Kapitel 61

65 3 0
                                    

Es war schwer zu sagen, wie viel Zeit vergangen war, als Hunter endlich zu mir zurück kam. In der ganzen Zeit, in der er weg war, hatte ich mich nicht bewegt. Ich lag noch immer genauso im Bett, wie ich mich hingelegt hatte.
Mein Blick war leer, die Tränen versiegt und mein Aten ruhig. Der Schock hatte mich sicher noch immer fest in seinem Griff, doch gerade genoss ich es, denn es fühlte sich alles so herrlich taub an. Doch die Taubheit verschwand, als ich Hunter ansah, denn in seinen Augen spiegelte sich das Grauen wieder, dass ich heute durchleben musste. Er blickte auf das Blut, das noch immer an der Seite meines Gesichts klebte und inzwischen verkrustet war. Er seufzte schwer, ein weiteres Zeichen, dass er meinen Anblick kaum aushielt, als er auf mich zu kam. „Kannst du aufstehen?" er hielt mir die Hand hin und als ich sie ergriff zog er mich mit sich. Er half mir aus Lornezos Jacke, die noch immer das einzige Kleidungsstück war das ich trug. Ich hatte einfach nicht die Kraft gefunden, mich selbstständig umziehen oder zu duschen.
Sein Blick verweilte für eine Minute auf meinem blutigen Gesicht, ganz sanft strich er ein paar Haare aus meinem Gesicht. „Lass uns dich unter die Dusche stellen, hm Red?" sagte er mit leiser Stimme, während er mich ins Badezimmer führte.

Er trug immer noch seine Kleidung, als er mich unter die Dusche schob, um das Blut von meiner Haut zu waschen. Aus irgendeinem Grund war es mir nicht unangenehm, weder das er mich wusch, noch das ich nackt war. Ich war einfach nur froh das er da war und die Kontrolle übernahm.
Mir entwich ein schmerzhaftes Zischen, als das heiße Wasser die Wunden traf, die der Feind meines Onkels an meinem Körper hinterlassen hatte. „Es tut mir leid, Red", flüsterte Hunter. „Es tut mir so leid." Seine Hand zittere, als er mit dem Schwamm vorsichtig das Blut abwusch, es schmerzte mich ihn so zu sehen. Meine Hand umschloss seine „Es ist nicht deine Schuld" Sofort schüttelte er wütend den Kopf „Natürlich ist es meine Schuld. Ich habe versprochen, dass ich dich beschützen würde. Ich habe versprochen, dass ich dich nicht in die Hände dieser Wichser kommen lassen würde, aber ich habe dich nicht beschützt. Ich habe versagt" zerfleischte er sich selbst. „Sei nicht so hart zu dir selbst. Du konntest nicht wissen das er einen von unseren eigenen Leuten dazu bringen würde mir das anzutun. Hier, in unseren vier Wänden. Es ist Niemandes Schuld" flüstere ich, weil ich ihm nicht die Schuld gab. Niemand konnte ahnen, dass das passierte.

Das Wasser um unsere Füßen war von meinem Blut purpurrot gefärbt. Er strich sanft durch mein Haar und ich lehnte mich in seine Berührung. Ich brauchte den Kontakt, um mich davor zu bewahren doch noch zusammenzubrechen.
„Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen", flüsterte ich. „Ich dachte, ich würde es nicht rechtzeitig zu dir zurück schaffen" weinte ich, erneut durchlebte ich dieses Grauen und ich fragte mich, ob ich es je vergessen könnte oder ob das von heute an ein Teil meines Leben sein würde.
„Es tut mir so leid, dass du das alleine durchmachen mussten, das wird nicht mehr passieren, ich schwöre es dir. Ich werde dir nicht von der Seite weichen, Red. Ich werde immer kommen um dich zu retten. Es gibt nichts auf dieser Welt, das mich davon abhalten könnte, zu dir zu kommen, wenn du mich brauchst"

Nach der Dusche trocknete er mich sorgfältig ab, ohne sich auch nur eine Sekunde mit seiner eigenen nassen Kleidung zu beschäftigen. Erst jetzt fielen mir seine aufgeschlagen Knöchel auf.
„Was ist mit dir? Bist du okay?" fragte ich, während er vor mir kniete und eines meiner Beine abtrocknete. „Nein", antwortete er ehrlich. „Nein, Ich bin nicht einmal in der Nähe von okay! Du wurdest verletzt. Ich hätte dich beschützen sollen. Ich hätte da sein sollen, ich hätte dafür sorgen sollen, dass du in Sicherheit bist. Ich habe dich im Stich gelassen, und ich weiß nicht, wie ich jemals wieder mit mir selbst leben werde, weil ich das zugelassen habe." Hunter schaute mich mit gequälten Augen und ich legte meine Hände an sein Gesicht. „Ich nehme an, du hast dafür gesorgt, dass der Typ bekommt was er verdient"
Mir war klar, dass er nicht bloß mit Alessandro geredet hatte, dafür musste ich seine aufgeschlagenen Knöcheln nicht mal sehen. Ich kannte ihn gut genug, ich kannte die Methode der Mafia und ich wusste, wie weit er bereit war für mich zu gehen, dennoch fuhr ich erschrocken zusammen als er sagte „Das habe ich, oh das habe ich definitiv. Obwohl ich mir rückblickend mehr Zeit hätte lassen sollen, aber ich war so blind vor Wut wegen dem was er getan hatte. Der Bastard hätte ruhig länger leiden können, bevor er starb" Seine Stimme war schockierend ruhig, für ihn war das keine große Sache.
Für mich schon.

„Er ist... er ist tot.?" haspelte ich ungläubig.
„Er hat versucht, dich zu vergewaltigen, er wollte dich entführen und wahrscheinlich auch töten. Natürlich ist er tot! Was hast du denn gedacht?"
„Ich weiß" beschämt sah ich runter. Da war sie wieder, meine alberne, jugendliche Naivität, die mich glauben ließ, dass hier wäre eine normale Familie und nicht ein krimineller Clan.
„Ich musste es tun. Ich kann nicht - ich kann nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Ich musste-" verteidigte er sich, doch das war nicht nötig. Naiv oder nicht, ich verstand warum er es getan hatte.
„Hey, hey! Schau mich an. Ich weiß, okay? Dieser Wichser wollte mich umbringen. Du hast mich gerächt. Ich bin nur... Scheiße. Ich bin nur schockiert, schätze ich"
„Aber du hast keine Angst?"
„Von dir? Niemals"
Er lächelte, stand auf und zog mich an sich. „Oh Red, das war alles was ich hören wollte." wisperte er an meine Lippen und dann küsste er mich.
Für den Bruchteil eine Sekunde hatte ich Angst, dass es sich anders anfühlen würde, dass sich die Erinnerungen dieses grausamen Tages in den Vordergrund drängen würden, doch das Gegenteil war der Fall. Sobald seine Lippen meine berührten fühlte ich mich seltsam befreit.
Ich hatte einen Blick in die Hölle bekommen, aber ich war geflohen, bevor sie mich mit hinab reißen konnte. Meine Verletzungen würden heilen, die äußeren wie die inneren und Hunter würde mir dabei helfen.
Plötzlich schoss mir eine Erinnerung durch den Kopf an etwas, dass ich mal zu ihm gesagt hatte und weil es gerade so passend war wiederholte ich die Worte dicht an seinen Lippen und mit einem Lächeln auf den meinen: „Du bist ein Magier, Hunter. Du bist ein verfluchter Magier. Du kannst machen das alles Böses verschwindet"

Cherry bomb Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt