Kapitel 79

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Erst als wir in seinem alten Pick-up saßen und die Landstraße aus dem kleinen Städtchen hinaus fuhren wurde mir so richtig bewusst, was das für uns bedeutet. Zurück zukehren in die echte Welt würde bedeuten, dass wir nicht mehr so zusammen sein konnten wie wir es in diesen letzten, absolut perfekten Tagen hier gewesen waren. In seinem Zuhause war Hunter ein anderer Mann gewesen. Fern ab von dem Grauen meiner Familie schien es so, dass nicht nur ich mich besser fühlte, sondern er auch. Er war so anders gewesen, so locker und so zufrieden dass es mir für ihn fast mehr leid tat, dass es so schnell endete, als es mir für mich selbst leid tat. In dieses wenigen Tagen hatte ich einen Blick auf den Mann bekommen, der er sicher mal gewesen war, bevor er seine Seele sprichwörtlich an den Teufel verkauft hatte. Ich sah den Mann, der sich im selben Alter wie ich es jetzt war, dazu entschieden hatte, sich in den Dienst seines Landes zu stellen, um die Menschen zu beschützen und den Frieden zu waren. Ich sah die Version eines Mannes, den es nicht mehr geben würde, sobald wir die Stadtgrenze von Chicago passiert hätten. Und noch etwas würde es dann nicht mehr geben. Uns.

Zumindest nicht so wie es uns in den letzten Tagen gegeben hatte. Ich hatte keine Ahnung wie es weiter gehen würde, wenn wir zurück wären. Wir würden zusammen in das Safehouse ziehen, was immerhin hieß, dass er bis auf die nächsten Stunden oder maximal einen Tag, bei mir bleiben würde. Wir würden zusammenleben, so wie in seiner Hütte und doch wäre es ganz anders. Denn das Safehouse gehörte meinem Onkel, was mich regelrecht in Panik versetzte, denn wenn er dort wieder an seiner albernen Regel festhalten würde, dass er mich unter dem Dach meines Onkels nicht berühren würde, würde ich sicherlich den Verstand verlieren. Ihm so nah zu sein ohne ihm nahe zu sein würde mich durchdrehen lassen, das wusste ich. Ich spürte es jetzt schon, je länger ich hier mit ihm in diesem Auto saß, wurde mein Verlangen nach ihm immer größer und ich schaffte es kaum noch ruhig zu sitzen. Es war verrückt, immerhin war das hier alles immer noch absolutes Neuland für mich, doch mein Körper schien intuitiv zu wissen, was er brauchte. Der Gedanke daran, dass all das, was wir in den letzten Tagen getan hatten, diese neue Welt die sich gerade erst für mich aufgetan hatte, jetzt schon vorbei sein könnte, bevor sie richtig begonnen hatte versetze mich regelrecht in Panik. Ich wollte ihn noch ein letztes Mal spüren, nur für den Fall das er wirklich wieder an seiner alten Regel festhalten würde. Dummerweise wusste ich nicht, wie ich das anstellen sollte. Sollte ich ihn einfach fragen?
Schnell schüttelte ich innerlich den Kopf. Gott allein die Idee war peinlich. Was sollte ich den Fragen? Willst du noch mal vögeln bevor wir in Chicago sind? Das war lächerlich, ich war lächerlich.

Ich musste wohl unbemerkt ein theatralisches Stöhnen von mir gelassen haben, denn plötzlich lag Hunters Hand auf meinem Oberschenkel und er drückte leicht zu. „Ist alles ok? Du wirkst irgendwie... angespannt? Nein nicht angespannt, eher...verzweifelt?"
Verzweifelt.
Das war verletzend, traf es aber eigentlich ziemlich gut. „Ja ja alles gut" ich wedelte abweisend mit der Hand, was Hunter leise lachen ließ. „Ist klar, Red." Er schüttelte noch belustig den Kopf, dann sah er zurück auf die Straße. Seine Hand blieb auf meinem Oberschenkel, doch sie lag nicht mehr still. Sie strich sanft hinauf, immer weiter, doch nie weit genug, bevor sie wieder ihren Weg hinab bis zu meinem Knie nahm. Sechsmal ließ ich dieses Spiel über mich ergehen, ehe ich ihn ansah und begriff das es tatsächlich ein Spiel war. Hunter tat es mit Absicht. Immer wieder war er kurz davor mich tatsächlich dort zu berühren, wo ich es so dringend brauchte, doch nie tat er es, weil es nicht sein Ziel. Er wollte mich ärgern, er wollte mich provozieren, um zu sehen, ob er richtig lag mit dem was er offensichtlich vermutete. Konnte er wirklich ahnen, dass ich so, wie hatte er gesagt, verzweifelt war, weil ich mit ihm schlafen wollte?

Als er zum achten Mal hinauf fuhr, beschloss ich nicht mehr nur ein passiver Teil dieses Spiels zu sein, sondern mich aktiv daran zu beteiligen. Nervös, weil ich nicht mal Ansatzweise die Regeln eines solchen Spiels kannte biss ich mir auf die Lippen und beschloss dann, das Risiko einzugehen. Was sollte schon passieren, immerhin hatte ich nichts zu verlieren oder? Also öffnete ich ein paar Knöpfe meiner Bluse und fing an mir mit einer Hand selbst meine Brüste zu streicheln. Hunter schaute interessiert zu mir rüber und an seinem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass es ihm gefiel. Sehr sogar. Er beobachtet mich so aufmerksam, dass ich kurz Angst hatte, dass seine Konzentration nicht mehr für den Verkehr ausreichte, weshalb ich stoppte. „Hör nicht auf, Red" knurrte er sofort, als meine Hand von meiner Brust verschwand. „Mach jetzt keinen Rückzieher, bitte. Deine kleine Show ist zu gut, ich will nicht das sie schon endet. Ich will sehen wie sie weitergeht und wohin sie führt. Mach weiter, Red. Für mich"

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