich mich weigerte jeglichen Gedanken dazu zu zulassen, was ich hier eigentlich gerade tat. Ich wollte nicht hinterfragen, warum ich mich nur in meiner Unterwäsche an meinen ebenfalls halbnackten Bodyguard kuschelte, anstatt ihn zurechtzuweisen, wie übergriffig sein Verhalten war, immerhin war er mein Angestellter und viel älter als ich. Er sollte sich nicht so zu mir legen, aber ich sollte mich auch nicht so an ihn kuscheln, immerhin gab es ja noch Maddox.
Hunter und ich verstießen in dieser Nacht sicher gegen hundert Regeln, aber das war mir egal und ihm auch, wie es schien. Als sich nach einer halben Stunde das Gewitter verzogen hatte, bewegte sich Hunter leicht unter mir, bis er mich ansehen konnte „Ich denke das schlimmste ist vorbei. Soll ich gehen?" Er klang sanft und irgendwie schläfrig, genau wie ich als ich ohne zögern antwortete „Nein, bitte geh nicht. Bleib hier. Bitte."

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt