Kapitel 36

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„Wir haben es geschafft!!! Wir sind endlich frei!!!" kreischte Alice, ehe sie den Champagnerkorken knallen ließ und um sich spritze, als hätte sie gerade ein Formel 1 Rennen gewonnen. Einige Spritzer landeten auf meinem sandfarbenen Satin Kleid, was sicherlich Flecken hinterlassen würde, doch ich verzieh ihr. Wir hatten uns alle die letzten Wochen sprichwörtlich den Arsch aufgerissen, um mit bestmöglichen Noten die Abschlussprüfungen zu schreiben, das wir uns ein wenig Exzess mehr als verdient hatten.
„Jetzt verspritzt doch nicht alles Gott verdammt! Ich will das Zeug noch trinken" maulte Coraline, ehe sie Alice den Champagner förmlich aus der Hand riss. Sie nahm einen großen Schluck, wobei ihr einiges am Kinn hinablief. „Hier Gigi den hast du dir verdient" sie reichte mir die Flasche und noch während ich trank fragte sie „Wegen heute Abend, sollen wir dich mit der Limousine mitnehmen oder holt Maddox dich ab?"
Bei ihren Worten verschluckte ich mich hustend. „Weder noch" nuschelte ich, als ich endlich wieder sprechen konnte. Coraline hob eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen „Was soll das denn heißen? Gott Gigi musst du immer so mysteriös tun? Sag uns einfach was Sache ist"

Ich hatte es in den letzten Tagen bewusst vermieden, den beiden von Maddox und meiner gewissermaßen erzwungenen Auszeit zu erzählen, weil ich zusätzlich zu dem ganzen Stress wegen den Prüfung nicht noch mit meinen Freundinnen über mein desaströses Liebesleben reden wollte.
„Maddox kommt nicht zu unsere Abschlussparty. Er ist bereits auf dem Weg an den Lake Michigan mit den Jungs. Er hat mich gefragt, ob ich mit kommen, aber ich konnte nicht. Der Abschluss und alles... es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt." erklärte ich kleinlaut.
„Und dann ist er einfach alleine gefahren? Ohne dich?" wiederholte Alice das offensichtliche. „Na das ist doch erst recht ein Grund, dass du mit uns fährst Süße. Du kannst doch nicht alleine zur Party gehen"
Mein Unbehagen wuchs. Erst nach einem weiteren sehr großen Schluck Champagner schaffte ich es den Mut aufzubringen ihr zur antworten. „Genau genommen tue ich das nicht. Ich gehe nicht allein auf die Party. Hunter wird mich begleiten"
Alice und Coraline klappte nahezu synchron der Mund runter. „Als dein Date?!" kreischte Alice, die es als erste der beiden schaffte, ihren Mund wieder für etwas anders zu benutzen außer mich schockiert anzustarren.
„Gott nein natürlich nicht. Er ist mein Bodyguard schon vergessen? Daran hat sich nichts geändert." zischte ich, weil mir ihre Sensationsgeilheit gegen den Strich ging.
„Und jetzt gehst du auf die wohl wichtigste Party deines jungen Lebens mit diesem unfassbar attraktiven wie faszinierend Bild von einem Mann anstatt mit deine tatsächlichen Freund. Man dein Leben ist echt hart Süße. Du armes armes Ding. Was eine Schande, dieses besondere Erlebnis an jemanden wie Hunter zu verschwenden, für den du keinerlei Gefühle hegst. Wie schade das dein Maddy nicht da ist... wirklich ärgerlich" zündelte Coraline weiter, was die beide wie zwei zufrieden dicke Katzen grinsen ließ.
„Ihr seit fürchterlich wisst ihr das" maulte ich sie an, doch sie grinsten unentwegt weiter. „Mag sein, aber genau deshalb liebst du uns" erwiderte Alice keck, woraufhin ich meine Tasche schnappte, den Champagner auf die Mauer stellte und meinen beiden Freundinnen den Mittelfinger zeigte ehe ich mich verabschiedete „Wir sehen uns dann im Club."

Ein leise, aber energisches Klopfen und ein hektischer Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich spät dran war. „Herein Gott verdammt!" fluchte ich wenig damenhaft. Die Tür wurde geöffnet und Hunter kam mit einem schelmischen grinsender herein. Zumindest nahm ich an, dass er grinste, denn auch wenn ich ihn aus meinem Ankleidezimmer heraus nicht sehen konnte, hörte ich es an seiner Stimme als er sagte „Wow, das mit den höflichen Begrüßungen hast du echt drauf Red. Lernt man das in der Sonntagsschule?"
Ich streckte lediglich meinen Kopf aus dem Zimmer und warf ihm einen Todesblick zu „Spar dir deine dummen Witze ok? Ich habe keine Zeit für sowas. Ich bin spät dran"
Das Knarzen meiner Matratze verriet mir, dass er sich wohl hingesetzt hatte. „Ich weiß, deshalb bin ich ja hier. Du wolltest um halb 10 los, das hast du mir ungefähr 100 mal gesagt. Dabei hattest du diesen niedlichen Blick drauf, von dem du denkst, er macht mir Angst. Tut er übrigens nicht, nur fürs Protokoll. Und du hast mir gedroht, das du mich unbringst wenn ich zu spät bin, weil du es hasst unpünktlich zu sein. Tatsächlich war ich sogar über pünktlich falls es dich interessiert, ich warte seit 15 Minuten unten am Wagen auf dich, ganz vorbildlich. Ich hab mir sogar extra ein frisches Hemd angezogen, damit ich nicht negativ zwischen all den Kids und ihren Designer Klamotten auffalle. Ich habe mich an deine Vorgaben gehalten Red, weil ich weiß wie wichtig dieser Abend für dich ist und du? Du bist scheinbar noch nicht mal angezogen oder warum versteckst du dich in deinem Kleiderschrank vor mir?" noch immer klang er belustig, doch seine Worten erwärmten trotzdem mein Herz. Er konnte so aufmerksam und einfühlsam sein, wenn er denn wollte, dass ich oft vergaß, das er nur seinen Job machte. Daran musste ich mich immer wieder selbst erinnern. Er war nicht mein Freund oder gar mein Date, er war mein Bodyguard. Er war nicht freiwillig heute hier, sondern weil mein Onkel ihn dafür bezahlte.

„Ich war pünktlich fertig. Meine Haare und mein Make-up sind nicht nur perfekt sondern auch seit 1 Stunde fertig. Es liegt an diesem verfluchten Kleid. Ich bekomme es nicht zu!" jammerte ich. Mit meinen Händen hielt ich den dünnen Stoff vor meinen Brüste fest und trat aus dem Ankleidezimmer hinaus ins Schlafzimmer, wo Hunter wie vermutet auf meinem Bett saß.
„Kannst du mir bitte mit meinem Reißverschluss helfen?" Hunter schluckte, während sein Blick etwas zu lange und zu intensiv über mich glitt. Ich sah wie sein Adamsapfel hüpfte, als er sich schließlich räusperte „Sicher, Red. Dafür bin ich da oder?" Langsam stand er auf, die wenigen Schritte, die er vom Bett bis zu mir zurücklegen musste, kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Er hatte nicht übertrieben, er hatte sich ganz offensichtlich wirklich Mühe gegeben und sich in Schale geworfen, um nicht aufzufallen. Um ihn nicht noch länger anzustarren, drehte ich mich um. Mein nackter Rücken war ihm jetzt zugewandt, was selbstredend nötig war, um den Reißverschluss zu schließen, doch ich war auch froh über die Distanz die es mir zu ihm brachte. Mit meiner linken Hand umfasste ich meine Haare, die ich in perfekte Locken gelegt hatte, nahm sie zur Seite über meine Schulter, damit Hunter sie nicht aus Versehen im Reißverschluss einklemmte und wartete bis ich seine Finger auf meiner Haut spürte, wie sie unerträglich langsam und gleichzeitig nicht langsam genug von meinem Nacken aus an meinen Rücken hinab strichen.
„Du siehst absolut umwerfend aus, Giorgia. Ich werde heute Abend beide Hände voll zu tun haben, um all die Typen von dir fernzuhalten und ich werde es genießen. Jede einzelne Minute davon." erklang seine Stimme verräterisch rau und viel zu dicht an meinem Ohr. Soviel zur Distanz.
„Äh danke. Aber ich werde noch besser aussehen, wenn das Kleid endlich zu ist und es richtig sitzt. Kannst du jetzt den Reißverschluss schließen? Wir kommen wirklich zu spät"
Hunter murmelte zustimmend, dann umschlossen seine Finger endlich den Zipper des Reißverschluss und ich wollte schon erleichtert durchatmen, dass dieser viel zu intime Moment gleich überstanden wäre, als ich spürte, wie das Kleid lockerer anstatt fester wurde. Mein Gesicht wurde heiß, als mir klar wurde, was das bedeutet.
Er schloss den Reißverschluss nicht.
Er öffnete ihn.
„Nach oben Hunter!" wies ich ihn streng an, doch meine Stimme klang alles andere als streng, sie klang so weich und zittrig wie meine Knie waren, seit seiner Finger meine Haut berührt hatte.
Er stoppte sofort, dann erwiderte er fahrig „Oh, ja richtig. Natürlich." und schloss den Reißverschluss endlich. Ich ließ geräuschvoll die Luft aus, die ich unbewusst angehalten hatte. „Lass uns endlich in den Club. Ich brauche ganz dringend einen Drink" erklärte ich viel zu ehrlich, doch statt mich zu tadeln murmelte er „Oh ich auch, Red. Ich auch"

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