Kapitel 7

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Am nächsten Morgen stand ich extra früh auf, duschte mich, machte meine Haare und mein Make-up, bevor ich etwas anzog, von dem ich wusste, dass es für keinen Streit mit meinem Onkel oder noch schlimmer mit meiner Mutter führen würde. Ich war von den Ereignissen der letzten Nacht noch aufgewühlt genug, da wollte ich jedem vermeidbaren Konflikt vorsorglich aus dem Weg gehen.
Nach der mehr als unangenehmen Heimfahrt von der Party von Alice' Freund, hatte mich Hunter einfach am Hintereingang des Hauses abgesetzt. Wobei das nicht ganz stimmte.
Er hatte mich nicht bloß abgesetzt.
Er hatte darauf bestanden, mich hineinzubringen und zwar wirklich hinein.
Erst als ich sicher in meinem Zimmer angekommen war und er sowohl mein Badezimmer, als auch mein Ankleidezimmer gesichert hatte, war er mit einen knappen „Bis morgen Red" verschwunden und hatte mich vollkommen ratlos zurück gelassen.
Die halbe Nacht hatte ich an die Decke gestarrt und versucht zu begreifen, was das gewesen war. Alles an diesem Hunter verwirrte mich, er machte mich wahnsinnig und doch mochte ich ihn irgendwie. Nicht das ich das vor ihm zugeben würde, doch er war mir nicht so unsympathisch wie ich zunächst gedacht hatte, was mich hoffen ließ, das die kommenden Wochen oder gar Monate mit ihm an meiner Seite vielleicht doch keine absolute Katastrophe werden würden.

Pünktlich um 8 Uhr lief ich die Treppe hinab in die Empfangshalle, in der mein Onkel schon wartete. Mit meiner Pünktlichkeit hatte er wohl nicht gerechnete, wenn ich seinen verwunderten Gesichtsausdruck richtig deutete. Als meine Mutter, seine Frau und sein Sohn Federico ebenfalls zu uns stießen, führte mein Onkel uns in sein Arbeitszimmer, in dem unsere neuen Bodyguards schon auf uns warteten. Mein Herz schlug schneller, als ich Hunter in der hinteren Ecke des Raumes erblickte. Augenscheinlich vollkommen gelangweilt lehnte er an der Wand, ohne ein Wort der Begrüßung stieß er sich von ihr ab, als wir eintraten und nahm seine Postion neben den anderen Männern ein.
„Ihr wisst ja bereits, warum diese Männer hier sind. Unsere Familie befindet sich in akuter Gefahr, die Drohungen gegen uns sind sehr ernst und deshalb ist das hier ein absolut notwendiger Schritt. Ich will nicht, dass dieses Leute uns einschränken oder uns unserer Freiheit berauben, doch vor allem will ich nicht, dass einer von euch in Angst leben muss. Wir sind die verdammten Nachfahren einer legendären Dynastie. Man legt sich nicht ungestraft mit uns an. Ich habe jeden meiner Männer auf Crowells Leute angesetzt, doch es wird dauern, bis wir alle Nachkömmlinge erwischt haben. Solange bekommt jede von euch einen eigenen Personenschutz. Mi Amor," mein Onkel wand sich an seine Frau, die sofort zu ihm trat.
„Du hast ja bereits einen eigenen Personenschutz, deshalb ändert sich für dich kaum etwas, ich möchte aber, dass Alessandro dich in Zukunft überallhin und ich meine wirklich überallhin begleitet. Als meine Frau ist das Risiko für dich wahrscheinlich am höchsten" Lilliana nickte, ihr Bodyguard Alessandro, den ich seit meiner Ankunft hier öfters gesehen, aber nie ein Wort mit ihm gewechselt hatte, löste sich aus der Reihe der Männer, ging zu ihr und verließ mit ihr das Büro.

Mein Onkel ging zu meinem Cousin, der selbst schon aussah wie ein Bodybuilder, denn er trainierte hart um eines Tages meinen Onkel an der Spitze der Familie zu beerben. Mit seinen gerade mal 16 Jahren war er eigentlich noch viel zu jung für das harte Leben, in das er reingeboren würde, doch das kümmerte niemanden. Weder ihn noch meinen Onkel, denn man wusste in unsere Branche nie, wann es Zeit für einen Machtwechsel war. Die Gefahr eines Anschlages waren schon vor der akuten Bedrohung durch Crowell all gegenwärtig. Mein Cousin wusste das, er wusste das er jederzeit seinem Vater auf den Thron folgen musste, wenn ihm etwas geschehen würde und Federico wollte bereit sein. Er wollte seinen Vater stolz machen, weswegen ihn das Angebot, eines eigenen Personenschützer jetzt auch ernsthaft zu beleidigen schien. „Ein Bodyguard?! Für mich? Ist das ein Scherz? Ich kann auf mich selbst aufpassen und das weißt du genau Padre" verteidigte er sich, noch bevor mein Onkel ihm seinen zugeteilten Mann überhaupt vorstellen konnte. „Hierbei geht es nicht um deine eigenen Fähigkeiten oder deine Stärke. Das hier ist gewiss nicht der richtige Moment für falsche Eitelkeit mein Sohn. Ich werde nicht zulassen, dass mein einziger Erbe einen Attentat zum Opfer fällt, nur weil du glaubt, es schon mit den großen Jungs aufnehmen zu können. Lorenzo wird bei dir sein, wann immer du das Haus verlässt. Ende der Diskussion"
Ich sah, dass Federico widersprechen wollte, doch er entschied sich im letzten Moment dagegen. Mit einem sehr unanständigen gemurmelten Fluch auf Italienisch verließ er das Zimmer, während Lorenzo ihm dicht auf den Fersen folgte.

„Alessia." jetzt war meine Mutter dran. „Dir brauch ich nicht erklären, wie ernst die Lage ist. Du kennst diese Situation aus unserer eigenen Jugend. Ich hatte gehofft, die Zeiten, in denen unsere Leben bedroht wird seien vorbei, doch da habe ich mich wohl leider getäuscht. Du kennst Gabriele, sein Vater hat früher schon für unseren gearbeitet. Er ist Familie, es gibt keinen der besser auf dich acht geben könnte." Meine Mutter trat vor, gab Gabriele die Hand und erkundigte sich nach seinen Eltern, die wohl inzwischen beide zurück nach Italien gegangen waren, wie ich dem Gespräch entnahm, dass die beiden führten, während auch sie das Büro verließen. Ich blieb allein zurück, lediglich mit meinem Onkel und Hunter, der mich seit ich angekommen war nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatte.

„Für dich habe ich mir bei der Auswahl des richtigen Beschützers besondere Mühe gegeben Giorgia." begann mein Onkel großspurig. Nur mühsam konnte ich ein Augenrollen unterdrücken. „Ich weiß das diese ganze Welt für dich neu ist, weil dein Vater dich sein Leben lang von deiner richtigen Familie und ihren Traditionen ferngehalten hat, deshalb will ich es dir so angenehm wie möglich machen, dich in die Strukturen und Pflichten einer Nachfahrin der Espositos einzufinden. Du hast erschreckend wenig Ahnung von der italienischen Kultur und der Art wie wir die Dinge hier regeln. Bitte versteh mich nicht falsch, ich mache dir keinen Vorwurf, immerhin war es nicht deine Entscheidung, uns fern zu bleiben. Du hattest nie die Chance dich für ins zu entscheiden, doch jetzt bist du hier. Ob du es willst oder nicht, du gehörst jetzt dazu Giorgia. Zu erst wollte ich dir einen meiner Männer geben, einen echten Italiener, der seit Jahrzehnten im Dienst der Familie steht, damit du lernst zu verstehen, was es bedeutet Teil dieser Welt zu sein, aber ich habe mich anders entschieden. Wir können es uns nicht leisten, dass es zu Missverständnissen kommt oder das du dich widersetzt, weil dir die, nennen wir es italienische Art, meiner Männer nicht passt. Ich muss deine Sicherheit garantieren, Giorgia und ich will das wir im selben Team spielen, zumindest was das angeht. Genau aus diesem Grund habe ich dir ein besonders Geschenk mitgebracht"

Mein Onkel nickte kurz, woraufhin Hunter gehorsam vortrat, ganz der Soldat der er war.
„Sein Name ist Hunter O'Brien, er ist ein Ex Navy Seal und einer der wenigen Amerikaner die für mich arbeiten. Sieh es als Friedensangebot meinerseits an ja? Ich will dir nicht schaden, Giorgia. Weder mit dem Umzug hier her, noch mit einen Personenschützer, ich will dich lediglich beschützen. Das ist alles." erklärte er mir ruhig und zum ersten Mal seit ich hier war glaubte ich ihm jedes Wort und begriff, das das hier keine Strafe war.
Es war die Art Zuwendung, die man als Mafia Boss an seine Familie gab. 
Es war seine Art mir zu zeigen, dass ich ihm wichtig war.

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt